Am ersten Wochenende der zweiten Saison der European League of Football zog es mich zu Stuttgart Surge ins GAZi-Stadion auf der Waldau. Zu Gast waren die Barcelona Dragons, gegen die das erste Spiel in der vergangenen Saison 2021 von Stuttgart noch mit 21-17 gewonnen wurde. Ich versprach mir deshalb einen spannenden Auftakt in die neue ELF-Saison.
Power Party
Stuttgart Surge hatte auf Instagram eine Power Party versprochen, weshalb ich mich pünktlich am Stadion einfand. Zu meiner Enttäuschung musste ich aber feststellen, dass sich in Stuttgart scheinbar in Sachen Power Party im Vergleich zum Vorjahr nicht viel entwickelt hat. Neben einem DJ gab es einen Stand mit Süßigkeiten und einige Fahrzeuge eines Autohauses waren ausgestellt. Da am Merchandise-Stand noch aufgebaut wurde, bog ich zuerst an den bereits geöffneten Essenstand vom Stadion ab. Da es dann zu Regnen anfing, suchte ich Schutz beim Ticketschalter. Dort erkundigten sich gerade einige aus München angereisten Fans nach der besagten Power Party und sprachen ebenfalls ihre Enttäuschung aus. Im letzten Jahr ging ich noch davon aus, dass es einfach pandemiebedingt nicht möglich war, mehr auf die Beine zu stellen. In diesem Jahr muss ich leider zugeben, dass in Stuttgart im Bereich Entertainment vor dem Spiel aus meiner Sicht noch Nachholbedarf besteht. Auf dem Parkplatz vor dem Eingang stand ein abgestellter Bierwagen, vielleicht hätte den einfach jemand in Betrieb nehmen können, denn erfahrungsgemäß kommt man an einem solchen Stand einfach besser ins Gespräch, oder? 😉
Dennoch ist das Angebot an Speisen und Getränken auf der Waldau aus meiner Sicht ausreichend (Meine Empfehlung: Burger und Chili Cheese Fries). Am Essensstand war ich zuvor noch mit einigen Fans des offiziellen Fanclubs (Surge OFC United) ins Gespräch gekommen, die die Verfügbarkeit von einigen Merchandise-Artikeln anprangerten. Tatsächlich wurde ich an diesem Tag noch mehrfach auf meine Basecap aus 2021 angesprochen, die viele am Verkaufsstand vermissten. Zeit also, sich selbst ein Bild vom Angebot an Fanartikeln vor Ort zu machen. In der letzten Saison habe ich einiges an ELF-Merch erstanden. Seltsamerweise war ausgerechnet die Qualität der Surge-T-Shirts mehr als unzureichend – bereits nach einigem Tragen löste sich der Aufdruck ab. Dieses Problem sprach ich am Stand natürlich an und war dann doch etwas verwundert darüber, dass dieses Problem offenbar bekannt war, man aber nichts dagegen tun könnte, weil es sich um offizielle Artikel der Liga handelte. Man versprach mir aber, dass sich die Qualität verbessert hätte und so landete ein neues T-Shirt in meiner Einkaufstüte. Natürlich werde ich diese Aussage im Tragetest überprüfen.
Gleich geht es los
Nun war es an der Zeit mich auf meinen Platz zu begeben. Auf dem Weg zur Haupttribüne traf ich noch auf drei Vertreter der Helvetic Guards, die im nächsten Jahr in der European League of Football starten werden. Das schlechte Wetter hatte sich inzwischen etwas verzogen und langsam füllte sich das Stadion mit den insgesamt 2.690 Fans, die sich für dieses Spiel ein Ticket gesichert hatten. Von einem ausverkauften Haus war man bei 11.468 vorhandenen Plätzen noch einiges entfernt. Dennoch zeigte sich der neue General Manager von Stuttgart, Suni Musa, im Kurzinterview zufrieden über die Resonanz zum ersten Spiel.
