Marcel Heinisch
Es ist mittlerweile über ein Jahr her, seit in den Stadien der European League of Football die „Save the Kings“ Plakate hochgehalten wurden. In Frankfurt, in Duisburg und in vielen weiteren Stadien zeigte man Solidarität zu Spielern und Fans der Leipzig Kings.
Doch Menschen vergessen oft schnell, sobald der harte Alltag eintritt, und Solidarität verschwindet ebenso schnell, wie sie gekommen ist. Doch nicht so im American Football und auch nicht in der European League of Football.
Situation in Barcelona vergleichbar mit Kings Aus 2023?
In Barcelona versuchen Fans gerade krampfhaft, das Stadion zu füllen, mit einem kleinen Erfolg. Am Wochenende strömten zum spanischen Derby zahlreiche Fans, was für katalanische Verhältnisse in der ELF bereits als Erfolg gilt. Genaue Zahlen wurden nicht veröffentlicht, aber anhand der Bilder konnte man erkennen, dass es mehr Zuschauer waren als bei jedem anderen Heimspiel der Drachen-Franchise. Die Barcelona Dragons kämpfen momentan mit allen Mitteln gegen das Aus. Ähnliche Szenen waren vor einem Jahr in Leipzig zu finden, als die Fans rund um den Fanclub „Sacksony e.V.“ für ihr Leipziger Team kämpften und Werbung in Waschsalons anbrachten und das Spiel gegen Berlin Thunder sogar im Radio bewarben.
Kings Fans werden in die Stadien Europas eingeladen
Doch die Leipzig Kings sind mittlerweile Geschichte. Die Fans wurden jedoch nicht vergessen. Am ersten Spieltag der ELF-Saison 2024 lud Star-Linebacker AJ Wentland die Leipzig-Anhänger zum Panthers Spiel gegen Berlin Thunder nach Breslau ein, um das Duell in der großen Tarczyński Arena zu verfolgen.
„Sie haben ihren Sonntag geopfert, um im Stadion in Breslau dabei zu sein, wo Thunder gegen Wrocław spielt. Und rocken Leipzig-Banner, alles Leipzig grün, […]. Ja, das ist krass. Muss man sagen: RESPEKT!“
Björn Werner im Football Bromance Podcast über die nach Breslau gereisten Leipzig Kings Fans.
Ebenso wie Björn Werner waren auch Fans und Verantwortliche aus der ganzen Liga begeistert. Die Leipziger Fans waren so präsent in Breslau und den Medien, dass sie vom OFC Berlin Thunder nach Berlin oder auch von Standing Purple nach Frankfurt eingeladen wurden. Jeder möchte die „positiv Verrückten“ in ihrem Stadion haben. Jeder möchte die Kings Kultur am Leben erhalten.
„Das ist ein Hammer Gefühl, da es uns zeigt, dass wir scheinbar einiges richtig gemacht haben. Wir sind unfassbar dankbar, dass uns die Teams und Fans nicht vergessen haben und auch weiterhin als Teil des Liga-Umfelds sehen, auch wenn wir kein eigenes Team mehr haben.“
Sacksony e.V. Vorstandsvorsitzender Josef Böttrich gegenüber Foot Bowl.
Die Ownerschaft von Rhein Fire lud Sacksony e.V. ebenfalls ein, zu einem Spiel ihrer Wahl zu kommen. An diesem Wochenende wird die Einladung eingelöst. Zum Spiel Frankfurt Galaxy gegen Rhein Fire in Duisburg folgen 21 Leipziger Fans dem Ruf und machen sich auf den Weg zur knapp 500 Kilometer entfernten Schauinsland-Reisen-Arena, um das Spitzen-Spiel anzuschauen. Es werden mit über 15.000 Zuschauern geplant, eine Zahl die wirklich beeindruckend ist. Auch auf der Powerparty sollen die Leipziger herzlich empfangen werden. Vor dem Spiel werden sie auf der Powerparty-Bühne zu Wort kommen. Was genau geplant ist, wird sich zeigen.
„Dass uns Verantwortliche eines Franchise direkt einladen, kam sehr überraschend. Es ist eine riesige Ehre, vom Titelverteidiger und Zuschauermagneten dieser Liga höchstpersönlich eingeladen zu werden.“
Josef Böttrich
Doch nicht nur die Verantwortlichen von Rhein Fire haben die Kings Fans eingeladen, auch die Familie Moor, die seit kurzem die Owner der Helvetic Mercenaries sind, sprach ihre Einladung gegenüber den Kings Fans aus. Ein Termin wurde zwar noch nicht gefunden, aber den Mercenaries ist es wichtig, dass die Kings Fans nicht vergessen wurden.
„Von den Teams und den Fans bekommen wir immer noch das Gefühl, willkommen zu sein und als Teil des Ganzen gesehen zu werden, aber von der Liga fühlen wir uns glaube ich alle aufgrund der bisherigen leeren Versprechen einer Rückkehr unseres Teams ziemlich vergessen. Ich meine, wer weiß, vielleicht wird ja im Hintergrund an etwas gearbeitet und wir kommen zurück, aber aktuell fühlt es sich danach an, dass die Aussagen einer Rückkehr lediglich getätigt wurden, um uns bei Laune zu halten. Aber wir lassen uns gerne eines Besseren belehren.“
Josef Böttrich
Ob ein Franchise in Leipzig zurück kommt ist offen. Es gab immer mal wieder Gerüchte, dass Interessenten sich mit den Verantwortlichen der Liga in Verbindung setzten. Offiziell wurde aber nie etwas kommuniziert. Die Kings sind vorerst Geschichte, doch die Kings Fans sind noch immer präsent in der Liga und bleiben für immer historisch der erste eingetragene Verein eines ELF-Franchises.