Jonny
Die European League of Football ist mitten in der dritten Saison. Kurz nach der fünften Gameweek lassen sich allerdings Unterschiede in den verschiedenen Mannschaftsstärken wiederfinden. Teams aus den neueren Nationen, aus Ungarn (Fehérvár Enthroners), der Schweiz (Helvetic Guards) und Tschechien (Prag Lions) konnten diese Saison noch keinen Sieg einfahren, während Mannschaften aus Österreich und Deutschland eine stetige Verbesserung aufweisen und um die Spitze kämpfen.
Ähnliches geschah auch letztes Jahr. Die Istanbul Rams mussten nach nur einem Jahr die Liga wieder verlassen, da die sportliche Leistung mit einem Sieg aus zwölf Spielen, neben dem finanziellen Aspekt, nicht das erhoffte Ergebnis war.
Als Grund wird dafür auch die ungleichmäßige Stärke der Homegrownspieler gesehen. In Ländern wie Deutschland und Österreich ist das Potenzial der heimischen Spieler größer als in Tschechien, Schweiz oder Ungarn. Um genau diesem Problem auf den Grund zu gehen hat Foot Bowl ein Interview mit dem CEO der Liga, Zeljko Karajica geführt.
Die aktuellen Rosterregeln besagen, dass jedes Franchise ihr Team mit vier A-Spot Spieler, aus Nordamerika, Kanada und Mexiko und sechs E-Spots Spieler, aus Europa, welche nicht aus dem eigenen Land stammen, besetzen dürfen. Der restliche Kader besteht dann ausschließlich aus den sogenannten Homegrownspielern, die aus der eigenen Nation kommen. Daher ist klar, umso besser das Talent in den jeweiligen Ländern ist, desto wahrscheinlicher ist eine erfolgreiche Saison. Es ist schwierig daran zu glauben, dass Teams wie die Enthroners mit diesen Regularien in den nächsten Jahren eine Chance auf den Titel haben werden. Zeljko Karajica sieht das allerdings anders. Er glaubt fest daran, dass auch solche Mannschaften Chancen auf den Titel haben und sieht darin kein Problem. Dies macht der CEO an dem Beispiel der Barcelona Dragons fest, die im ersten Jahr auch viele Niederlagen einstecken mussten und im Endeffekt in der letzten Saison in den Playoffs standen. Eine wichtige Rolle für den Erfolg spielt bei ihm eher die Besetzung des Trainerstabs und der Kaderplanung.
Das Ziel der Liga ist es, mit diesen Regularien europäischen Athleten eine Bühne zu geben, sich zu beweisen und den Sprung in die National Football League zu schaffen. Jedoch stellt sich einigen Fans die Frage, warum gibt es extra E-Spots? Könnte man diese nicht weglassen und sagen jedes Franchise kann sein Team, abgesehen von vier Amerikanern, mit europäischen Spielern aus beliebigen Ländern besetzten, um die Ligaverhältnisse gerechter zu machen? Laut dem Diplom Volkswirt stehen die Franchises vollkommen hinter den Regeln.
„Klar ist aber auch, dass wir die Situation beobachten, bewerten und offen sind, etwas zu ändern, wenn wir es für notwendig halten“, fügte Karajica hinzu.
Mit 17 Teams aus neun Ländern in nur drei Jahren zeigt die Liga ein enorm schnelles Wachstum. Für die neue Saison steht mit Madrid eine neue Franchise fest und zwei weitere sollen noch folgen. Selbst für Commissioner Patrick Esume und auch dem CEO verlief das Wachstum schneller als sie sich erträumt hätten. Als Grund dafür wird das große Interesse der Städte genannt, in dieser Liga spielen zu wollen. Bei einem solchen Wachstum ist aber auch klar, dass nicht jedes Team einfach einsteigen darf. Finanzielle Mittel müssen stehen und die Liga will natürlich einen guten Business Plan der Teams, sowie eine stabile Infrastruktur sehen. Ohne dies ist es nicht möglich in die ELF zu kommen. Jedoch wird nicht allzu sehr auf das Homegrownpotenzial geachtet.
„Es ist kein Geheimnis, dass wir auf Metropolen setzen, weil wir die European League of Football mittel- und langfristig in den größten Stadien sehen,“ erklärt Karajica im weiterem über die Entscheidung der ausgewählten Städte.
Um dieses Potenzial in schwächeren Gebieten zu steigern wäre es vielleicht sinnvoll, dass die ELF-Teams Jugendarbeit betreiben müssen, um in Zukunft auf besseres Spielermaterial zurückgreifen zu können. Eine Pflicht wollen die Ligaverantwortlichen nicht einführen. Die Unternehmen sollen frei entscheiden dürfen, wie sie sich aufstellen wollen.
„Als Liga begrüßen wir es, wenn zum Beispiel Kooperationen geschlossen werden mit Vereinen aus der jeweiligen Region und gemeinsame Camps ausgerichtet werden, wie es in Hamburg regelmäßig der Fall ist“, erzählt der CEO. „Die European League of Football erfährt große Aufmerksamkeit – und wo landen junge Spieler, die davon träumen, selbst auf dieser Bühne zu stehen? In den Vereinen!“.
Mit diesen Worten erklärt Karajica einen zukünftigen Kreislauf der beiden Parteien ermöglicht den Football in Europa populärer und stärker zu gestalten.
Eine Regeländerung bezüglich der E-Spots und den Homegrowns halte ich für vollkommen sinnvoll, solange das Potenzial in den verschiedenen Ländern nicht ausgeglichen ist. In der Vergangenheit sind schon die Istanbul Rams aufgrund des finanziellen Aspekts aber auch sportlichen Erfolgs ausgetreten, und dies sollte man in Zukunft versuchen zu verhindern damit die Liga stetig wächst und nicht einen Rückfall nach dem anderen hinnehmen muss.
8. Juli 2023