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Jonny

Es ist die Frage, die seit Monaten die Gemüter der European League of Football Community erhitzt und die die Gerüchteküche zum Laufen bringt. Jeder kleine Hinweis wird sofort auf reddit oder sonstigen Plattformen kommuniziert und überbewertet. Im folgenden Text widmen wir uns den möglichen Standorten eines neuen ELF-Franchises, wohlwissend, dass die Grüße aus dem Harz gerne auch mal aus überraschenden Orten verschickt werden.

Paris, Frankreich

Paris gilt eigentlich schon immer als heißer Kandidat für eine Expansion. Zum einen hat Patrick Esume aufgrund seiner Zeit als Head Coach von Flash de La Courneuve sowie des französischen Nationalteams sehr gute Kontakte in das deutsche Nachbarland. Zum anderen steigt in Frankreich das Interesse der Fans an der NFL und American Football im Allgemeinen an. Das stärkste Argument für ein französisches Franchise dürfte aber die Menge an talentierten französischen Footballspielern sein. In den beiden Spielzeiten der ELF haben schon fast so viele Franzosen gespielt, wie es für ein Team reichen würde. Kann das potentielle Team ein Großteil der Athleten, die als Imports in Europa oder Kanada unterwegs sind, zurückholen, dann wäre Paris unmittelbarer Titelkandidat.

Im Februar gab der General Manager des französischen Spitzenteams Flash de La Courneuve in einem Interview an, dass das nahe Paris gelegene Team über einen Einstieg in die European League of Football nachdenkt (hier abrufbar). Das Team wurde zuletzt erneut französischer Meister und war bereits eine Karrierestation einiger ELF-Athleten. Mit den aktuell etwa zwanzig Mitarbeiter:innen bräuchte das Team aber eventuell noch etwas Unterstützung.

„Die Idee ist es, den Verein langfristig weiter wachsen zu lassen, um ihn auf das Niveau der anderen europäischen Vereine zu bringen. Mit der Gründung der ELF würden wir gerne in den nächsten Jahren in diese Liga eintreten.“

Flash de La Courneuve General Manager Bruno Lacam-Caron

Zuletzt heizte aber ein anderes Team die Gerüchteküche an: Les Mousquetaires de Paris bzw. Paris Musketeers. So wurde eine „Société par actions simplifiée“ (in etwa eine Kommanditgesellschaft auf Aktien) unter diesem Namen gegründet (hier abrufbar). Als Präsident fungiert Frantzy Dorlean und als Chief Executive Officer Marc-Angelo Soumah. Soumah spielte früher selbst professionell in der NFL Europe American Football und war von 2010 bis 2014 Präsident des französischen American-Football-Verbands. Auch Frantzy Dorlean war im American Football aktiv und spielte dabei zwischenzeitlich unter dem Head Coach Patrick Esume. Unter dem Namen Mousquetaires tritt bereits ein traditionsreiches American-Football-Team in Paris auf, das aktuell in der dritten Liga spielt. Das Team ist siebenmaliger französischer Meister, wobei der letzte Erfolg 26 Jahre zurück liegt.

Amsterdam, Niederlande

Auch der Standort Amsterdam wird schon lange diskutiert, schließlich spielten die Amsterdam Admirals von 1995 bis 2007 in der NFL Europe. Tatsächlich scheint es zwei Gesellschafter zu geben, die seit dem Frühjahr 2021 in Gesprächen mit der European League of Football stehen. Informationen von „Gridiron.nl“ zufolge sind diese auf der Suche nach einem dritten Finanzpartner, um einen prestigeträchtigen Fünfjahresplan auf dem niederländischen Markt abzuschließen (hier abrufbar).

Auch aus den Niederlanden sind einige Spieler bereits jetzt in der ELF unterwegs, doch gilt der Spielerpool insgesamt als weniger groß und qualitativ schwächer als jener aus Frankreich oder dem Vereinigten Königreich. Unter den lokalen Vereinen sind aktuell die Amsterdam Crusaders am stärksten. Diese gewannen 2022 nicht nur den Tulip Bowl um die niederländische Meisterschaft, sondern waren auch in der neu gegründeten belgisch-niederländischen Liga BNL erfolgreich. Regelmäßig nahm das Team zudem an europäischen Vereinswettbewerben teil, was die internationale Ausrichtung des Vereins unterstreicht. Dennoch gilt die Gründung eines neues Franchises unter dem Namen Admirals als wahrscheinlicher.

