Quelle: FAZ
Foto: Fiona Noever
Die European League of Football (ELF) steht vor ihrer bislang größten Zerreißprobe. Acht Franchises, darunter Schwergewichte wie Frankfurt Galaxy und Rhein Fire, haben sich unter dem Namen European Football Alliance (EFA) zusammengeschlossen und in einer Pressemitteilung massive Kritik an der Ligaführung geäußert. Im Raum steht sogar ein möglicher Austritt aus der ELF.

Kritikpunkte der EFA
- In der Stellungnahme werfen die Franchises der Liga unter anderem vor:
- fehlende Transparenz bei TV-Deals und Sponsoreneinnahmen,
- unerfüllte finanzielle Verpflichtungen der Liga gegenüber Teams,
- wirtschaftlich nachteilige Merchandising-Modelle,
- sowie mangelnde Mitbestimmung bei zentralen Entscheidungen.
Die Kritik kommt überwiegend von nicht-deutschen Teams. Sechs der acht EFA-Mitglieder stammen aus dem Ausland. Aus Deutschland gehören bislang nur Frankfurt Galaxy und Rhein Fire zur neuen Allianz.
Karajica verteidigt sich und räumt Fehler ein
In einem ausführlichen Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) äußerte sich ELF-Geschäftsführer Zeljko Karajica zur Lage. Er zeigte sich zwar überrascht über die Form der Kritik, sie sei über die Presse publik gemacht worden, betonte jedoch seine Gesprächsbereitschaft:
„Einseitige Pressemitteilungen verkürzen komplexe Zusammenhänge. Wir sollten reden, statt drohen.“
Zugleich räumte Karajica Defizite ein, insbesondere bei der Kommunikation und Transparenz:
„Da müssen wir besser werden, ich selbst eingeschlossen.“
Zum Vorwurf der Zahlungsrückstände entgegnete der Geschäftsführer, es gäbe bei 16 Teams zahlreiche gegenseitige Forderungen und Verrechnungen. Die Liga komme ihren Verpflichtungen grundsätzlich nach.
Thema Merchandising: Teilerfolg oder Flop?
Auch die zentralisierte Merchandising-Struktur der ELF wurde kritisiert. Karajica verwies auf die Anfänge 2021:
„Damals hatte kein Team eine eigene Infrastruktur. Wir haben angeboten, das zentral zu übernehmen.“
Inzwischen hätten Teams die Möglichkeit, eigene Lösungen zu entwickeln, doch für einige sei die bisherige Regelung „wirtschaftlich nachteilig“ gewesen, wie es aus EFA-Kreisen heißt.
Prekäre Infrastruktur, Gesundheitsrisiken und Spieltagsqualität
Ein weiteres Streitthema: Die mangelhafte Infrastruktur an manchen Standorten, etwa Bilder von Spielern, die bei einem ELF-Spiel in Berlin vor einem Dixie-Klo warten mussten. Karajica bezeichnete diese Zustände als „nicht akzeptabel“, verwies aber auf die Komplexität der Stadionverfügbarkeiten:
„Wir können nicht einfach Standorte ausschließen, weil etwas nicht funktioniert.“
Auch gesundheitliche Risiken durch überlastete Kader oder lange Busreisen wurden angesprochen. Karajica verweist auf die Fortschritte der letzten Jahre und wirtschaftliche Realitäten:
„Wir sind nicht am Ziel, aber viel weiter als früher. Jeder Flug kostet Zehntausende Euro, da müssen wir Kompromisse finden.“
Hamburg Sea Devils und der Interessenskonflikt?
Ein häufiger Kritikpunkt betrifft Karajicas Doppelrolle als ELF-Geschäftsführer und über seine Firma SEH auch Eigentümer der Hamburg Sea Devils. Diesen Interessenskonflikt wies er klar zurück:
„Die ELF besitzt keinen einzigen Prozentanteil an einem Team. Mein Engagement ist transparent und bekannt.“
Und was, wenn Teams die Liga tatsächlich verlassen?
Ein offizieller Austritt hätte rechtliche Konsequenzen, da Verträge bestehen. Karajica warnt:
„Eine zweite Liga aufzubauen, bedeutet immense Arbeit. Reden ist sinnvoller als spalten.“
Fazit: Der Dialog ist jetzt entscheidend
Die ELF steht an einem Scheideweg: Der Anspruch, die Top-Footballliga Europas zu sein, stößt aktuell auf massive interne Spannungen. Die EFA hat ein Signal gesetzt, die Liga muss nun beweisen, dass sie reformfähig ist.
Klar ist: Ein Auseinanderbrechen wäre ein herber Rückschlag für den europäischen Football. Doch ebenso klar ist: Ohne Veränderungen wird die Einheit nicht zu halten sein.
Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Interview mit Zeljko Karajica, Juli 2025