Skip to main content

Jonny

GASTBEITRAG VON RAN UND ELF GAMEPASS KOMMENTATOR JÖRG OPUCHLIK

Ich habe lange überlegt, ob ich mich mal in diese GFL/ELF-Diskussion einschalte, immerhin bin ich als Kommentator irgendwie „befangen“.

In den USA ist alles spitze, die GFL unglaublich toll und die ELF ist der Teufel.

So könnte die Überschrift über einige Posts sein, die ich seit dem Start in die ELF in 2021 gelesen habe und die ich vom grundsätzlichen Ansatz her nicht verstehe.

1.

Einen irgendwie gearteten Vergleich mit American Football in den USA anzustellen, verbietet sich meiner Meinung nach. TV Stationen wie FOX, NBC oder ESPN produzieren diese Spiele mit einem unglaublichen technischen Aufwand. Das Budget einer NFL-Regular-Season-Übertragung würde wohl eine komplette ELF Saison locker covern. Die Kameraleute/Regisseure haben nicht nur jahrelange Erfahrung bei Football Übertragungen, sondern sind mit diesem Sport aufgewachsen. Sportlich gesehen, denn es gibt ja wirklich Menschen die NFL Football und europäischen American Football vergleichen. Dumme Fumbles, nicht gefangene Pässe usw. sieht man natürlich auch in der NFL, das ist Football. Vielleicht sollte man sich mal wieder in den Kopf holen, das sind die besten der Besten, unglaubliche Athleten und erneut, die sind mit dem Sport aufgewachsen. Viele ELF/GFL usw. Spieler tragen seit 3-4 Jahren den Helm.

2.

Haben es die GFL und auch die anderen nationalen Ligen schwer seit die ELF an den Start gegangen ist? Ja und natürlich ist in einer neugeschaffenen Liga nicht alles super und perfekt. Aber grundsätzlich, ich persönlich habe 1992 meine aktive Laufbahn beendet und habe einige Jahre den German Bowl kommentiert. Das Niveau in der GFL hat sich toll entwickelt, keine Frage, und da sind tolle Athleten unterwegs. Ich frage mich jedoch immer wieder, wo die Entwicklung des Sports abseits des Feldes ist. Eine Professionalisierung hat in den vergangenen 30 Jahren nicht stattgefunden. Alles was aufgebaut wurde, zum Beispiel die tolle Arbeit in Schwäbisch Hall, war alles dank „positiv Verrückter“, die unglaubliches für die Vereine leisten. Man muss sich wohl die Kritik gefallen lassen, dass man es von Verbandsseite jahrelang nicht geschafft hat, den NFL-Hype im deutschsprachigen Raum irgendwie zu nutzen. Außerdem werden die GFL Spieler ja nicht verhaftet und gezwungen in die ELF zu wechseln. Es gibt und gab schon immer viele American-Football-Spieler in Europa, die ihren Sport professioneller ausüben möchten und ja vielleicht auch etwas Geld damit verdienen wollen.

3.

Die ELF ist ein unglaublich ambitioniertes Projekt mit dem Ziel, American Football in Europa zu professionalisieren. Bislang kann man der Liga einfach nur einen tollen Start diagnostizieren, immerhin hat man in Hardcore Corona-Zeiten eine paneuropäische Liga aufgestellt. American Football in Europa ist in einer Phase, in der europäische Spieler und Coaches mit NFL-Background nun in Europa etwas bewegen wollen. Muss man die „Macher“ alle toll finden und sie nur bejubeln? Nein. Allerdings fehlt mir bei vielen Menschen der Respekt dafür, dass endlich versucht wird, etwas zu bewegen. Auch wenn ich das überhaupt nicht sehe, aber natürlich können solche Projekte auch scheitern. Unter dem Strich bliebe trotzdem, dass mal jemand was versucht hat. Viele Kritiker sagen, das sportliche Niveau ist so schlecht. Nun bei einigen Matches – in den ersten beiden Spielzeiten – habe ich auch echt schwache Leistungen gesehen. Allerdings habe ich auch einige Sachen zu sehen bekommen, die ich einfach nur abfeiern konnte. Es wäre ja auch echt seltsam, wenn die ELF schon in Jahr zwei das Niveau der nationalen Ligen brutalst übertrifft. Die Spieler wurden ja nicht neu geschaffen. Allerdings gibt es schon jetzt einige Beispiele von Spielern aus der GFL2 oder niedriger, die in der ELF einen unglaublichen Leistungssprung gemacht haben. Die ELF importiert so unglaublich viel Football-Know-How, dass in zwei bis drei Jahren der Unterschied sehr deutlich werden wird. 2023 mit 18 Teams zu spielen ist ein richtig dickes Brett, was da zu bohren ist, aber ich glaube die schaffen das.

Noch nie gab es soviel Football im TV, wöchentliche Webshows, Podcasts usw. Ich musste seinerzeit noch in Berlin rumfahren und jemanden suchen, der AFN empfangen hat. Also lasst uns doch aufhören mit dem Gegeneinander.

Foto: Opu.

Jörg „Opu“ Opuchlik