London, Vereinigtes Königreich

Die größte Stadt Englands ist seit der Saison 2007 jährlich Austragungsort von NFL-Spielen, mit Ausnahme der von der Corona-Pandemie betroffenen Saison 2020. Man sollte also meinen, dass American Football in London einen immer größer werdenden Stellenwert einnimmt. Aber Verbandsstreitigkeiten und Machtfragen haben es bisher verhindert, eine gute heimische Liga und ein konkurrenzfähiges Nationalteam aufzubauen. Die durchaus vorhandenen Football-Fans sind selten auch am lokalen Sport interessiert. Könnte sich das mit der Rückkehr der London Monarchs ändern?

Eigentlich hatten Patrick Esume & Co. die London Monarchs fest eingeplant. Bereits bei der Eröffnungspressekonferenz zur ELF-Saison 2021 sprach der Commissioner explizit von London. Doch bisher regte sich nichts. Häufig wurden finanzielle Schwierigkeiten und durch den Brexit verursachte Komplikationen als Gründe aufgeführt. 2023 werden wir wohl noch kein Team aus London in der ELF sehen,

Vom Spielerpool her hat ein britisches Team durchaus Potential. Mehr als zehn Athleten aus Großbritannien waren allein in dieser Saison bereits als Importspieler in der European League of Football aktiv, besonders in der Offensive Line waren die Insulaner nachgefragt.

Zagreb, Kroatien

Für viele käme Zagreb als Standort eines neuen Franchise sicherlich überraschend, doch taucht die kroatische Hauptstadt unter Insidern immer wieder auf. Besonders Zeljko Karajica, dessen Eltern aus Kroatien nach Deutschland einwanderten, soll Gerüchten zufolge daran Interesse haben. Es wäre wohl recht billig, dort ein Franchise aus dem Boden zum stampfen.

Football in Kroatien besteht erst seit 2005 und bis 2009 gab es in ganz Kroatien nur einen Verein, die Zagreb Thunder. Von den bereits vorhandenen Teams wären aber die Zagreb Patriots der wahrscheinlichste Kandidat. Auf Nachfrage bekundeten die Patriots zwar die Hoffnung, mal einen Gameday in der ELF abhalten zu können, doch trifft dies sicherlich auf viele Teams zu. Möglich wäre natürlich auch ein komplett neues Franchise.

Kopenhagen, Dänemark

Schon deutlich länger gibt es in Dänemark American Football. Das skandinavische Land, aus dem die letztjährigen ELF All-Stars Joachim Christensen und Phillip Friis Andersen stammen, wäre eine schöne Expansion. Am wahrscheinlichsten wäre dann natürlich die Hauptstadt Kopenhagen, in deren unmittelbaren Umgebung die dänischen Spitzenteams Søllerød Gold Diggers und Copenhagen Towers beheimatet sind. Beide Teams nahmen in der Vergangenheit auch regelmäßig an europäischen Vereinswettbewerben teil. In diesem Jahr starteten die Towers in der CEFL, verloren dort aber bereits in der ersten Runde mit 56:25 gegen die Örebro Black Knights. Am Scandinavian Cup nahm aus Dänemark Aalborg BK teil.

Stockholm, Schweden

Über ein nordeuropäisches Team wird schon lange gemunkelt, auch aus höchster Stelle der Liga wurde bestätigt, dass man in Gesprächen mit möglichen Franchises aus Skandinavien sei. Wie fortgeschritten und erfolgreich die Gespräche waren, blieb jedoch unklar.

Sehr guten europäischen Football findet man auf jeden Fall im Land des Vize-Europameisters Schweden. Für die ELF wäre sicherlich Stockholm der interessanteste Standort, aber auch andere schwedische Städte haben Potential. Beispielsweise gibt es in Örebro oder Karlstad ebenfalls gute Teams mit viel Homegrown-Talent. Allein wegen des Namens würden sich einige über den Eintritt der Stockholm Mean Machines in die ELF freuen.

