Just Shots
„Die FFA ist sehr wichtig für die Teams. Wir hatten bisher ein Problem in der Kommunikation zwischen Liga und Teams. Teilweise hatten wir deshalb Defizite. […] In der Vergangenheit hat die Liga immer mit einzelnen Teams gesprochen und dadurch gab es immer mehr „Hören Sagen“ als Fakten. Wir Teams haben uns deshalb zusammen geschlossen, um unsere Interessen zu bündeln. […] Durch die FFA können wir jetzt aus einem Mund mit der Liga sprechen. Die Gründung der Association macht uns allen das Leben einfacher und ich glaube, wenn die Liga wirklich über Jahre weiter existieren soll, war die FFA rückblickend gesehen ein wichtiger Schritt.“
Martin Wagner, Co-Owner Rhein Fire im Championstalk auf Foot Bowl TV
Paukenschlag und starker Tobak
Die Bekanntgabe der Gründung der Football Franchise Association (FFA) kurz vor dem Championship Game 2024 (Foot Bowl berichtete) wurde in einigen Presseartikeln als „Paukenschlag“ oder „starker Tobak“ interpretiert. Insbesondere die Wortwahl der Pressemitteilung der FFA, der Zeitpunkt der Bekanntgabe und die bisherige Mitgliederliste der ELF-Teams wurden in einigen Presseartikeln als Indiz dafür gesehen, dass zwischen den ELF-Teams und der Liga-Leitung hinter den Kulissen kein eitel Sonnenschein herrschen würde. Die Liga-Leitung stünde seither stark unter Druck. Grund genug für Foot Bowl einmal bei den Verantwortlichen näher nachzufragen.
Transparenter und vertrauensvoller Austausch
Laut Aussage der FFA wurde diese vor den Sommerferien als Gesellschaft des bürgerlichen Rechts (GbR) gegründet und auf der Grundlage eines Partnership-Agreements organisiert. Die finale Konstituierung und die Entscheidung zur Veröffentlichung der Pressemitteilung wären in einer Sitzung getroffen worden, die einen Tag vor dem ELF-Finale stattfand.
„Der Zusammenschluss zur FFA dient dazu, die Interessen möglichst vieler Franchises innerhalb der European League of Football (ELF) zu bündeln, um ihre Stimmen zu vereinen und für eine faire Vertretung gegenüber der Liga einzutreten. Das Ziel ist es, einen transparenten und vertrauensvollen Austausch mit der Liga zu fördern und so die langfristige Entwicklung der ELF aktiv mitzugestalten.“
so ein Sprecher der FFA
Auf die Frage, warum nicht alle ELF-Teams in der FFA vertreten seien, wurde von Seiten der FFA darauf hingewiesen, dass einige davon entweder rechtlich direkt oder indirekt mit der Liga verbunden wären. Es gäbe auch Teams, die sich vorerst dafür entschieden hätten, den Dialog direkt mit der Liga zu führen. Nicht mit der Liga verbundenen Franchises stünde ein Beitritt zur FFA grundsätzlich offen. Um als Organisation Teil der FFA zu sein, ist kein Beitrittsbeitrag nötig:
„Es fallen keine Aufnahmegebühr an, allerdings haben die Mitglieder einen finanziellen Fond für zukünftige Aktivitäten gebildet.“
Sprecher FFA
Aus diesen Antworten lässt sich aus Sicht von Foot Bowl darauf schließen, dass der Zeitpunkt der Veröffentlichung der Pressemitteilung der FFA gar nicht früher hätte stattfinden können, weil dafür notwendige Beschlüsse noch nicht gefasst waren. Ebenso, dass Teams wie die Hamburg Sea Devils oder Stuttgart Surge zum aktuellen Zeitpunkt gar nicht beitreten könnten bzw. wollten, da dies entweder entgegen anderer Verträge stehen würde oder diese Teams zum aktuellen Zeitpunkt ihre Kommunikation mit der Liga auf direktem Wege fortführen möchten. Auch wenn noch nicht alle Teams der FFA angehören, ist deren Gründung dennoch richtungsweisend und als ein wichtiges Signal an die Liga-Leitung anzusehen, dass sich die ELF-Teams zukünftig eine bessere Zusammenarbeit und vor allem eine andere Art der Zusammenarbeit wünschen.
