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Jonny

Am vergangenen Wochenende befand sich die European League of Football in Woche 14 und somit fanden die letzten Spiel der regulären Saison statt. Bereits morgen steht das Wildcard Weekend an und damit die ELF Playoffs. Ein guter Zeitpunkt also, einen kleinen Blick aus der Fanbrille auf die vergangenen 14 Wochen zu werfen.

Zuschauerzahlen im Stadion

Im Vergleich zur ersten Saison gab es insgesamt eine deutliche Steigerung der durchschnittlichen Fans bei den Heimspielen in den Stadien. Allerdings darf hierbei nicht ganz unberücksichtigt bleiben, dass es im ersten Jahr der Liga noch Restriktionen wegen der Corona-Pandemie gab, die reguläre Spielzeit nur über 12 Wochen ging und die Anzahl der Teams ebenfalls geringer war. Positiv wirkten sich dagegen die Einschränkungen durch die Pandemie auf die Zuschauerzahlen im Fernsehen aus.

Innerhalb der acht Teams, die seit 2021 dabei sind, konnten Berlin Thunder, Frankfurt Galaxy und Stuttgart Surge bei den durchschnittlichen Zuschauerzahlen ordentlich zulegen. Auf den ersten Blick könnte dies auch bei den Hamburg Sea Devils so sein, allerdings wird die Statistik durch das erste Heimspiel im Volkspark Stadion mit 32.500 Zuschauenden etwas „aufgehübscht“. Trotz eines Wechsels des Stadions treten die Barcelona Dragons im Bezug auf die Zuschauerzahlen etwas auf der Stelle und sollten diesbezüglich Gegenmaßnahmen treffen. Die Cologne Centurions können sich dagegen über einen leichten Zuwachs freuen. Die Zuschauerstatistik der regulären Saison 2023 wäre vielleicht sogar noch etwas besser ausgefallen, wenn sich die Leipzig Kings nicht mitten in der Saison „vom Acker“ gemacht hätten und deshalb Spiele abgesagt werden mussten. Ob dies auch ein Grund für den im Vergleich zu 2021 eher zurückgehenden Zuschauerzahlen bei Heimspielen der Panthers Wroclaw ist, glaube ich eher nicht. Übrigens hatten die Leipzig Kings in den ersten drei Spielen im Durchschnitt immerhin knapp über 2.000 Zuschauer. Dies sollte also kein entscheidender Grund für den frühen Abzug gewesen sein.

Die in der Saison 2022 hinzugekommenen Raiders Tirol, Vienna Vikings und Rhein Fire hatten alle einen guten Start hingelegt und konnten die durchschnittlichen Zuschauerzahlen in 2023 solide steigern. Rhein Fire mit durchschnittlich 9.806 Zuschauenden, steht an der Spitze und könnte es 2024 daher als erstes Team im Durchschnitt auf 10.000 bringen.

Von den in 2023 neu gestarteten Teams haben die Munich Ravens und die Paris Musketeers im Bezug auf die Zuschauerzahlen einen beeindruckenden Start hingelegt. Auf deren Entwicklung im zweiten Jahr darf man gespannt sein. Die Helvetic Guards haben sich einen guten Ausgangspunkt für eine solide Weiterentwicklung geschaffen, ebenso die Fehérvár Enthroners. Dies hat mich überrascht und ist umso bemerkenswerter, weil dort immerhin zwei Spiele nicht stattgefunden haben. Die Milano Seamen und die Prague Lions sind eher schwach gestartet und haben für die nächste Saison noch einige Hausaufgaben zu machen, um mehr Fans zu den Heimspielen in ihr Stadion zu bekommen.

Insgesamt ist innerhalb der Liga ein sehr positiver Trend bei den Zuschauerzahlen in den Stadien erkennbar, mit dem man nach 3 Jahren durchaus zufrieden sein kann. Das schlägt sich natürlich auch positiv auf den eigenen Besuch eines Spiels nieder. Das Rahmenprogramm und damit die Qualität eines Spieltags werden stetig besser. Auch wenn die Preise gestiegen sind, macht der Besuch eines ELF-Spiels einfach richtig Spaß.

