Sascha Sonnenberg
650 Tage ist das letzte Spiel der Hamburg Sea Devils im Stadion Hoheluft her. Nach über einem Jahr Abwesenheit war das Team hochmotiviert, das Comeback gebührend zu feiern – und tat es eindrucksvoll: Mit einem deutlichen 31:14-Sieg gegen die Gäste von Berlin Thunder setzten die Hanseaten ein echtes Ausrufezeichen. Ebenfalls vor Ort war Kasim Edebali, der in der Woche mehrmals Gerüchte über ein Comeback anheizte.
Guter Start, trotz eingeschränkter Stimmung
Dass das Stadion Hoheluft nicht ideal zur Franchise passt, ist spätestens seit der Saison 2023 bekannt. Der Streit mit Anwohnern über die Lautstärke führte damals zu drastischen Lärmschutzmaßnahmen. Nach einer Nord-Tour durch verschiedene Stadien spielen die Sea Devils mangels Alternativen nun erneut im 5.000 Zuschauer fassenden Stadion des Oberligisten SV Victoria. Trommeln, Trillerpfeifen oder Tröten waren weiterhin verboten und auch die Musik durfte ausschließlich auf der Sitzplatzseite abgespielt werden. Der Cointoss selber wurde dann vom ehemaligen NFL- und Sea Devils-Spieler Kasim Edebali ausgeführt. Edebali hatte in der Woche noch auf Instagram einen Post veröffentlicht, in dem er über ein mögliches Football-Comeback spricht. Zudem wurde er vor dem Spiel gesichtet, wie er mit Mark Weitz, dem GM der Sea Devils und Zeljko Karajica, dem CEO der European League of Football (ELF) gesprochen hat und auch die Sea Devils selber posteten Bilder von Edebali mit der Bildunterschrift „Das Trikot passt noch“.
Trotz der gedämpften Stimmung legten die Sea Devils los wie die Feuerwehr. Bereits im ersten Drive fing Jeremy Hecker einen Pass von Thunder-Quarterback Sullivan ab und trug ihn zum Pick Six in die Endzone zurück. Kicker Eric Schlomm verwandelte den Extrapunkt, wie auch alle weiteren an diesem Tag, sicher.
Berlin setzte angesichts des Regens bis kurz vor Spielbeginn vor allem auf Laufspiel und kurze Pässe. Doch gegen eine dominante Defensive Line um Kyle Kitchens war kein Durchkommen. Wurde doch einmal ein langer Pass gewagt, endete dieser meist zugunsten der Gastgeber – etwa durch eine Interception von Nazir Streater oder ein Fumble, erzwungen durch Roedion Henrique.
Während Berlin noch den Rhythmus suchte, hatten die Hamburger ihn längst gefunden. Ein 84-Yard-Touchdown-Pass von Taulia Tagovailoa auf Terryon Robinson, ein weiterer auf Jean-Claude Madin Cerezo sowie starke Läufe von Chrisman Kyei und Lucas Candido brachten die Sea Devils früh mit 21:0 in Führung.
Quarterback Tagovailoa zeigte sich im Vergleich zu seinem schwachen Debüt gegen Stuttgart Surge deutlich verbessert. Mit starker Präsenz in der Pocket und präzisen Pässen aus dem Lauf heraus legte der gebürtige Hawaiianer den Grundstein für eine funktionierende Offensive.
Nach einem weiteren Touchdown auf Tight End Levi Kruse und zwei gescheiterten Fourth-Down-Versuchen der Berliner kurz vor der Hamburger Endzone ging es mit 28:0 in die Halbzeitpause.
Zweite Hälfte wird zur Regenschlacht
Auch die zweite Hälfte begann furios: Eine weitere Interception durch Streater sowie ein 43-Yard-Field-Goal von Eric Schlomm hielten das Momentum auf Hamburger Seite.
Ein Touchdown von Tyler Forster brachte Berlin kurzzeitig auf die Anzeigetafel, änderte am Spielverlauf jedoch wenig. Gegen Ende der Partie setzte starker Regen ein, doch auch das stoppte Hamburg kaum. Ein misslungener Snap bei einem Field-Goal-Versuch führte zwar zu einem weiteren Berliner Touchdown nach einem langen Pass – doch Lasse Meyer machte mit einer Interception schließlich alles klar.
Mit einem überzeugenden 31:14-Sieg kehren die Sea Devils zurück in die Hoheluft – und damit vorerst auch zurück in die Erfolgsspur. Die Aufgabe in der kommenden Woche dürfte jedoch deutlich schwieriger werden: Mit Rhein Fire wartet ein aktuell geschwächter, aber zweifacher Champion auf dem Spielplan. Thunder hingegen dürfte es etwas leichter haben, wenn es gegen die Fehérvár Enthroners geht.