Nachdem die Spieler beider Mannschaften auf dem Spielfeld angekommen waren, konnte es auch pünktlich losgehen. Schon früh zeichnete sich leider ab, dass die Surge an diesem Tag keinen richtigen Rhythmus finden würde. Aber auch die Barcelona Dragons bekamen im ersten Quarter keine Punkte aufs Scoreboard und erhielten auch noch zwei Strafen für das Runterlaufen der Play Clock (Penalty Delay of Game). Das passierte übrigens beiden Teams noch öfter in diesem Spiel. Sicher kann das mal passieren, ich persönlich fand das aber an diesem Tag ein wenig zu oft.
Zu Beginn des zweiten Quarters fuhren die Dragons ihren ersten Touchdown samt Extrapunkt ein. Die Antwort der Surge blieb im nächsten Drive leider aus und so bauten die Dragons ihre Führung mit dem nächsten Touchdown und dem Extrapunkt durch einen zuverlässigen Giorgio Tavecchio auf 14-0 aus. Zuvor gab es jedoch noch die erste rote Flagge vom Stuttgarter HC Martin Hanselmann, die jedoch erfolglos blieb. Für die Gastgeber dürften auch die nächsten zwei Punkte, die sich die Dragons per Safety holten, ärgerlich gewesen sein. Beim nächsten Pick Six durch Alejandro Fernández konnte man langsam eine zunehmende Anspannung bei den Stuttgarter Fans spüren. Da half der darauffolgende, misslungene Einsatz von Tavecchio auch nichts, schließlich hatte Barcelona inzwischen 22 Punkte erzielt, Stuttgart hingegen null. Bis zur Halbzeit sollten noch weitere sieben Punkte für Barcelona folgen. Halbzeitstand 29-0 für die Barcelona Dragons
Im dritten Quarter holte sich Stuttgart die ersten zwei Punkte per Safety durch Nijaz Hamulic. Doch die Dragons bauten in diesem Viertel ihre Führung noch bis auf 38-2 aus. Wären deutlich mehr Dragons Fans angereist, hätten diese spätestens jetzt die Gegentribüne in ein zweites Reus verwandelt.
Im letzten Quarter schaffte es Stuttgart immerhin noch zu einem Touchdown durch Dennis Gratza (Stuttgart Surge Game Day MVP) samt Extrapunkt durch Jonata Loria zum Endstand von 38-9 für die Barcelona Dragons.
Insgesamt haben die Barcelona Dragons im ersten Spiel eine solide, aber auch nicht fehlerlose Leistung abgeliefert, ohne Zaubern zu müssen. Stuttgart Surge zeigte in diesem Spiel deutliche Schwächen und muss dringend kleine, aber entscheidende Fehler schnellstens in den Griff bekommen. Vor allem aber konnten die Fehler des Gegners nicht zum eigenen Vorteil genutzt werden. Die 100 Yards der Stuttgarter Offense kommen gegenüber den 287 Yards der Barcelona Offense doch etwas mager daher. Auf Seiten der Dragons ragten aus meiner Sicht an diesem Tag besonders Antonio Montón, Kyle Sweet und natürlich Zach Edwards hervor. Bei den Stuttgartern sieht die Bewertung schon schwieriger aus. Paul Steigerwald war natürlich präsent, wie auch David Meza oder Malcom Washington. Vielleicht sollte man noch Janis Hackenberg oder Precious Ogbevoen erwähnen.
Auch wenn das Wetter an diesem Tag wechselhaft war und Stuttgart Surge bis zur nächsten Woche gegen die Panthers Wrocław deutlich zulegen muss, hielt die gute Laune der Surge-Fans bis zum Spielschluss an.
Danke für den Bericht. War auch beim Spiel. Deine Worte gegenüber Surge sind ja noch nett. Sie haben in der Offense wirklich gar nichts hinbekommen. Und ja, ich gebe dir Recht, das Drumherum ist beim Regionalliga-Spiel im 30km entfernten 5000-Einwohner-Dorf Albershausen besser! Ich weiß auch nicht, warum die das nicht hinkriegen. Nicht mal eine Stadionzeitung gibt’s. Ich denke einfach, sie haben nicht genügend Leute. Das muss besser werden! Und du schreibst es richtig, das Interesse ist da! Da wird einiges an gutem Willen der Fans verschwendet. Die waren wirklich super; das Beste auf der Waldau an diesem Sonntag!