Skip to main content

Marc Junge

Die European League of Football befindet sich in der ersten Phase der Offseason. Erste Vertragsverlängerungen werden schon bekanntgegeben, aber Verhandlungen mit Spielern anderer Teams sind erst ab dem 1. November erlaubt. Daher stehen aktuell noch Umstrukturierungen in Front Office und Coaching Staffs im Vordergrund. Grund genug, um auf das zu blicken, was für die Teams noch bevorsteht. Im Gegensatz zur NFL gibt es keinen Draft, also kein klares Offseason-Highlight. Auch ein von der Liga organisiertes Combine gibt es nicht. Dennoch müssen natürlich auch die ELF-Teams an den richtigen Stellschrauben drehen, ja teils eine ganze Baustelle bearbeiten. Was brauchen die Teams, wo lagen eventuell die Schwächen, und: welche Spieler muss das Team unbedingt halten?

Frankfurt Galaxy

  • Regular-Season-Bilanz: 8–4
  • Offense Points Made / Total Yards: 3. / 4.
  • Defense Points Allowed / Total Yards: 5. / 4.
  • A-Imports 2022: QB Jakeb Sullivan, WR Reece Horn, DB Ja’len Embry, DB Fernando Lowery
  • Größte Needs: Offensive Line
  • Wichtigste Verlängerungen: Jakeb Sullivan, Sebastian Gauthier, Ryan Rimmler
Foto: Marc Junge

Für den Meister der vorangegangenen Saison hätte es kaum einen schlechteren Saisonstart geben können. Nach Niederlagen gegen Rhein Fire und die Vienna Vikings standen die Hessen mit 0–2 in einer starken Conference mit dem Rücken zur Wand. Die schweren Verletzungen von Gena Adams, Lars Hampel, Sebastian Gauthier und Joshua Poznanski früh in der Saison verbesserten die Stimmung kaum. Dennoch kämpfte sich die Galaxy zurück ins Playoffs-Rennen. In einer ambivalenten, von Dominanz und Leichtsinnsfehlern geprägten Saison verpasste man schließlich aber doch den Einzug in die Postseason (8–4).

In der Offseason 2021/22 konnte die Galaxy mit nahezu allen Leistungsträgern verlängern und ihren Kader verstärken. Die Verpflichtungen von Fullback León Helm, Running Back Thomas Fischbach, Defensive Back Karim Ben El Ghali und Kicker Ryan Rimmler erwiesen sich als goldwert. Auch bei den Imports traf Galaxy größtenteils die richtigen Entscheidungen. Wo aber drückt bei der Galaxy vielleicht doch noch der Schuh, wo muss nachgebessert werden?

Needs

Die größte Erkenntnis dieser Saison dürfte in Frankfurt gewesen sein, dass man offensichtlich kein Power Run Game, das sich die Galaxy vor der Saison mit Gena Adams & Co. versprach, aufziehen kann. Gleichwohl sahen die Lilanen mit Thomas Fischbach einen starken lokalen Running Back heranwachsen, dem auch in Zukunft Vertrauen ausgesprochen werden dürfte. In Kombination mit Fullback León Helm sowie einem talentierten, jungen Running Back wie Kai Hunter sollte die Galaxy ein vernünftiges Running Game präsentieren können.

Schlägt Frankfurt diesen Weg im Backfield ein, wäre der Fokus in der Offense weiterhin klar auf das Passspiel gelegt. Eine grundlegend neue Philosophie darf also nicht erwartet werden, schließlich sitzt Offensive Coordinator Patrick Griesheimer auch fest im Sattel. Um auch in Zukunft die Breite und Tiefe des Felds in der Spread Offense optimal ausnutzen zu können, braucht es ein vielfältiges Receiver Corps. Die Verpflichtung Reece Horns zur Saisonmitte brachte dem Team einen neuen Schub, weshalb die Galaxy gut beraten wäre, sich erneut die Dienste eines amerikanischen Wide Receivers zu sichern. Ansonsten hat das Team eine gute Basis an lokalen Receivern, die bisher auch keinen Wechselwunsch angedeutet haben.