Ein Sprecher der Liga äußert sich
Auf Fragen von Foot Bowl in Richtung der Liga zur Gründung der FFA gab es die Antwort, dass die European League of Football die Gründung einer Interessensvertretung, die einen Teil der Franchises repräsentiere, zur Kenntnis genommen hätte. Grundsätzlich rede die Liga immer mit allen ihren Partnern und verfolge gemeinsam das Ziel, den Football in Europa nach vorne zu bringen sowie die Liga weiterzuentwickeln und in allen Bereichen besser zu machen. Die ELF sei ohnehin permanent im Austausch mit den Geschäftsführern der Franchises, die als operatives Organ in der Verantwortung stünden, die gemeinsam erarbeiteten Beschlüsse umzusetzen.
Aus der Antwort der Liga lässt sich aus Sicht von Foot Bowl herauslesen, dass diese nicht gerade glücklich über die Gründung der FFA ist. Dies dürfte aber kein Wunder sein, schließlich steht der Liga nun ein geschlossener und starker Gesprächspartner in Form der FFA gegenüber anstatt wie bisher viele „Kleine“. Die Relativierung, dass es sich nur um einen Teil der Franchises handeln würde, täuscht darüber hinweg, dass in Summe 11 ELF-Teams inklusive aller bisherigen Champions in der FFA organisiert sind. Also durchaus ein gewichtiger Teil der Franchises. Weitere Teams könnten in Zukunft hinzukommen, weil sie ansonsten ihre Interessen eventuell schwerer durchsetzen können als bisher. Denn auch ihnen steht nun eine gewichtige FFA gegenüber. Wäre der bisherige Austausch, wie von der Liga angeführt, im Sinne der Teams, wäre die Gründung der FFA nicht notwendig gewesen. An dieser Stelle wäre eine kritische Analyse des eigenen Handelns wünschenswert. Die Liga sollte versuchen, auf Augenhöhe mit der FFA in den Dialog zu treten, um das optimale Ergebnis in Bezug auf die Weiterentwicklung der European League of Football heraus zu holen. Denn nicht nur die Geschäftsführer der Teams stehen diesbezüglich in einer besonderen Verantwortung.
Abschließendes Fazit von Foot Bowl
Die Gründung der FFA ist aus Sicht der ELF-Teams ein wichtiger Schritt. Sie können ihre Interessen geschlossen und stärker als bisher gegenüber der Liga vertreten. Eine angemessene Balance zwischen der FFA, den nicht beigetretenen ELF-Teams und den eigenen Ligainteressen herzustellen, wird für die Geschäftsführung der Liga eine neue und besondere Herausforderung werden. All zu kritische Fragen von Foot Bowl wurden übrigens sowohl von Seiten der FFA wie auch von Seiten der Liga nicht direkt beantwortet. Dies ist in einem solchen Prozess aber verständlich und vertretbar. Vielleicht können einige Antworten zum jetzigen Zeitpunkt auch noch gar nicht abschließend gegeben werden.
Am Ende bleibt festzustellen, dass nur die verantwortlichen Personen wissen, was aktuell hinter den Kulissen wirklich passiert, sowie ob und welche Probleme es gibt. Im Championstalk deutete Wagner an, dass nicht Commissioner Patrick Esume das Problem sei. Auf die Frage, ob die FFA zukünftig auch den Commissioner wählt oder Esume bleibt, antwortete er wie folgt:
„Ich habe nichts anderes gehört. Wir haben in der Liga eine Trennung zwischen sportlichen Bereich und Business-Bereich. Mit dem sportlichen Bereich sind wir eigentlich zufrieden mit Patrick.“
so Wagner im Championstalk auf Foot Bowl TV
Man kann aus dieser Aussage raushören, dass die größten Herausforderungen und Streitpunkte im Buisness-Bereich, also dem, der die finanzielle Aspekte abdeckt, liegen.