Jonny
Dass die European League of Football in Deutschland nicht nur positiv angesehen wird, ist schon seit der Gründung ein Thema. Vor allem der AFVD hatte einiges gegen die Liga einzuwenden. Jetzt äußert auch der zu Beginn so positiv gestimmte American Football Bund Österreich (AFBÖ) Kritik an der Liga.
2021 wurde bekannt gegeben, dass sowohl die Swarco Raiders Tirol als auch die Dacia Vienna Vikings ab der Saison 2022 in der Profiliga European League of Football ein Team stellen werden. Damals wurde der Schritt dieser beiden Teams positiv vom AFBÖ aufgenommen. Es hieß, dass die heimische Football-Bühne mehr in den Vordergrund rückt. Außerdem zeigte der Eintritt der beiden Mannschaften auf, welchen Stellenwert österreichischer Football in Europa hat. Hinzukommt auch, dass die Teams der Nationale Liga sportlich näher aneinander rückten.
Kritik an ELF
Doch zwei Jahre und eineinhalb Saisons später scheint die Stimmung gegenüber der ELF gekippt zu sein. Der Präsident des AFBÖ, Michael Eschlböck, ist mit der Arbeit der ELF ganz und gar nicht zufrieden: „Sie reden nicht mit den nationalen Verbänden, saugen die Top-Leute aus den Ligen ab.“, so Eschlböck. Ein Vorgehen, welches schon 2021 von Seiten der GLF und dem AFVD bemängelt wurde. „Die ELF bedient sich kostenlos an den Strukturen, die die GFL über Jahrzehnte aufgebaut hat.“, betonte damals GFL-Vorstandsmitglied Axel Streich. Ein Problem der nicht vorhandenen Jugendarbeit, weshalb sich die Mannschaften woanders nach Top-Talenten umschauen müssen.
Doch Fans und der Commissioner der ELF, Patrick Esume, sind sich einig, dass das Spiel den Spielern gehört und diese selbst entscheiden dürfen, wo sie spielen wollen. Selbst Eschlböck findet es „super“, dass die Vikings und die Raiders gute Leistungen zeigen und vorne mit dabei sind, auch wenn das vor allem die Teams sind, die die österreichischen Spieler aus den kleinen Vereinen abwerben.
World Anti-Doping Agency
Ein weiterer Kritikpunkt Eschlböcks liegt darin, dass der Anti-Doping-Code der WADA (World Anti-Doping Agency) nicht unterzeichnet wird. Darauf legt der Präsident des AFBÖ großen Wert, damit der Sport fair und sicher bleibt. Die Liga hat jedoch bereits 2021 einen Vertrag mit der NADA (Nationale Anti-Doping Agentur) unterzeichnet. Die NADA arbeitet unter anderem mit der Deutschen Fußball Bundesliga zusammen und ist generell für den Kampf gegen Doping im deutschen Sport zuständig.
Reines finanzielles Interesse
Außerdem geht es wie bei allem auch hier um die Geldfrage. Bereits 2021 warf GFL-Vorstandsmitglied Streich der ELF vor, dass es der Liga weniger darum geht, den Football in Deutschland weiterzubringen. Seiner Meinung nach geht es eher darum die finanziellen Interessen abzudecken. Auch Eschlböck findet harte Worte zu dem Thema: „Die Liga beansprucht für sich, etwas für Football in Europa zu tun, dabei geht es wohl eher darum, aus dem gestiegenen Interesse an der NFL in Europa schnelles Geld zu machen. Das sind Heuschrecken.“ Patrick Esume erwiderte bereits 2021 auf die Aussage von Streich: „Hinter den guten GFL-Teams standen auch einmal Kapitalgesellschaften.“. Weiter führte er aus, dass man nun mal Geld verdienen müsse, um das Produkt Football erfolgreich verkaufen zu können.
Letztendlich lässt sich sagen, dass die ELF nicht nur positive Seiten hat und man den Aussagen der GFL und des AFBÖ ein offenes Ohr schenken sollte. Doch vor allem die Fans finden großen Gefallen an der Liga. Viele sind durch die ELF das erste Mal in Europa zu einem Football-Spiel gegangen und freuen sich, dass der amerikanische Sport, den man sonst nur im Fernsehen schauen kann, nach Deutschland überschwappt. Jede Medaille hat zwei Seiten, und es ist wichtig, dass alle Seiten aufeinander zugehen und gemeinsam an einer Lösung sowohl für den Sport als auch für die Spieler arbeiten.