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Es ist Finaltag: Die Potsdam Royals und Dresden Monarchs treten in Essen an, um den Sieger der diesjährigen GFL-Saison zu ermitteln. Doch zahlreiche Spieler werden nicht viel Zeit haben, um die mögliche Meisterschaft zu feiern, denn bereits in den kommenden zwei Wochen stehen wichtige Länderspiele auf dem Programm. Schließlich geht es mit Blick auf die EM um Erfolge, sodass ihre Heimatländer im kommenden Jahr bei den Halbfinal- und Finalspielen vertreten sind. Daher stellt sich die Frage, ob die GFL ihre Saisonplan nicht überdenken sollte.

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In der 35-jährigen Geschichte des Finals der deutschen Football-Liga fand das Endspiel zumeist im Oktober statt, es war der Abschluss der europäischen Football-Saison. Für die Fans ist es aber auch ein langes Warten auf das Saison-Highlight, schließlich startet die Spielzeit zumeist Anfang Mai oder gar Ende April. Auch in diesem Jahr liegen Saisonauftakt und -abschluss weitauseinander. Insgesamt 155 Tage trennen in diesem Jahr die erste Partie am 11. Mai vom Finale am 12. Oktober, rund fünf Monate.

Zwar gibt es von Ende Juni bis Ende Juli eine Sommerpause, wenngleich es in diesem Zeitrahmen wieder einige Partien gab, doch auch so fällt einiges an Ungleichgewicht im Spielplan auf. So starteten die Munich Cowboys erst am 25. Mai in ihre Saison, die New Yorker Lions Braunschweig absolvierten an dem Wochenende bereits ihr drittes Duell. Immerhin am letzten Spieltag der regulären Spielzeit hätten alle Teams auf dem Platz gestanden, wenn der Rückzug der Berlin Adler diesen Plan nicht zunichte gemacht hätte.

Die Gründe für diese lange Saison sind vielfältig. Sie hängen nicht zuletzt mit der Verfügbarkeit der Spielstätten zusammen, aber auch mit den Wünschen der Vereine sowie natürlich auch mit den Sommerferien. Schließlich ist es für ein Großteil der Spieler immer noch ein Hobby, sodass sie mit ihren Familien auch im Sommer eine football-freie Zeit genießen sollen.

Foto: Just Shots

Doch beim Blick auf andere europäische Football-Ligen fällt auf: Sie haben schneller den Meister gefunden. In Frankreich liegen 149 Tage zwischen Auftakt und Ende, in Österreich sind es 135 Tage, wobei die Playoffs und die reguläre Saison in diesem Jahr durch ein Nachholspiel rund einen Monat auseinanderlagen, in Italien 126 Tage und in Finnland gar nur 116 Tage. Zur Wahrheit gehört aber auch: Während die GFL-Teams zwölfmal in der regulären Saison gefordert waren, standen in Italien nur acht Duelle auf dem Programm. In Österreich und Frankreich waren es schon zehn Partien, einzig Finnland wies genau dieselbe Anzahl an Spielen auf. Die sieben Teams umfassende Vaahteraliiga begann in diesem Jahr am 15. Mai und endete mit dem Maple Bowl am 8. September.

Muss die GFL also schneller durchgespielt werden?

Nein, wenn es nach Ansicht der Funktionäre geht. „Wir wollen für unsere Partner nicht nur eine Präsenz schaffen, sondern auch unseren Sportlern genügend Pause verschaffen“, erklärt GFL-Geschäftsführer Torben Dill seine Haltung, die auch Jörg Wienstruck von den Allgäu Comets hat. „Es ist schwierig, so viele Spiele hintereinander durchzuführen, denn es gibt zu viele Verletzungen“, schildert der General Manager und ergänzt, dass man somit auch nicht mit anderen Sportveranstaltungen konkurriert wie die EM oder olympischen Spielen, „es gibt schon einige Vorteile.“ Einzig weniger Spiele würde er sich wünschen, denn in den kommenden Jahren rücken nicht so viele Jugendspieler hoch, sodass einige Teams eine Verletztenmisere nur schwerlich auffangen könnten.