Die reguläre Saison der Superserien besteht nur aus sechs Spielen pro Team, also aus nur halb so vielen Spielen wie aktuell in der ELF. Allerdings nahmen die Mean Machines in diesem Jahr auch am Scandinavian Cup teil, den sie nach vier Spielen sogar gewannen. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt möchte das Team auch 2023 an dem dann in Nordic Cup umbenannten Wettbewerb antreten, womit sie als Beitrittskandidat ausscheiden würden.

Spieler aus Schweden gab es in der ELF bereits viele. Besonders Sebastian Gauthier, William James und Aslan Zetterberg fallen den meisten sofort ein. Alle drei sind sie absolute Leistungsträger ihrer Teams (gewesen) und untermauern das schwedische Potenzial. Die guten Leistungen des schwedischen Nationalteams bei Junioren- und Herreneuropameisterschaften lassen darauf schließen, dass ein schwedisches Franchise zumindest sportlich gesehen wünschenswert wäre.

Allerdings stehen die Teams vor großen finanziellen Hürden und auch die Anreise zu den Auswärtsspielen würde eine Herausforderung darstellen. In dem sehr großen Land die besten Homegrowns in eine Stadt zu bringen, ist ebenfalls keine leichte Aufgabe. Die Zuschauer:innenzahlen sind zudem durchwachsen, sodass eine wichtige Einnahmequelle der Franchises kaum Profit bringen würde. Hinzu kommen die hohen Lebenshaltungskosten im Vergleich zu einigen anderen EU-Staaten.

Madrid, Spanien

Spanien ist bereits die Heimat der Barcelona Dragons. Könnte dieser Staat im Süden Europas wirklich ein zweites ELF-Franchise gebrauchen? Nun, zum einen konzentrieren sich die Dragons aktuell stark auf Katalonien. Durch den Standort Reus können zudem einige begabte Footballer aus dem Rest Spaniens nicht für die Dragons spielen. Wenngleich General Manager Bart Iaccarino einen Umzug nach Barcelona zur Saison 2024 andeutete, könnte ein weiteres spanisches Franchise in Madrid dem Football einen weiteren Schub geben.

Schätzt man die Lage realistisch ein, kommt Madrid als weiterer Standort aber zu früh. Wie die Dragons in diesem Jahr beweisen, ist ausreichend spanisches Talent vorhanden, um ein starkes Team zu bilden. Allerdings ist der Spielerpool nicht groß genug, um gleich zwei Franchises damit füttern zu können.

Gerüchte um ein Team gab es aufgrund der Übernahme der American-Football-Marke „Madrid Bravos“ in das DPMAregister (hier abrufbar). Aus Madrid kommt zudem der amtierende spanische Meister Osos Rivas.

München, Deutschland

Wenn die ELF nicht bereit ist, ein zweites Team in Spanien zu gründen, könnte man sie vielleicht davon überzeugen, ein achtes Team in Deutschland zu formieren. Ja, auf Dauer sind das vielleicht zu viele deutsche Franchises, aber München als Standort ist einfach zu verlockend. Die bayerische Hauptstadt ist eine großartige Sportstadt und einer der größten Märkte des Landes und die letzte Bastion des GFL-Footballs, die nicht von den weitreichenden Armen der ELF berührt wird. Die ELF sollte darauf erpicht sein, diesen Markt zu erschließen, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet. Ein Büro hat die Liga dort bereits.

Eigentlich sollte Bayern mit den Ingolstadt Praetorians abgedeckt werden, doch kam es bekanntlich anders. Die Gerüchte um München hielten sich auch deshalb hoch, weil die SpVgg Unterhaching nach Informationen der Süddeutschen Zeitung im Sommer 2021 lose Gespräche über den Sportpark mit dem Rechteinhaber einer American-Football-Mannschaft geführt haben soll (hier abrufbar). Zudem findet in München im November ein NFL-Spiel statt – eine ELF Franchise würde den Football-Standort München noch weiter beleben.

