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Hannes Jirgal

Es ist wieder soweit! Zur Halbzeit der ELF-Saison 2024 steht ein absoluter Kracher vor der Tür. Denn am siebten Spieltag laden die Raiders Tirol die Vienna Vikings zum zweiten und finalen „Battle of Austria“ dieser Saison ein. Eine Rivalität, die laut Raiders General Manager Ulz Däuber wieder zu einer Rivalität gemacht werden muss.

Gelingt den Raiders nun ihr erster ELF-Sieg gegen die Vikings?
Foto: Svenja Sabatini

Das Hinspiel in Wien konnten die Violetten ebenso wie alle anderen österreichischen Duelle für sich entscheiden. Mit einer 27-6 Niederlage schickte das Team von Head Coach Chris Calaycay die Raiders zurück nach Tirol. Seit der Aufnahme in die European League of Football ist diese Begegnung eine einseitige Angelegenheit. Fünf Siege aus fünf Spielen stehen für die Hauptstädter zu Buche. Auch wenn diese jahrzehntelange Rivalität natürlich schon aus AFL-Zeiten historisch bedingt ist, fühlt es sich für die Verantwortlichen der Raiders noch nicht wirklich nach einer Rivalität an – zumindest nicht in der ELF:

„In der ELF ist es bis jetzt noch keine Rivalry. In der ELF haben uns die Vikings bis jetzt immer in den Hintern getreten. Das muss man ganz ehrlich sagen. Wir müssen es zu einer Rivalry machen.“

Ulz Däuber im Pressegespräch vor dem Spiel

Auch wenn die bisherige Bilanz nicht für die Raiders spricht, könnten die beiden Teams laut Statistik nicht näher beieinander liegen.

Zahlen lügen nicht

Mit Blick auf die Zahlen werden sich die beiden Teams auf Augenhöhe treffen. Die Offensivleistungen beider Mannschaften balancieren sich perfekt aus. Beide österreichischen Teams erzielten bisher die meisten total Yards der Liga, wobei die Vikings (2507) gegenüber ihren Landsleuten (2373) die Nase vorn haben. Allerdings haben die Tiroler insgesamt mehr Punkte erzielt.

Die große Stärke der Raiders liegt in dieser Saison im Laufspiel. Mit ihren Runningbacks Tobias Bonatti und Lukas Haslwanter führen sie die Liga in der Kategorie Rushing Yards (1236) an. Allein vergangenes Wochenende gegen die Barcelona Dragons waren die beiden Spieler für insgesamt 299 Yards am Boden verantwortlich. Dass man sich um den gegnerischen Lauf kümmern muss und dazu auch in der Lage ist, weiß Head Coach Chris Calaycy:

„Wir müssen den Lauf stoppen und kontrollieren. Sie vertrauen sehr auf Bonatti und Haslwanter. Das Run Game und die Trenches sind die offensichtlichen Schwerpunkte. Aber wenn man sich unsere Defensive Line anschaut, sind wir auch sehr physisch unterwegs. Wir werden physisch spielen. Mit uns müssen sie also auch erstmal klar kommen.“

Chris Calaycay im Pressegespräch vor dem Spiel

Die Vikings hingegen stehen bei den Passing Yards (1679) an Liga-Spitze. Mit Reece Horn und Noah Touré befinden sich gleich zwei ihrer Receiver unter den Top sechs der Spieler mit den meisten Receiving Yards. Dies ist umso beeindruckender, wenn man bedenkt, dass bei den Vikings verletzungsbedingt bereits vier verschiedene Quarterbacks den Ball geworfen haben.

„Wir müssen auch von den Matchups profitieren, die wir haben. Ich glaube stark, dass wir einen der besten, wenn nicht den besten Receiving Corps der Liga haben. Wir müssen diese Matchups finden und daraus Kapital schlagen.“

Chris Calaycay

Auf der defensiven Seite des Balls haben die Raiders einen leichten Vorsprung. In den Kategorien zugelassene Yards und zugelassene Punkte liegen sie, wenn auch nicht viel, vor ihren Rivalen. Dafür haben die Vikings die bessere 3rd Down Percentage.

Aber in der wichtigsten Kategorie liegen eben die Vikings vorne: die weiße Weste im „Battle of Austria“.