Entwicklung im Fernsehen

Die teilweise rasanten Zuwächse der durchschnittlichen Zuschauerzahlen bei einzelnen Teams, wie beispielsweise bei Stuttgart Surge, schlagen sich trotz gestiegener Sendezeit im Fernsehen und Livestream offenbar nicht in gleicher Weise nieder. Für eine aussagekräftige Bewertung bräuchte man aber auch die Zahlen von Joyn+ und vom ELF-GamePass, welche mir nicht vorliegen. Demnach kann ich nur vermuten, dass viele treue ELF-Fans lieber ins Stadion gehen anstatt auf der Couch rumzulungern, was für die Teams eindeutig die bessere Variante wäre.

Neben der mir unbekannten Abrufzahlen des ELF-GamePass war der Umgang mit den nationalen Kommentatoren unschön. Von heute auf morgen wurden alle Spiele der ELF nur noch in Englisch kommentiert. Ohne eine Ankündigung und Erklärung. Seitens der Fans kam auch kein Aufschrei und es wurde einfach so hingenommen. Dies lässt die Vermutung zu, dass die Erwartungen an das Produkt bisher nicht erfüllt wurden. Fest steht aber, dass hier ein Versprechen der Liga einfach so gebrochen wurde und dadurch auch Jobs gekürzt wurden- was für die Kommentatoren sicher bitter ist und für die Fans einfach schade.

An den kostenlosen Sendungen auf ProSiebenMAXX oder den Livestreams auf ran.de habe ich persönlich tatsächlich nichts auszusetzen. Die Übertragungen waren immer unterhaltend und angenehm gestaltet und so manch eine „Weisheit“ von Kasim Edebali brachten mich auch zum Lachen.

Ausgewogenheit der Teams

An der ein oder anderen Stelle gibt es immer mal wieder Kritik, die Teams der Liga seien nicht ausgeglichen, sprich die Liga wäre nicht „competitive“. Insbesondere nach Ergebnissen wie dem 60:6 in Woche 6 (Thunder gegen Enthroners) oder dem 55:0 aus Woche 14 (Ravens gegen Dragons) liest man immer wieder Kritik in den Sozialen Netzwerken. Schnell werden dann Erklärungen gesucht, dass die unterschiedliche zeitliche Zugehörigkeit der Teams in der Liga eine Rolle spielen könnte. Dem entgegen spricht aber, dass es bereits 2021 und 2022 ebenfalls Ergebnisse wie 38:0, 57:3, 49:0 oder sogar 70:0 gab.

Ein unterschiedlicher Umgang mit den Vorgaben der Liga, beispielsweise mit der Finanzierung für die Bezahlung der Spieler könnte zu einem Ungleichgewicht der Roster führen und so zu Teams die „ohne Kratzer“ durch die Saison marschieren. Das könnte eventuell sein, allerdings sprechen Teams wie Stuttgart Surge dafür, dass man auch nach einer wirklich miesen Saison mit weniger Zuschauer im letzten Jahr im darauffolgenden Jahr oben mitspielen kann.

Natürlich sollte darauf geachtet werden, dass die Voraussetzungen von Seiten der Liga für alle Teams gleich sind und Vorgaben auch in gleicher Form eingehalten werden. Viele Dinge müssen sich in der Liga sicher auch noch einpendeln und ich bin davon überzeugt, dass dies auch passieren wird. Als Fan will ich ein 55:0 nicht wirklich sehen, aber ganz vermeiden lassen werden sich solche Ergebnisse auch in der Zukunft eher nicht. Dabei sollte man auch nicht vergessen, dass hinter den Teams ein wirtschaftlich agierender Betreiber steht, der in erster Linie seine „Marktposition“ stärken will. Und wenn man ehrlich ist, ist eine Ausgewogenheit bei anderen Sportarten, in denen Geld eine nicht ganz unwichtige Rolle spielt, oft auch nur schwer herstellbar- trotz vieler Regelungen, beispielsweise im Fußball oder in der Formel 1.

