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Just Shots

Die Vienna Vikings sind eine der Erfolgsgeschichten der European League of Football. Sie gehören zu den besten Teams der Liga und von organisatorischen Problemen hört man nie etwas. Das liegt vor allem an den Menschen, die im Hintergrund dafür sorgen, dass alles rund läuft. Einer von ihnen ist Lenard Oberladstätter. Der „Football Operations Director“ des Wiener Franchises spricht mit Foot Bowl über die Ansprüche innerhalb der Organisation, McDonalds und eine mögliche Kooperation mit den Indianapolis Colts.

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Wie ist die genaue Rollenverteilung zwischen Ihnen und Head Coach Chris Calaycay?

Wir haben ein System, wie es an den meisten Colleges üblich ist. Nicht wie in der NFL, wo ein General Manager, der nicht der Coach ist, bei wichtigen Spielerentscheidungen mitredet. Bei uns hat der Chris sportlich immer das letzte Wort. Er entscheidet, welche Spieler wir verpflichten, mit wem wir verlängern und so weiter. Trotzdem braucht es jemanden, der einen anderen Blickwinkel darauf hat. Jemand, der sich um das Administrative kümmert. Jemand, der die Verträge mit dem Trainerstab abschließt. Deshalb teilen wir uns das auf. Chris erledigt das Scouting. Von meiner Seite aus sind es dann die Vertragsverhandlungen, die Verträge und die Durchführung der ganzen Sachen. Zum Beispiel das Einfliegen, die Unterbringung und die Aufenthaltsgenehmigung für einen Importspieler.

Auch in dieser Saison gab es bei manchen Franchises Probleme. Wie komplex ist die Organisation für das Team, insbesondere in einer internationalen Liga wie der ELF?

Ja, sehr. Viele Leute denken, dass wir von Ende Mai bis Ende September Saison haben und dann liegen wir am Strand oder am Pool. Wir sind ein relativ kleines Team bei den Vikings. Ich glaube sogar kleiner als bei den meisten anderen Franchises. Wir haben vier Vollzeitmitarbeiter, inklusive Chris. Es gibt also immer etwas zu tun. Die Prozesse müssen früh gestartet werden, sodass alles klappt – vor allem bei den Imports für Visa, Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigungen. Das ist alles sehr langfristig zu planen. Was es halt noch komplexer im Vergleich zu AFL-Zeiten macht, ist die größere Anzahl an Imports. Das ist jedoch etwas, was so eine Position, wie ich sie jetzt habe, erst möglich macht. Dass es ein Vollzeitjob ist. Früher war das einfacher. Dazu kommen natürlich die ganzen Reisen, die jetzt aufwendiger sind, weil wir zum Teil auch Flugreisen haben und viele Leute bewegen müssen. Also ich habe wirklich vor jedem Respekt, der in einer ELF-Organisation arbeitet, weil ich glaube, dass wir alle auf einem ziemlich hohen Niveau arbeiten und das eigentlich mit ziemlich wenig Personal.

Welche Ansprüche gibt es in dieser Hinsicht bei den Vikings?

Mir ist es vor allem ein großes Anliegen, dass wir unseren Spielern, egal ob Homegrown oder Import, einfach das beste Erlebnis bieten. Dieses Jahr haben wir etwa eingeführt, dass alle Imports bei uns einen „Mealplan“, also zehn Mahlzeiten pro Woche zur Verfügung gestellt bekommen. So müssen sie sich keine Sorgen machen, dass sie nach dem Training um 22 Uhr nach Hause kommen und kochen müssen. Die meisten würden nämlich bei McDonalds landen und das wäre nicht optimal. Wir haben das auch auf einige Homegrowns ausgeweitet, die einfach schon lange dabei sind und sich etabliert haben. Also der Anspruch ist, dass sich die Leute wohl fühlen. Wir haben ein sehr gutes Mannschaftsgefüge, eine gute Mannschaftschemie und das erstreckt sich auch auf das Management. Wir verstehen uns mit den Spielern sehr gut. Die Spieler sind alle gerne hier und wir versuchen alles zu tun, dass sie auch die beste Zeit beim Football haben. Für viele ist es immer noch ein Hobby.

Die Vikings haben am Sonntag die Möglichkeit, ihren zweiten ELF-Titel in drei Jahren zu gewinnen.
Foto: Sarah-Philipp

Was ist dabei die größte Herausforderung?

