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Werner Thorenz

Durch den deutlichen Sieg am Wochenende in München steht Rhein Fire nun bei zehn Siegen und keiner Niederlage. Wenn man über die besten Teams der European League of Football redet, führt kein Weg an dem Düsseldorfer Franchise vorbei. Doch häufig wird nur über die explosive Offensive der Mannschaft gesprochen, was auch seine Berechtigung hat. Jedoch stellt das Team, welches in Duisburg spielt, auch die beste Defensive nach erlaubten Punkten pro Spiel. Ein wichtiger Bestandteil und der Anker der Verteidigung ist Jason Chikere. Der fünfundzwanzigjährige Defensive Tackle spielt in seiner zweiten Saison für Rhein Fire. Dieses Jahr konnte er bereits vier Sacks und sechs Tackles for Loss verzeichnen, was ihn statistisch zu einem der besten Defensive Tackles der Liga macht. Nun stellte er sich einigen Fragen und gewährt uns einen Einblick in das Team und sein Spiel.

Was machst du außerhalb vom Football gerne in deiner Freizeit?

Außerhalb des Footballs liebe ich es, Animes zu schauen. Ich lese auch gerne Mangas und Fantasy- oder Thriller-Bücher. Allgemein schaue ich gerne Filme oder Serien, aber kein Trash-TV! Zwischendurch spiele ich Playstation, insgesamt viele verschiedene Spiele, aber aktuell eher nur Spiele wie Tekken, FIFA und COD, da ich kaum Zeit dafür habe. Allerdings muss ich anmerken, dass ich der FIFA-König im Team bin!

Du hast zwei Jahre am New Mexico Junior College verbracht. Wie hat dich die Zeit in den USA sowohl als Football-Spieler, aber vor allem auch als Mensch weitergebracht?

Ich habe viel Fundamentales mitnehmen können. Mein Verständnis über Football und vor allem die Position des Defensive Line hat sich immens gesteigert. Zuvor hatte ich Football gespielt und Dinge auf dem Feld getan, ohne zu hinterfragen, warum man das eigentlich so spielt oder macht. Drüben wurde mir dann das „Wieso, weshalb und warum“ beigebracht. Versteht man seine Position und alles um sich herum erst, wird man ein so viel besserer Spieler.

Auch abseits des Feldes hat mich die Zeit stark geprägt. Vor allem durch den militärischen Aspekt und auch die College-Mentalität habe ich lernen können, wie wichtig es ist, wirklich durchdachte Entscheidungen zu treffen. Ich habe auch gelernt, mit den Konsequenzen umgehen zu können. Mir wurde im Grunde genommen eingeprägt, dass das Leben nicht immer fair oder nett ist. Man muss damit so gut wie möglich umgehen. Von der Reife her konnte ich über mich hinauswachsen in dieser Zeit.

Was sind deine Stärken als Spieler, die den Unterschied zwischen dir und anderen Defensive Tackles ausmachen?

An erster Stelle sind die Jungs neben mir an der Line of Scrimmage meine größte Stärke. Dadurch, dass wir alle auf einem guten Level sind, macht es das Spielen umso einfacher. Hinzu kommt, dass ich neben meiner Stärke und meinem Speed ein gutes Skillset besitze. Ich richte mich immer nach diesen drei Dingen: Technik, Speed und Stärke. Ist man in zweien der Dinge besser, sehe ich keinen Grund, seinen Gegner nicht schlagen zu können und das bin ich in der Regel. Zudem bin ich vielseitig und kann zwischen den beiden Offensive Tackles überall auf der Line spielen, was viel ausmachen kann.

Jason Chikere – Foto: Werner Thorenz

In welchem Bereich von deinem Spiel siehst du noch Verbesserungspotential?

Mein Spiel ist sowohl im Run als auch im Pass gut. Natürlich gibt es einzelne Dinge, an den man arbeitet und die man ausbessern möchte, wie z.B. mein hohes Pad Level. Das sollte auch jedem der Film schaut bekannt sein. Habe ich das besser im Griff, ist das schon ein guter und großer Schritt.

Defensive Tackle und vor allem Nose Tackle ist eine Position, die von den Fans häufig übersehen wird, aber dennoch enorm wichtig für jede Mannschaft ist. Warum sollte ein Football Anfänger Defensive Tackle spielen? Was macht die Position aus?

