Foto: Foot Bowl/Just Shots
Die Nachricht über die Insolvenz der Stuttgart Surge traf den europäischen Football wie ein Schlag. Noch im Sommer hatten sie die Krone der European League of Football erobert. Jetzt droht das Ende der Franchise. Für Louis Geyer, einer der prägendsten deutschen Spieler der ELF und ein Gesicht des Surge-Erfolgs, ist die Situation ein emotionaler Ausnahmezustand. In seinen Worten spiegeln sich Frust, Trauer und Hilflosigkeit – aber auch Weitsicht.
Zwischen Euphorie und Realitätsschock
Im Rückblick sagt Geyer gegenüber Foot Bowl klar, dass man im Team spürte, dass Stuttgart finanziell nicht in der besten Lage war. Doch das Ausmaß – das war ein Hammer.
„Wir wussten schon immer, dass Stuttgart vielleicht nicht die beste Situation ist, finanziell gesehen. Die ersten zwei Jahre ist da einfach viel nicht richtig gelaufen. Wir Spieler haben versucht, uns davon fernzuhalten und zu hoffen, dass hinter den Kulissen alles geregelt wird.“
Nach dem Championship-Sieg keimte sogar echte Zuversicht auf.
„Nach dem Finale waren wir sicher: Jetzt haben wir es geschafft. Wir hatten super Coaches, einen neuen Investor und die Stadt hinter uns. Wir dachten wirklich, jetzt sind wir über den Hügel drüber.“
Umso härter traf die Spieler die Realität. Vom ELF Champion zum Insolvenzfall in nur wenigen Monaten. Ein emotionaler Sturzflug.

Der Schmerz sitzt tief – für Spieler und Fans
Besonders schwer wiegt für Geyer, was die Insolvenz für die Menschen in Stuttgart bedeutet. Die Community war außergewöhnlich eng mit dem Team verbunden, die Heimspiele im Gazi-Stadion legendär. Surge war ein Projekt mit Herz – getragen von Fans, Volunteer-Teams und Familien.
„Es ist einfach unglaublich schade. Ich glaube, jeder, der mal im Gazi-Stadion war, weiß, was das für eine geile Stimmung war. Und jetzt das Gefühl zu haben, dass dort vielleicht jahrelang kein Football-Heimspiel mehr stattfinden wird – das fühlt sich einfach nicht gut an.“
Auch das persönliche Umfeld bricht auseinander: Jahre gemeinsamer Arbeit, Erfolge, Rückschläge – und Freundschaften.
„Ich habe mit zehn meiner besten Freunde gespielt. Wir haben jeden Tag miteinander verbracht. Und die Vorstellung, dass das wahrscheinlich unser letztes Spiel zusammen war, ist einfach hart.“
Zwischen Trauer und Zukunftssuche
Trotz der emotionalen Last bleibt Geyer erstaunlich klar. Er weiß, dass er die Entwicklungen nicht beeinflussen kann, aber seine Reaktion darauf sehr wohl.
„Ich kontrolliere, was ich kontrollieren kann. Die Situation der Liga kann ich nicht ändern. Ich konzentriere mich darauf, fit zu bleiben und Entscheidungen zu treffen, die für mich als Spieler – und vor allem als Mensch – richtig sind.“
Dabei stellt er nicht nur den Football in den Mittelpunkt. Entwicklung, Reife, Lebensschritte – all das spielt eine Rolle.
„Ich will die beste Version von mir selbst sein, nicht nur als Footballspieler, sondern als Mann. Ich suche einen Ort, an dem ich mich sportlich und als Mensch weiterentwickeln kann.“
Dass er Angebote bekommen wird, steht außer Frage. Geyer gilt als einer der besten deutschen Wide Receiver überhaupt. Doch im Moment geht es ihm nicht um Karriere, sondern um Orientierung in einer verunsicherten Football-Welt.

Ein Ende voller Fragen und ein Spieler, der Haltung zeigt
Die Insolvenz der Surge hinterlässt nicht nur ein sportliches Loch, sondern eine emotionale Wunde – bei Fans, Coaches, Familien und Spielern. Louis Geyer spricht aus, was viele fühlen, aber nicht formulieren können: Trauer, Enttäuschung, Wertschätzung, aber auch Hoffnung. Er verliert ein Zuhause. Aber er verliert nicht seinen Blick nach vorn. Und egal wohin er 2026 geht, der Respekt der Football-Community wird ihn begleiten.