Der Stress während der Saison, von Gameweek zu Gameweek. Man darf die Dinge nicht vergessen, die die ganze Saison über laufen und dadurch vielleicht in den Hintergrund treten. Die sind nämlich wirklich notwendig, damit man am Wochenende spielen kann. Auch die Qualität muss dabei für die Spieler hoch bleiben, damit sie sich wertgeschätzt fühlen. Es ist also wichtig, dass man das im Auge behält, auch wenn es noch zehn andere Dinge auf der To-Do-Liste gibt, die man erledigen muss, bevor man in den Flieger steigen kann.

Wie wichtig ist die organisatorische Unterstützung für das Team? Welche Rückmeldungen bekommen Sie von den Spielern?

Wir hören auch auf unsere Spieler. Der Mealplan war etwa die Idee von Aleksandar Milanovic. Er hat sich das gewünscht. Dann habe ich mich in der Offseason hingesetzt und ein paar Tage geschaut, wie man das am besten umsetzen kann. Das kam super an. Das ist auch das, was ich vorhin gemeint habe, als ich von Connections zwischen Spielern und Management/Coaches gesprochen habe. Es ist einfach sehr wichtig, dass man miteinander redet. Dann weiß man nämlich, was der andere braucht und kann es viel besser umsetzen. Deshalb bin ich auch immer dankbar, wenn Spieler das Gespräch suchen. Wir haben auch die Appartements, die wir für die Imports haben, verbessert. Das war ein großer Schritt. Ja, du bist oft im Training und ja, du bist oft auf der Ravelin (Vikings Trainingszentrum, Anm. d. Red.) für Meetings etc., aber als Import verbringst du auch relativ viel Zeit zu Hause und da ist es auch wichtig, sich dort wohl zu fühlen. Auch unser Owner Robin Lumsden hat sich sehr dafür eingesetzt, dass wir den Spielern einfach ab und zu mit kleinen Goodies unsere Wertschätzung ausdrücken. Wir haben vor der Saison alle Oakley-Brillen bekommen. Ebenso die Tissot-Uhren, die wir alle vor kurzem bekommen haben. Damit zeigt man auch, dass die Spieler nicht nur Spieler sind, sondern dass man auch von ganz oben den Teamgedanken teilt.

Wie unterscheidet sich die Vikings-Organisation strategisch von den anderen Teams?

Der wichtigste Faktor bei uns ist einfach, dass wir aufgrund des Vereins AFC Vienna Vikings darauf vertrauen können, dass wir Spieler für eine lange Zeit haben. Diese bilden dann eine Teamkultur, die stabil ist. Ich kenne die genaue Zahl nicht, aber von der Mannschaft, die 2022 das Championship Game gewonnen hat, sind noch rund 30 Leute dabei. Das ist schon eine ganze Menge. Wir haben in den zwei Offseasons, die wir nun in der ELF sind, nur einen Spieler an ein anderes Team verloren. Und das war Sebastian Huber, der zum studieren nach Tirol gegangen ist. Ansonsten sind im Prinzip alle geblieben. Es sei denn, sie haben ihre Karriere beendet. Aber das ist, glaube ich, das Wichtigste. Wir haben eine stabile Homegrownbase. Die Spieler kennen sich, seit sie acht Jahre alt sind, wie eben bei den Raiders. Deswegen fällt es uns auch leicht, die Importspieler zu integrieren. Wir haben etwa Eltern von Homegrowns, die die Imports alle zusammen zum Essen einladen oder Homegrowns, die mit den Imports golfen gehen. Von unseren Imports, die vorher woanders gespielt haben, habe ich auch schon mitbekommen, dass es teilweise in den Mannschaften so ist, dass sich immer nur die Imports untereinander treffen. Das ist bei uns nicht der Fall.

Foto: Just Shots

Inwiefern hat der Name „Vienna Vikings“ Einfluss auf die Verpflichtung oder das Halten von Spielern?