Wie schon gesagt, ist es eine harte Position, die nicht jeder spielen kann und auch oft übersehen wird. Dazu gibt es allerdings das Sprichwort: „Ein Duell zwischen zwei gleich starken Teams wird in der Regel an der Line of Scrimmage entschieden.“ Das Ganze kommt also mit seinem Stolz. Wenn man Competition liebt und wirklich jemanden anders dominieren möchte, kann man das nirgends besser als an der Line of Scrimmage als Nose- oder D-Tackle. Oftmals bekommt man sogar ein sogenanntes „Double-Team“, wo zwei O-Liner versuchen, dich aufzuhalten. Es gibt kein besseres Gefühl, als nach einem Play sagen zu können: „Ich habe es gerade mit zwei Riesentypen aufgenommen und beiden gezeigt.“ Umso besser ist es noch, wenn man weiß, dass eine Person dich nicht aufhalten kann. Will man im Zentrum des Footballs sein, ohne das große Drumherum, ist man bestens auf der Tackle- oder Nose-Position aufgehoben.

Rhein Fire steht momentan bei 10 Siegen und keinen Niederlagen. Wo siehst du trotzdem noch Verbesserungspotential?

Ich denke, dass wir in jedem Bereich noch besser spielen können. Von Offense über Special Teams bis hin zur Defense. Es gibt kein „perfektes“ Spiel, und Fehler passieren. Allerdings haben wir zur Sorge zu tragen, dass wir dem Gegner nichts schenken. Das tun wir noch in manchen Situationen.

Du musst in jedem Training gegen eure Offensive angeführt von Jadrian Clark spielen. Was macht sie so stark?

Sie trainieren 3x pro Woche gegen die Defense, die bisher die wenigsten Punkte zugelassen hat. Das allein hilft schon! Zeitgleich ist unsere Offense sehr ausgeglichen und kann auf unterschiedliche Art und Weise punkten. Außerdem muss man auch einen Riesen-Shoutout an die Big Boys geben. Scary Unit!

Ihr habt das Spiel in München sowohl offensiv als auch defensiv kontrolliert. Dennoch kann im Football alles passieren. Wie fokussiert sich ein Spieler darauf, das ganze Spiel hundert Prozent zu geben?

Ein Nachlass der Konzentration ist an sich menschlich, doch kann man es verhindern. Wie bereits erwähnt, ist es unser Ziel, ein Footballspiel zu gewinnen und den Gegner zu dominieren. Geht man mit dieser Mentalität an das Spiel heran, wird man unabhängig vom Spielstand bis zur letzten Minute alles geben. Klar gibt es immer wieder kleine Momente an der Sideline, wo wir hier und da unseren Spaß haben, aber die Teamkultur ist dank der Coaches und auch den Spielern seit Beginn an an dem Punkt, wo wir erst auf die Bremse treten, wenn das Spiel zu Ende ist. Es ist auch irgendwie ein Gefühl des Hungers, sowohl in der Offense als auch in der Defense. Als Defense-Spieler zum Beispiel: Macht man ein Play, will man mehr. Haben wir in einem Quarter „nur“ drei Punkte zugelassen, wollen wir im nächsten keine hergeben. Haben wir dann keine Punkte zugelassen, heißt es, wie oft können wir einen Turnover erzwingen, usw. Das Ganze zieht sich dann bis zum Ende. Zumindest bei uns und auch bei mir.

Die Ravens haben nur 27 Prozent ihrer 3rd Downs erfolgreich ausgespielt. Wie habt ihr es als Defensive geschafft, die Ravens in den entscheidenden Momenten zu stoppen?

„3 Down“ ist „money down“. Warum „money down“? Weil man A) meistens in der Subdefense (Nickel, Dime, Quarter & Dollar) ist und B) weil man dort als Spieler sein Geld verdient. Das bedeutet, dass es eine Sache des Willens ist. Hinzukommt, dass wir die Laufstärke der Ravens gut zunichte gemacht haben. Dadurch konnten wir die Situationen auf „3rd & Long“ oder „3rd & Mid“ erzwingen. Das erleichtert natürlich einiges und gibt uns als Defense die Möglichkeit, durch Sacks, Quarterback-Pressures und eine gute Coverage mit einem „3 & Out“ unsere Offense wieder aufs Feld zu schicken.

Was müsst ihr als Team machen, um am 24 September die Trophäe in die Luft zu strecken?

Daran denke ich zurzeit nicht. We fine in the West, aber wir haben jetzt den nächsten Gegner vor uns und unsere Aufgabe ist es, diesen zu dominieren. Aktuell haben wir alle das nächste Training vor Augen. Mit dieser Mentalität lässt es sich auch gut und einfacher leben. Wenn man jedoch den Blick nur ein wenig weiter als zum nächsten Spiel richtet, kann das schnell zu einer Überraschung führen.

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