Prag, Tschechien

Die tschechische Hauptstadt wäre eine exzellente Wahl für ein ELF-Team. Sie liegt in guter Reichweite einiger Teams, ist immer einen Ausflug wert und hat zudem bereits existierende Teams, die einiges drauf haben. So verloren die Prague Black Panthers nur knapp im Halbfinale der AFL-Playoffs und die Prague Lions mussten sich erst im Finale des CEFL Cups den Féhérvar Enthroners geschlagen geben. Sicherlich gibt es in anderen europäischen Ländern einen größeren Spielerpool, doch finden sich solide Gesellschafter:innen, wäre die ELF dumm, Prag abzulehnen. Aktuell gibt es jedoch keine Hinweise, die auf ein baldiges tschechisches ELF-Franchise schließen lassen.

Helsinki, Finnland

Möchte man ein finnisches Team in die Liga aufnehmen, so kommt eigentlich nur Helsinki als Standort in Frage. Mit über 600.000 Einwohner:innen ist Helsinki die mit Abstand größte Stadt, hat die beste Fluganbindung und zudem bereits starke Football-Teams in der Umgebung. Die finnische Vaahteraliiga gilt als eine sehr gute Liga im europäischen Vergleich und auch die Nationalmannschaft schnitt zuletzt mit zwei Bronzerängen bei den Europameisterschaften gut ab.

Wie bei allen nordeuropäischen Teams gilt es zunächst große Hürden (Budget, Reisen, Fanaufkommen, Spielerkonzentration) zu überwinden. Dennoch sind immer wieder Gerüchte über ein finnisches Team zu vernehmen, wohl auch aufgrund der Professionalität, mit der in Finnland gearbeitet wird. Eines der erfolgreichsten Teams sind die Helsinki Roosters, aus deren Kreisen ein Eintritt in die ELF aktuell aber eher abgelehnt wird. Eine weitere Option wären die Helsinki Wolverines, bei denen aktuell der amtierende ELF Champion Ville Valasti spielt. Zu guter Letzt steht natürlich auch eine unabhängige Franchisegründung im Raum.

Belgrad, Serbien

Als letzter Kandidat auf eine ELF-Expansion gilt unseres Erachtens die serbische Hauptstadt Belgrad. Auch wenn die politische Lage aktuell angespannt ist, pflegen zumindest im Football einige Teams gute Kontakte in die ELF. Ob die Wild Boars Kragujevac, die Belgrade Blue Dragons oder der amtierende Meister SBB Vukovi Beograd, alle sind grundsätzlich potentielle Partner, wenn sie einen Sponsoren finden.

Zwar sind serbische Teams auch häufig auf internationaler Bühne zu sehen, doch hatten sie bisher kaum Erfolg. Von den Spielern her ist der wohl bekannteste serbische Vertreter ELF All-Star Goran Zec. Ansonsten ist das Niveau der serbischen Liga niedrig und auch der Spierpool für die ELF qualitativ wohl nicht ausreichend.

Fazit

Letztendlich werden wir wohl aus allen Standorten früher oder später ein Franchise erleben. Für eine zeitnahe Expansion gelten aktuell Paris, Amsterdam und München als am wahrscheinlichsten. Aber die ELF hat uns schon häufig überrascht, warum denn nicht wieder? Wir sollten auf alles vorbereitet sein.

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Elias Hoffmann

Elias ist seit Ende August 2021 Teil von Foot Bowl. Mail: hoffmann@footbowl.eu oder hoffmann-footbowl@gmx.de.

3 Comments

  • Dan_hh sagt:

    Guter Artikel, als noch mögliche Standorte würde ich Budapest (Ungarn) und Bukarest (Rumänien) sehen.

    • Dan-hh sagt:

      Erst denken dann posten, Ungarn kommt ja mit Székesfehérvár.

    • Elias sagt:

      Danke! Die Bucharest Rebels wären bestimmt nicht abgeneigt. Aber selbst die amtierenden Meister haben dort nur wenige Athleten im Kader und die müssen auf beiden Seiten des Balls ran. Von der Infrastruktur fehlt da leider auch noch einiges. Aber was nicht ist, kann ja noch werden!

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