Weil das Franchise natürlich gleich heißt wie der Verein, gehen Spieler, die beim Verein angefangen haben und groß geworden sind, auch direkt über – wie eben auch bei den Raiders. Ebenso hat man mit der Logoänderung in dieser Offseason gesehen, dass die Identität die gleiche bleibt. Egal, was der Name oder das Logo ist. Das mit der Logoänderung war aber ein guter Schritt, um uns nicht nur in Wien etwas erkennbarer zu machen, sondern um uns eine eigene Identität zu schaffen. Ich glaube auch, dass es dann für Spieler aus den umliegenden Vereinen einfacher ist, sich uns anzuschließen. Bei Imports, die schon in Europa waren und sich auskennen, wie etwa Exavier Edwards oder Reece Horn, spielt es eine Rolle. Die kennen die Vikings als Marke und wissen, dass wir historisch gesehen erfolgreich sind und als Organisation einen guten Ruf haben.

Die Importregelung ist gerade nach dieser Saison wieder in aller Munde. Wie würde es sich auf das große Ganze auswirken, wenn vermeintlich schlechtere Teams mehr Importspots bekommen würden und vermeintlich bessere weniger?

Es ist ja immer wieder die Rede davon, dass die ELF die Importplätze reduzieren will. Meiner Meinung nach wäre das für Österreich im Vergleich zu anderen europäischen Mitbewerbern gar nicht so schlecht. Das Niveau der Homegrown-Spieler in Österreich ist einfach sehr hoch. Daher ist es auch kein Wunder, dass die Vikings und Raiders immer so gut und erfolgreich sind. Auf der anderen Seite würde ich es eigentlich charmanter finden, wenn man die Anzahl der Importplätze erhöhen würde. Denn wo wir hinkommen sollten, ob in fünf, zehn oder fünfzehn Jahren, ist, dass alle Europäer Homegrown sind und der Rest Imports. Aber dafür muss natürlich sehr viel passieren. Dazu muss jeder auch die finanzielle Möglichkeit haben, das hauptberuflich zu machen. Sonst geht das nicht. Deswegen wird das sicher noch lange dauern. Um jetzt vermeintlich schwächere Teams, die auch nicht den Homegrown-Pool haben, kurzfristig besser zu machen, ist die Überlegung für mehr Imports sicher richtig. Ich denke nur, das löst das Problem nicht wirklich. Es behandelt zwar die Symptome, geht aber nicht an die Wurzel. Man muss in den Nachwuchs investieren. Für ein paar Jahre kann man sicherlich mit einem zusätzlichen „A“ aushelfen, aber am Ende hast du einen Homegrown-Anteil von rund 85 Prozent. Und wenn man da nichts macht, wird es schwierig.

Ist eine Partnerschaft mit einem NFL- oder College- Team geplant?

Da ist auf jeden Fall Robin engagiert. Er ist selbst Stanford-Absolvent. Er hat gute Kontakte zu den LA Chargers. Auch mit dem Bernhard Raimann, der ja Vikings-Spieler war und hier mit Football angefangen hat. Da sind wir natürlich froh, dass die Indianapolis Colts die Markenrechte in Österreich und Deutschland haben. Also wollen wir auf jeden Fall mit den Colts zusammenarbeiten, weil es eben den Österreichbezug mit dem Bernhard gibt. Ansonsten haben wir auch einen relativ guten Austausch mit der Universität unseres Quarterbacks. Die machen etwa am Wochenende eine Watchparty für das Finale. Das ist zwar dort um 8:30 Uhr in der Früh, aber das sind einfach Freunde und Teamkollegen von ihm, die mit dem ganzen Team im Besprechungsraum das Spiel verfolgen werden.

Welche konkreten Schritte zur weiteren Professionalisierung der Vikings sind angedacht?

Im Moment sind wir ja semiprofessionell. Die zehn Importspieler sind angestellt, aber nur für den Zeitraum der Saison. Es gibt also eigentlich keinen Spieler, der rund um die Uhr sein Geld damit verdient. Das ist auf jeden Fall ein Schritt. Gerade bei den Imports. Deswegen hat man teilweise auch wenig Imports, die wieder kommen, weil die Frage ist, wie finanziere ich meine Offseason? Ansonsten ist es klar, dass die Homegrowns in den nächsten Jahren einfach mehr verdienen müssen. Das Ziel muss sein, dass wir dahin kommen, wo der Fußball ist – abgesehen von den Millionengehältern. Irgendwann muss es einfach zum Leben reichen. Wir haben als Organisation mit dem Mealplan und den besseren Unterkünften bereits gute Schritte getätigt. Aber im medizinischen Bereich können wir noch besser werden. Das werden wir auch in dieser Offseason angehen. Damit wir Verletzungen einfach noch besser vorbeugen und die Genesung beschleunigen können.

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