Raiders wollen das ändern

Die Tiroler wollen nun endlich ihren ELF-Fluch brechen und ihren ersten Sieg gegen die Vikings einfahren. An der Motivation dazu mag es wohl nicht scheitern:

„Vor allem bei den Homegrown-Spielern bei uns im Team brauchst du keine Motivationsrede. Die kennen diesen Gegner ja schon von klein auf. Ich denke auch, dass wir eingespielter sind als vorher. Im Großen und Ganzen sind wir mehr zusammengekommen. Also dazu muss man gar nichts sagen – hier geht es um Bragging-Rights. Die Lila Kuh muss wieder schwarz werden.“

Ulz Däuber

Doch wie sehr nagt es an den Spielern, in diesem Duell noch sieglos zu sein?

„Da ich gegen einige dieser Jungs schon seit zehn Jahren spiele, ist das hier natürlich viel persönlicher als andere Spiele. Mit der ganzen Geschichte ist es gegen die Vikings jedes Mal was ganz Besonderes. Darum sitzt der Stachel sehr tief. Vor allem, wenn ich mir von den Jungs im Nationalteam wieder was anhören lassen kann im Oktober.“

Raiders Tirol Defensive Back Vincent Müller gegenüber Foot Bowl

Noch bevor beide Vereine in die neue europäische Liga eingestiegen sind, gaben allerdings die Raiders den Ton an. Fünf der letzten sechs österreichischen Meisterschaften, an denen beide Teams teilnahmen, gingen nach Tirol. Seit Gründung der zwei ELF-Franchises hat man jedoch das Nachsehen. In der ersten Saison stolperte man gerade noch in die Playoffs. Im vergangenen Jahr verpasste man diese. Die Vikings hingegen feierten in ihrer ersten Spielzeit den Gewinn der Meisterschaft. Im zweiten Jahr war nach einer ungeschlagenen regulären Saison erst im Halbfinale Schluss. Coach Calaycay weiß ganz genau, warum sein Team in der ELF bislang erfolgreicher war als das der Raiders:

„Ich bin überzeugt, dass wir die besten Homegrown-Spieler der Liga haben. Auch wie unsere Captains und unsere Kultur die unterschiedlichsten Spieler akzeptiert. Wir können Phasen mit vier verschiedenen Quarterbacks und neu verpflichteten Imports überstehen, weil sie schnell integriert und auch akzeptiert werden. Unsere Homegrown-Spieler machen diesbezüglich einen großartigen Job. Wir haben hier einfach eine Kultur, die es uns ermöglicht, Leute zu holen und gut zusammenzuarbeiten, und das werden wir auch weiterhin tun.

Chris Calaycay

Verletzte auf beiden Seiten

Dass beide Mannschaften mit vielen Verletzungen zu kämpfen haben, macht das Spiel umso interessanter. Welche Mannschaft kann ihre Ausfälle besser verkraften?

Bei den Raiders stehen neben Defensive End Robert Lachmann gleich drei Offensive Linemen auf der Injury-Reserve Liste. Die Secondary ist aufgrund des Ausfalls von Vincent Müller sehr dünn besetzt. Auch US-Receiver Darion Chafin fällt nun verletzungsbedingt aus. Mit JuanCarlos Santana wurde erst in dieser Woche sein Ersatz verpflichtet.

Aber auch die Vikings sind vom Verletzungspech verfolgt. Quarterback Ben Holmes kehrte erst vergangene Woche von seiner Zwangspause zurück. Die beiden amerikanischen Defensivspieler Exavier Edwards und Hunter Nichols mussten auf die IR-Liste gesetzt werden. Ihre Ersatzmänner werden an diesem Wochenende ihr erstes Spiel für ihre neuen Teams bestreiten. Spieler wie Thomas Schaffer und Leon Balogh sind auch noch fraglich. Und dann ist da noch die Personalie Florian Bierbaumer:

„Ob die Nummer 89 spielen wird, werden wir am Spieltag sehen. Wir werden bis zum Kickoff abwarten und dann abwägen, ob er fit genug ist.“

Chris Calaycay über Florian Bierbaumer

„Dieses Jahr ist es wirklich schlimm. Nicht nur bei uns, sondern auch in der ganzen Liga. Es wäre mal schön, nach einem Spiel nach Hause zu kommen und sagen zu können, he, die Starter für das nächste Spiel sind genau die Selben.“

Ulz Däuber über die vielen Verletzungen

Am kommenden Samstag um 18 Uhr wird sich herausstellen, welche Mannschaft die Vorherrschaft in Österreich übernehmen wird. Werden die Vienna Vikings ihre Siegesserie in diesem Duell weiter ausbauen und das Land weiterhin in Lila hüllen? Oder gelingt den Raiders endlich der Befreiungsschlag gegen die Wiener? Denn damit diese Rivalität auch wirklich eine Rivalität bleibt, sollte für die Tiroler schnellstmöglich ein Sieg her.

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