Der größte Need in der Offense liegt in der Offensive Line. Hier fehlte es auch aufgrund einiger Verletzungen an Konstanz. Vor lauter Verzweiflung musste Galaxy sogar Nils Hampel aus dem Karriereende zurückholen. Zweifelsohne hat Frankfurt hier aber Spitzenspieler in ihren Reihen, die wie Yannic Kiehl aber auch anderswo begehrt sein dürften. Kann es sich Frankfurt zudem leisten, nach der Reduktion der Anzahl der europäischen Importspieler zwei Spots für die Offensive Line zu opfern?

Um den nächsten Schritt zu gehen, besteht in der Defense Nachbesserungsbedarf gegen das gegnerische Passspiel. Hier hat Frankfurt die sechstmeisten Yards und siebtmeisten Touchdowns zugelassen, wenngleich natürlich auch berücksichtigt werden muss, dass Galaxy gegen mehrere passstarke Teams gespielt hat. Positiv war sicherlich, dass die Defense die Passkomplettierungsquote auf 57,61 % drücken sowie gleich 15 Interceptions forcieren konnte. Auch die 33 Sacks lassen sich im Ligavergleich sehen.

Extensions

Aufgrund der wahrscheinlichen Reduktion der Anzahl der europäischen Importspieler von acht auf sechs, sieht sich Frankfurt mit einer schweren Frage konfrontiert. Auf welchen Positionen brauchen sie dringender internationale Unterstützung, welche bisherigen Importspieler können dabei helfen? Galaxy muss sich entscheiden, welche sechs der acht E-Imports sie behalten wollen. Zum Saisonende hießen die Athleten Mwamba (TE), Sy (DL), Nasri (ILB), Achaintre (ILB), Weber (OT), Sow (WR), Christensen (C) und Brauns (DE). Je nachdem, wie sich Head Coach Thomas Kösling & Co. entscheiden, entstehen neue Needs, die mit Homegrown-Athleten befriedigt werden müssen.

In den letzten beiden Jahren setzten die Frankfurter auf der Quarterback-Position auf den Amerikaner Jakeb Jon Wayne Sullivan. Bereits in der letzten Offseason ließ der 28-jährige durchblicken, dass er sich ein mehrjähriges Engagement bei der Galaxy vorstellen kann. Auch Frankfurt sollte ein großes Interesse daran haben, mit dem 2021er ELF Championship Game MVP zu verlängern. Sullivan war in der vergangenen Saison vielleicht etwas unter dem Radar geblieben, aber eigentlich hat er seine starke Vorjahresleistung bestätigt. Sein Passer Rating von 110.24 wurde nur von Jadrian Clark getoppt.

Nicht nur Quarterbacks, sondern auch Kicker können Spiele entscheiden. Das hat auch Second Team All-Star Ryan Rimmler bewiesen. Beim Auswärtsspiel gegen die Panthers verwandelte er wenige Sekunden vor Schluss ein Game Winning Field Goal aus 52 Yards Entfernung. Dass er aus großen Weiten treffen kann, zeigte er in dieser Saison öfters. Der gebürtige Heidelberger muss aber noch eine bessere Trefferquote liefern. So landeten nur 64,29 % der Field-Goal-Versuche zwischen den Torstangen (drei Blocks). Vergleicht man die Leistung Rimmlers mit dem Kicking Game der Saison 2021, kommt man zu der Schlussfolgerung, das es eigentlich ein Muss ist, gerade ihn zu halten.

Natürlich hofft die Galaxy auf die Rückkehr von lokalen Schlüsselspielern wie Yannic Kiehl, Joshua Poznanski, Marc Anthony Hor oder Sebastian Silva Gomez. Besonders wichtig wird es aber sein, Sebastian Gauthier nach seiner schweren Knieverletzung wieder ans Bord zu holen. Der Schwede, der tatsächlich keinen Import-Spot besetzt, war 2021 ein heißer Kandidat für den Defensive Player of the Year Award. Kommt er an diese Form heran, ist er kaum zu ersetzen.

Stuttgart Surge

  • Regular-Season-Bilanz: 0–12
  • Offense Points Made / Total Yards: 12. / 12.
  • Defense Points Allowed / Total Yards: 10. / 10.
  • A-Imports 2022: QB Dante Vandeven, RB Jalen Conwell, LB Ronley Lakalaka, DB Malcolm Washington
  • Größte Needs: Quarterback, Wide Receiver, Offensive Line, Pass Rush
  • Wichtigste Verlängerungen: Precious Ogbevoen, Nikolas Knoblauch, Moritz Riedinger
Foto: Fiona Noever

Stuttgart Surge befindet sich wenig überraschend im Re-Build. Nach zwölf Niederlagen in zwölf Spielen möchte das Franchise in dieser Offseason die Grundlagen für eine erfolgreiche Zukunft legen. Den Anfang soll ein neuer Head Coach machen. Gelingt es der Surge, attraktiver zu werden, können sie durchaus auch die talentierten und erfahrenen Spieler der Region für sich gewinnen. Fakt ist allerdings auch, dass es aktuell sehr viele Baustellen gleichzeitig zu beackern gilt.

