Foto: Sascha Sonnenberg
Zwölf German-Bowl-Titel, unzählige Erfolgsgeschichten und fast zwei Jahrzehnte Dominanz. Die Braunschweig Lions gehören zum Fundament des deutschen American Footballs. Doch nach der Trennung vom langjährigen Hauptsponsor New Yorker steht der Rekordmeister vor einen tiefgreifenden Wandel. Ein neuer Name, ein neuer Kurs und ein Team, das entschlossen ist, die eigene Identität neu zu definieren.

Vom Tryout zum Führungsspieler
Malte Hrabak ist einer jener Spieler, die diesen Umbruch miterleben und mitgestalten. Der Offensive Lineman kam 2019 über ein Tryout zu den Lions.
„Ich habe 2019 in Braunschweig über ein Tryout angefangen. Erst zweite Mannschaft, dann erste Mannschaft und dann ging’s los“, erzählt er.
Seitdem hat er sich zu einen festen Bestandteil des Teams entwickelt – nicht als lautstarker Wortführer, sondern als verlässlicher Anker in der Offensive Line.
„Ich bin Offensive Lineman, kann Guard und Tackle spielen und ja, bin auch Team Captain“, beschreibt Hrabak sich selbst.
Er ist jemand, der lieber arbeitet als redet, der Verantwortung übernimmt, ohne sie zur Schau zu stellen.

Ein neues Kapitel beginnt
Nach dem Rückzug des Sponsors wird die Mannschaft ab 2026 wieder unter dem traditionsreichen Namen Braunschweig Lions antreten. Für Hrabak ist das kein Rückschritt, sondern eine Rückbesinnung.
„So wie ich gehört habe, ist das jetzt offiziell. Wir heißen wieder Braunschweig Lions“, sagt er. „New Yorker hat viel für Football in Deutschland getan. Jetzt mit dem Rückzug mal gucken, was wird. Ich denke, im Hintergrund wird hart gearbeitet, damit nächstes Jahr GFL gespielt wird.“
Die Verantwortlichen in Braunschweig wollen Strukturen neu aufbauen, finanziell unabhängiger werden und wieder auf die Stärke der eigenen Region setzen.
„Die Gegebenheiten hier in Braunschweig sind alle da, um wieder anzugreifen“, betont Hrabak. „Es gibt viele ehemalige Spieler, die jetzt Coaches sind, und die Region ist Football-stark. Aber ob man direkt nächstes Jahr in die Top 3 kommt, weiß ich nicht. Jetzt heißt es, arbeiten wie ein kleinerer Verein, mit weniger finanziellen Mitteln, und etwas Gutes aufbauen.“
Zwischen Verletzungen und Neuanfang
Die Saison 2025 war sinnbildlich für den Umbruch. Gute Ansätze wurden immer wieder durch Verletzungen und fehlende Tiefe im Kader gebremst.
„Das Spiel in Berlin war der Knackpunkt. Da hatten wir zwei Season-Ending-Verletzungen bei Startern und ich selbst war acht Wochen raus“, erinnert sich Hrabak. „Danach wurde es schwierig. Wenn du Schlüsselspieler verlierst, müssen andere abliefern und da hat einfach die Tiefe im Kader gefehlt.“
Trotz allem blieb der Zusammenhalt in der Mannschaft stark. Besonders in der Offensive Line, die Hrabak als Kern der Teamchemie beschreibt.
„Wir waren physisch vielleicht nicht die stärkste O-Line, aber durch Teamgeist und Zusammenhalt haben wir gut gespielt. Gute Truppe auf jeden Fall.“
Führen durch Vorbild
Hrabak ist kein Mann großer Worte, aber jemand, der Standards setzt.
„Ich bin eher ein ‚Lead by Example‘-Typ“, sagt er. „Nicht der Lauteste, der in der Abschlussrunde große Reden hält. Ich versuche, durch Verhalten voranzugehen – pünktlich beim Training, ernsthaft, diszipliniert. Ein verlängerter Arm des Coaches für die Position Group.“
Diese Haltung steht sinnbildlich für den neuen Kurs der Lions – weniger Glanz, mehr Arbeit. Ein Programm, das auf Nachhaltigkeit statt kurzfristigen Erfolg setzt.
Abschied von einer Ära
Nach über einem Jahrzehnt endet in Braunschweig auch die Ära Troy Tomlin. Der charismatische Head Coach, der das Team über Jahre geprägt hat, wurde entlassen.
„Für mich persönlich ist es schade, dass Troy Tomlin weg ist. Wir sind gut klargekommen. Er war temperamentvoll, aber wenn man damit umgehen konnte, war das okay“, erzählt Hrabak.
Trotz des Abschieds blickt er positiv in die Zukunft.
„Ich denke, im Verein herrscht gerade Aufbruchsstimmung. Natürlich ist es auch ein Umbruch, aber es fühlt sich eher nach Neustart an.“

Blick nach vorn
Die Lions stehen damit an der Schwelle einer neuen Zeit. Weg vom Image des unantastbaren Giganten hin zu einem Team, das sich seine Identität neu erarbeitet – Schritt für Schritt.
Hrabak bleibt dabei optimistisch und kämpferisch.
„Ein Lichtblick war das Rückspiel gegen Berlin. Da haben wir gezeigt, dass wir Playoff-Ansprüche haben. Und auch das letzte Spiel gegen Allgäu, da wussten wir, dass wir raus sind, aber wir wollten die Saison sauber beenden.“
Zum Abschluss richtet der Kapitän eine klare Botschaft an die Fans:
„Liebe Braunschweig-Lions-Fans, ehemalige New Yorker-Lions-Fans – es geht weiter. Im Hintergrund wird gearbeitet, und ich denke, in den nächsten Wochen kommen die ersten Meldungen. Football wird’s in Braunschweig weiter geben.“
Die Braunschweig Lions sind zurück, nicht mit den lautesten Worten, sondern mit ehrlicher Arbeit, Leidenschaft und einem klaren Ziel: wieder das Team zu werden, das Football in Deutschland über Jahre definiert hat.