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Just Shots

Die Madrid Bravos haben sich bereits in ihrer ersten ELF-Saison als eines der Top-Teams etabliert – zumindest was die Leistung auf dem Spielfeld betrifft. Bei den Besucherzahlen gehören sie allerdings zu den schlechtesten Teams der Liga.

Foto: Just Shots

Wer hätte das bei der Verkündung des Franchises im vergangenen Jahr gedacht? Ein Sieg gegen den amtierenden Meister Rhein Fire, die Landsmänner aus Barcelona dominiert und die Frankfurt Galaxy mit einer Klatsche nach Hause geschickt. Mit einer Bilanz von 7-2 befinden sich die Bravos nun in einer hervorragenden Ausgangsposition, um die Playoffs zu erreichen. Und das in der wohl härtesten Conference der Liga. Was für eine Saison bisher für die spanischen Hauptstädter. Zudem liegt das Estadio Vallehermoso in der Nähe des Stadtzentrums und ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen. Auch in den sozialen Medien sind die Madrilenen sehr aktiv. Power-Partys vor den Heimspielen und Artikel in spanischen Sportzeitschriften wie Diario AS oder Marca: Von Seiten der Bravos ist eigentlich alles angerichtet – und trotzdem kommen wenige Zuschauer ins Stadion.

Die Madrid Bravos haben den niedrigsten Zuschauerschnitt aller Teams, die noch im Rennen um die Playoffs sind. Die Paris Musketeers (3.545) und die Raiders Tirol (3.281) liegen in dieser Saison über der 3.000er Marke. In Wien (5.802) und München (5.403) liegt der Schnitt sogar über 5.000. Auch Franchises wie die Centurions (3.322) oder die Panthers (6.108) können stolze Zahlen vorweisen. Um genau zu sein, haben die Bravos sogar den fünftschlechtesten Zuschauerschnitt der Liga. Mit durchschnittlich 1.427 Zuschauern pro Spiel liegen sie zwischen den Helvetic Mercenaries (1.001) und den Fehérvár Enthroners (1.625). Statistik: ELFpedia

Zwei große Gründe dafür

Fragt man im Umfeld des Franchise, warum die Bravos nicht mehr Fans ins Stadion locken können, erhält man ähnliche Antworten:

Der erste Punkt ist die Hitze des Landes. Im Sommer kann es in Madrid bis zu 40 Grad Celsius heiß werden. Am kommenden Samstag spielen die Bravos um 18 Uhr auswärts in Frankfurt. Fände das Spiel zur gleichen Zeit in Madrid statt, würden die Fans bei 38 Grad Celsius auf den Rängen sitzen. Kein Wunder, dass die Hauptstädter der extremen Hitze entfliehen wollen:

Bravos Runningback Edu Molina – Foto: Just Shots

„Erst um 21 Uhr zu spielen würde helfen. Madrid ist aber auch weit entfernt von den Stränden. Die meisten Leute hier verlassen die Stadt während ihren Urlauben im Sommer.“

Madrid-Bravos-Runningback Edu Molina gegenüber Foot Bowl

Hinzu kommt, dass die Sportart American Football auf der iberischen Halbinsel wohl noch nicht so etabliert ist wie in anderen europäischen Ländern:

„Ich denke, der Hauptgrund ist die Kultur. Deutschland hat eine große Football-Gemeinschaft aufgrund mehrerer NFL-Europe-Franchises in der Vergangenheit. Auch aufgrund der US-Militärstützpunkte, die mehr Interesse für den Sport generieren.“

Madrid-Bravos-Receiver Mario Flores gegenüber Foot Bowl

Das ohnehin geringere Interesse an der Sportart macht es angeblich der ELF noch schwerer, sich zu behaupten: Roberto ist freiberuflicher Fotograf und seit fünf Jahren auf American Football spezialisiert. Der Madrilene hat bereits mit mehreren Vereinen der spanischen Liga zusammengearbeitet und fotografiert unter anderem für die Madrid Bravos. Auch er glaubt, Gründe für die geringen Zuschauerzahlen zu kennen.

„Der spanische Fan ist nur ein NFL-Fan. Die ELF oder die spanische Liga wird von Freunden und Familien der Spieler und echten Hardcore-Fans besucht. Meist sind es nicht einmal Spieler der spanischen Liga, die alle Spiele besuchen. […] Die Bravos gehen mit Promos, Events und Veröffentlichungen in den wichtigen Medien auf die Öffentlichkeit zu. Aber die Hitze und das Desinteresse der Leute lassen diese Bemühungen bei den Nicht-Fans scheitern.“

Roberto gegenüber Foot Bowl

Das spiegelt sich eben auch in den Zahlen wider. Auch wenn man sie mit denen der Barcelona Dragons vergleicht. Im Jahr 2022, der zweiten Saison der European League of Football, kamen die Katalanen auf 1.025 Zuschauer pro Spiel. Damit belegten sie den vorletzten Platz in der Liga. Und das, obwohl sie im selben Jahr die Playoffs erreicht hatten.

Trotzdem auf den aufsteigenden Ast

Zwar gehören die Bravos nicht zu den Top-Teams in Sachen Zuschauerzahlen, doch ist dank des Madrider Franchise ein Anstieg im Vergleich zu den vergangenen Spielzeiten in Spanien zu verzeichnen. Zudem wird 2025 ein internationales Spiel der NFL in Madrid stattfinden. Das Potenzial scheint also vorhanden zu sein.

Mario Flores spielte bereits für die Dragons und aktuell für die Bravos – Foto: Just Shots

„Aber das Interesse am Football wächst. Wenn man sich die Zahlen der Dragons in der ersten Saison ansieht, dann steigen die Zahlen mit den Bravos in diesem Jahr. Ich erwarte, dass die Zahlen in den nächsten Jahren weiter steigen werden. Vor allem, weil die NFL auch nach Spanien kommt. Die Football-Kultur wird also wachsen, auch dank der Arbeit der Bravos-Organisation.

Mario Flores gegenüber Foot Bowl

Die Madrid Bravos werden in der regulären Saison keine Heimspiele mehr austragen. Die letzten drei Partien der Spielzeit 2024 bestreiten sie alle auswärts. Das bedeutet, dass der aktuelle Zuschauerschnitt von 1.427 auch der Endschnitt der Saison sein wird. Allerdings hat das Franchise noch die Möglichkeit, sich unter anderem mit einem Sieg in Paris das Heimrecht für die erste Runde der Playoffs zu sichern. Auch wenn das Publikum noch nicht da sein mag, ist Heimrecht in den Playoffs immer ein großer Vorteil.

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