Needs

Es sind sich alle einig, Dante Vandeven ist nicht die Quarterback-Lösung. Es war durchaus verständlich, vor dem Hintergrund einer löchrigen Offensive Line sowie fehlenden Top Receivern einen athletischen Spielmacher zu verpflichten. Vandeven hatte einen guten Start, anschließend aber hat er merklich abgebaut. Zuletzt wurde er sogar als Defensive Back und Wide Receiver eingesetzt. Jetzt sollte das Ziel sein, wieder einen Signal Caller unter Vertrag zu nehmen, der ein vernünftiges Passspiel aufziehen kann.

Die nächste offensichtliche Baustelle ist Wide Receiver. Der Leading Receiver der Surge war 2022 Publikumsliebling Paul Steigerwald, der mit 41 Receptions einen Raumgewinn von 480 Yards erzielte. Ihm folgte die Neuentdeckung Moritz Riedinger, der allerdings ab der Saisonmitte verletzt ausfiel. Beide haben definitiv die Qualität, um in der ELF auf sich aufmerksam zu machen und sollten unbedingt gehalten werden. Wenn diese Homegrowns aber als Top2-Receiver eines Teams herhalten müssen, ist klar, dass beim Receiving Corps Handlungsbedarf besteht. Besonders an Speed und Tiefe fehlte es dem Corps, sodass hier gleich mehrere Neuzugänge sowie eventuell sogar ein amerikanischer Importspieler die Folge sein sollten.

Man mag es kaum glauben, auch die Offensive Line war nach verbessertem Start wieder eine Schwachstelle. Auch auf der anderen Seite muss nachgebessert werden. Im zweiten Jahr in Folge war der Pass Rush unterdurchschnittlich. So standen nur 23 Sacks zu Buche, der Großteil entfiel dabei auf Inside Linebacker und nicht auf Defensive Lineman.

Extensions

Es ist schwierig, bei der Surge klare Baustellen zu finden, die man nicht verbessern müsste. Das Team war über weite Strecken 2022 eine Zumutung ohne viele hoffnungsvolle Momente. Wenn aber eine Unit lobend hervorgehoben werden muss, dann sind es die Linebacker. Hier kann man sich nicht beschweren, einige der Athleten könnten auch locker bei anderen Franchises starten. Einer der Protagonisten war Osarounamen Precious Ogbevoen. Der österreichische Inside Linebacker war sogar Sack Leader der Surge. Er spielte einen Großteil der Saison mit einer gebrochenen Hand und gab klar zu erkennen, dass er mental niemals aufgeben wird. Ihn sollte das Front Office priorisieren, wenn es um Vertragsverlängerungen geht. Auch der verletzte Nikolas Knoblauch, der trotz seines Ausfalls dem Team als Kapitän zur Verfügung stand und teils weiterhin beim Coin Toss dabei war, sollte gehalten werden.

Bei den Amerikanern stehen ebenfalls einige Neubesetzungen an. Offensiv konnten weder Vandeven noch Jalen Conwell überzeugen, defensiv sah das schon anders aus. Malcom Washington wurde allerdings bereits von den Houston Gamblers aus der USFL verpflichtet. So bleibt nur noch Linebacker Ronley Lakalaka, der absolut ein Kandidat für eine Extension ist. Der Hawaiianer führte das Team mit 104 Tackles an und blieb dem Team auch in dieser schweren Zeit loyal. Lakalaka stieß 2021 erst zur Saisonmitte zum Team und hat noch keinen Sieg in der ELF miterleben dürfen.

ELF Offseason Needs: Vienna Vikings und Raiders Tirol: Hier klicken

Elias Hoffmann

Elias ist seit Ende August 2021 Teil von Foot Bowl. Mail: hoffmann@footbowl.eu oder hoffmann-footbowl@gmx.de.

Leave a Reply