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In der neuen Folge des Podcasts „Out of Bounds“, den Frankfurt Galaxy Sportdirektor Thomas Kösling gemeinsam mit Marie Sommer produziert, spricht Kösling offen über die strukturellen Herausforderungen des europäischen Footballs und findet dabei deutliche Worte. Im Zentrum seiner Ausführungen steht die Diskrepanz zwischen Anspruch und Realität für Homegrown-Spieler und Coaches.
„Ich glaube, im Endeffekt sind wir uns einig, es kommt auf die finanziellen Möglichkeiten an. Es gibt sehr, sehr viel Talent in Europa. Das Problem ist, die europäischen Spieler können es nicht professionalisieren.“
Sportdirektor Thomas Kösling

Als Beispiel nennt Kösling sich selbst. Er war vier Jahre der Head Coach der Frankfurt Galaxy und kennt die Doppelbelastung, da er selbst einen Vollzeit-Job als Polizei-Beamter hat.
„Ich kann nicht hier Head Coach sein, weil ich nicht professionell Head Coach sein kann. Klar könnte ich es, aber dafür müsste ich meinen Job aufgeben, der mir bei allem Respekt, aber eine finanzielle Sicherung gibt, die mir Football nicht geben kann.“
Diese Herausforderung betrifft jedoch nicht nur ihn, sondern vor allem die lokalen Spieler:
„Und das Problem haben ja die Homegrown-Spieler auch. Von daher ist es einfacher, Imports zu holen, die hier für fünf Monate kommen, die jetzt auch nicht die Welt verdienen, aber die sind dann eher voll auf Football fokussiert.“
Die Kaderregelung der ELF lässt aktuell zehn internationale Spieler pro Team zu – vier Amerikaner und sechs europäische Imports. Kösling betont:
„Du baust dein Team um Homegrowns auf, das musst du. Du hast nur zehn internationale Plätze, wir haben es schon mal gesagt, vier Amerikaner meistens und sechs noch international. Der Rest sind Homegrown-Spieler.“
Doch mit steigenden Anforderungen an Trainingsumfang und Verfügbarkeit geraten viele lokale Spieler und Trainer an ihre persönlichen Grenzen:
„Aber je mehr wir verlangen, wir sehen das ja, viermal die Woche Training, Meetings oder so, umso mehr gute Spieler kommen privat an ihre Grenzen, ob sie wollen oder nicht. Umso mehr Coaches kommen an ihre Grenzen, ob sie wollen oder nicht, weil einfach Familie und Job woanders zu Recht auch eine höhere Wertigkeit im Leben haben, weil das halt ihr Leben ist.“
Die Lösung sieht Kösling in einer professionellen Basis, doch diese ist noch nicht erreicht:
„Und solange die Teams in dieser Liga es sich nicht leisten können, diesen Spielern finanziell wirklich das Standbein zu sichern, sodass sie sich nur auf Football konzentrieren können, werden wir nicht professioneller werden. Das geht gar nicht.“
Er beschreibt einen Alltag im Coaching, der von Improvisation in Bezug auf die Verfügbarkeit geprägt ist:
„Man ist wirklich wie in einem ständigen Suchen, wo man Löcher stopft und hofft: Okay, sind jetzt alle da? Sind jetzt nicht alle da?“
Zwar lobt Kösling die Einsatzbereitschaft der aktuellen Spieler, doch zugleich warnt er:
„Die Jungs, die das hier machen, sind schon „Die Jungs, sind schon sehr kompetent, sind schon die Besten. Aber jedes Jahr fallen dir von denen auch welche weg und so viele kommen aktuell noch nicht nach, die das auffangen.“
Sein Fazit fällt klar aus:
„Von daher glaube ich, ist der Schritt, eine Homegrown-Liga zu bleiben meiner Meinung nach, wenn man besser, professioneller und vielleicht noch mehr Menschen ansprechen will, fast nicht möglich, weil der Aufwand inzwischen im Verhältnis zum Nutzen stark an seine Grenzen stößt.“
Kösling will dabei keine rein importbasierte Liga, sieht aber eine mögliche Lösung in einem Modell nach kanadischem Vorbild:
„Ich glaube, das möchte ich auch sagen: Ich bin auch kein Freund davon, jetzt zu sagen, jedes Team hat 30 Amerikaner oder so. Aber vielleicht ist das CFL-Modell irgendwann relevant, dass man sagt, anstatt auf zehn Internationale Spieler zu begrenzen muss man vielleicht auf dem Spiel verpflichtend drei, vier Homegrowns oder so haben.“
Seine Einschätzung zur weiteren Entwicklung ist eindeutig:
„Das wäre vielleicht eine Möglichkeit, das ein bisschen einzugrenzen und die Qualität trotzdem aufrechtzuerhalten. Aber eine weitere Entwicklung wird so, meiner Meinung nach, sehr, sehr schwer.“