Kommunikation der Liga

Logischerweise geht es den Verantwortlichen der Liga darum, ihr Produkt bestmöglich anzupreisen und zu verkaufen. Allerdings hat man als Fan ab und an den Eindruck, dass das Wachstum der European League of Football teilweise noch zu schnell geht um das „Liga-Schiff“ souverän zu steuern. Wer länger dabei ist, kann sich noch gut an die Probleme aus der letzten Saison mit der neuen ELF-App und den damit verbundenen Anmeldeproblemen am ELF-Gamepass erinnern. Der Umgang von Seiten der Liga damit und der aufkommenden Kritik wirkte anfangs nicht besonders professionell. In diesem Jahr wurden beim Kickoff- Event der ELF ein Fantasy Football-Manager und ein Panini-Produkt angekündigt. Der Fantasy Football-Manager wurde inzwischen auf 2024 verschoben und die ersten Panini Trading-Cards sollen voraussichtlich Ende September bzw. Anfang Oktober 2023 erscheinen. Also nach der Saison und übrigens auch zu deutlich höheren Preisen als vergleichbare Trading-Cards aus anderen Panini-Kollektionen. Aus meiner Sicht kann es für solche Entwicklungen immer driftige Gründe geben. Wenn etwas aber nicht wie geplant klappt, sollte man ganz offen damit umgehen und darf sich nicht wundern, wenn es dafür auch Kritik von Seiten der Fans gibt. Diese sind eben enttäuscht, dass aus der vollmundigen Ankündigung nichts wurde. Vielleicht sollte man zukünftig an der ein oder anderen Stelle etwas zurückhaltender sein und Neuigkeiten erst verkünden, wenn sie wirklich ausgereift sind.

Im Bereich NFT´s bzw. digitale Sammelobjekte wurde dagegen durch die Zusammenarbeit mit FANZONE ein positiver Schritt nach Vorne unternommen. Ehrlicherweise liegt man aber auch hier im Vergleich zu anderen Kollektionen preislich eher im höheren Bereich. Zumindest mir fehlt aber eine Information, was denn nun aus den NFT´s aus dem ersten Jahr wird, die Webseite (nft-club.eu) scheint nicht mehr gepflegt zu werden. Wird sie irgendwann einfach verschwinden?

Zum ELF-Finale findet bekanntermaßen ein umfangreiches Rahmenprogramm in Duisburg statt, was Mitte August auf der Pressekonferenz der Liga verkündet wurde. Zu diesem Zeitpunkt waren meine Pläne für den Besuch des Championship Games natürlich bereits abgeschlossen, so dass ich von den Zusatzevents am Samstag in Duisburg leider nichts haben werde, was ich schade finde. Der Ticketverkauf für das Finale 2024 ist bereits angelaufen. Werden dort alle Events in Gelsenkirchen stattfinden oder die Pre-Game-Party auch wieder in Düsseldorf? Ich weiß es jedenfalls bisher nicht….

Zum frühzeitigen Abgang der Leipzig Kings wurde schon genug gesagt, deshalb nur soviel: Mir als Fan war der zumindest nach Außen wirkende, lapidare Umgang der Liga mit dem Problem zu lasch. Ich war echt enttäuscht und man ließ das Schiff einfach sinken. Ich glaube ja, dass das auch für die Liga-Verantwortlichen nicht einfach war und sie das so auch nicht wollten. Bei mir kam das aber einfach nicht oder relativ spät so an.

Dies sind nur einige Beispiele, mit denen ich aufzeigen will, dass man aus meiner Sicht zukünftig vielleicht versuchen sollte, die Kommunikation zu verbessern und mehr die Nähe zu den Fans suchen sollte. Wo Licht ist, ist auch Schatten, so ist das eben und man kann sich nicht nur öffentlich sonnen, man muss ab und zu auch Hand in Hand mit den Fans durch den Regen gehen. Denn am Ende machen die Fans ihre Geldbörse ja auch für die Liga auf…und von der NFL ist die ELF dann noch noch einige (Kilo-) Meter entfernt…

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Jonny

Hatte 2021 schon mal ne ELF-Website und ist seit 2022 gerne beim Team von Foot Bowl dabei. Besuche mich auf Twitter!

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