Auch die Head Coaches stehen der Idee einer verkürzten Runde eher kritisch gegenüber. „Wenn wir eine qualitativ hochwertige Liga mit interessanten und spannenden Spielen haben wollen, dann müssen wir sicherstellen, dass wir das Verletzungsrisiko aufgrund von reiner Überlastung minimieren“, meint Timo Zorn. Für den HC der Kiel Baltic Hurricanes sind die Footballer mit zwölf Spielen an ihrer Belastungsgrenze. Diese war seiner Meinung nach bei 14 Duellen, die es von 2011 bis 2019 gab, überschritten. Zustimmung bekommt er von Jason Irmscher. „Wir brauchen diese lange Saison“, sagt der HC der Paderborn Dolphins hinsichtlich der wirtschaftlichen Attraktivität und der benötigten Ruhepause für die Spieler. Er könnte sich sogar noch eine Verlängerung vorstellen, „um die Marke Football noch etwas in die Länge zu ziehen“.

In Spielerkreisen gibt es derweil unterschiedliche Meinungen. „Ich finde ihn besser als den ELF-Schedule“, befindet Connor Miller. Der Quarterback der Schwäbisch Hall Unicorns, der im Vorjahr für die Barcelona Dragons gespielt hat, konnte „besser recovern, härter trainieren und in den Pausen auch etwas reisen“. Zustimmung bekommt er von Dominic Siegel, der ebenfalls beide Ligen kennt. „Diese freien Wochen sind im Amateursport mega wichtig, um in den Urlaub zu fahren oder sich mal zu erholen“, untermauert der D-Liner die Notwendigkeit von Regenerationsphasen. Allerdings wünscht er sich wie Wienstruck weniger Saisonspiele.

Foto: Fabian Uebe

Anderer Meinung ist dagegen Moritz Riedinger. „Immer wieder vereinzelte freie Wochen ziehen das Ganze unnötig in die Länge, fördern unsere Regeneration aber kaum“, behauptet der Wide Receiver der New Yorker Lions und wünscht sich mehr „back-to-back-Spiele“ und dann eine richtige Pause nach Saisonende. Derselben Meinung ist auch Joshua Wünsch. „Die ganzen Bye-Weeks nehmen den Flow aus der Saison raus und die Teams müssen die Spieler für eine längere Zeit bezahlen“, nennt der D-Liner der Potsdam Royals zwei Gründe für eine Verkürzung. Zwar findet er Bye-Weeks wichtig, aber seiner Meinung nach könnten alle Beteiligten von einer kürzeren Saison profitieren.

Darüber hinaus gibt auch der internationale Spielkalender Grund zum Anlass, dass die GFL-Verantwortlichen über den Spielplan nachdenken sollten. Während die Europa- und Weltmeisterschaften in früheren Jahren meist im Juli stattfanden, haben sich zumindest die EM-Spiele zeitlich verschoben. Sie finden nun zumeist im Oktober statt, in diesem Jahr eine Woche nach dem GFL-Finale. Diese Verschiebung hat zur Folge, dass bei dem Vorbereitungscamp der deutschen Nationalmannschaft in Essen die Spieler der Dresden Monarchs und Potsdam Royals nicht mit dabei waren – ein nicht unerheblicher Nachteil hinsichtlich ihrer Chance auf einen Kaderplatz und die Stärke der Mannschaft.

Dennoch betont der AFVD gegenüber Foot Bowl, dass er sehr zufrieden mit dem Termin ist. Schließlich befindet das Endspiel mitten in der Länderspielpause, sodass es nicht zu einem derartigen Terminstress wie jüngst in der ELF kommen kann. Zwei Tage vor dem Finale in Gelsenkirchen fand noch ein Zweitligaspiel von Schalke 04 statt, sodass die Liga hastig das Stadion umbauen musste. Für das nächste Jahr hat die ELF unlängst reagiert und das Spiel eine Woche vorgezogen, mitten in das Nationalmannschaftsfenster. Daher untermauert AFVD-Präsident Fuad Merdanovic, eine gute Lösung für die etwas komplexe Situation mit Fußball- und Football-Spielplan gefunden zu haben: „Wir sind sehr glücklich mit den Voraussetzungen in Essen.“

Somit wird sich wohl vorerst nichts an dem GFL-Spielplan und dem Austragungsdatum des GFL Bowls ändern. Bewegung dürfte es wohl erst geben, wenn sich die Vereine einig werden, wie viele Teams zukünftig in Deutschlands Spitzenklasse antreten werden. Trotz umfassender Beratung und einiger Ideen konnte hier noch kein Konsens gefunden werden. Somit wird die deutsche Football-Liga weiterhin über die längste Dauer verfügen.

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