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Privat

Die dritte European League of Football Saison ist mit dem Finale in Duisburg und dem Titel für Rhein Fire zu Ende gegangen. Bei vielen Teams stehen große Veränderungen an, die gerade erst beginnen… dennoch will ich heute den nächsten Ausblick auf die Saison 2024 wagen.

Jörg Opuchlik – Foto: Privat

Falls ihr Teil 1 noch nicht gelesen habt, den Artikel findet ihr hier:

ELF 2024: OPUs Blick in die Glaskugel – Teil1

Kyle in the Kitchen

Gut, ich bin gebürtiger Berliner, aber mit Berlin Thunder stehe ich etwas auf Kriegsfuß. Anspruch und Wirklichkeit klaffen mit schöner Regelmäßigkeit weit auseinander – Berlin eben.

Beim Blick auf die Defense zeigt die Glaskugel eigentlich nur einen Spieler: die Tackle- und Sackmaschine Kyle Kitchens. Den Vertrag mit der defensiven Lebensversicherung hat man ganz schnell verlängert. Und das ist auch gut so: denn der Rest der Thunder Defensive ist maximal ELF-Durchschnitt. Klar, einige Talente sind dabei. Die brauchen aber noch reichlich Coaching und Erfahrung.

Das Gründungsmitglied der ELF hat eine große Baustelle: ihre ziemlich mager besetzte Offense Line. In Jahr eins war diese Unit ein einziges Desaster, im zweiten Jahr versuchte man das Problem mit jeder Menge Imports zu lösen. Das Ergebnis? Enttäuschend.

In der abgelaufenen Saison war zwar eine Verbesserung zu erkennen, allerdings schaffen es die Berliner weiterhin nicht, eine vernünftige Pass-Protection und einen akzeptablen Run-Block auf die Beine zu stellen. Da hilft es auch nur wenig, sich damit zu brüsten, ein richtig gutes Wide-Receiver-Corps zu haben. Denn ohne Offense-Line und ELF-tauglichen Quarterback nützt das bekanntlich nicht sehr viel.

Für 2024 sagt mir die Glaskugel: Es wird schwierig … mit einer Play-Off-Teilnahme.

Centurions – keine Spezialisten

Auch für die Cologne Centurions bleibt die Glaskugel recht konkret: drei Jahre keine Special Teams, die Leistungen in dieser Unit waren enttäuschend. Was nicht bedeuten soll, dass man keinen guten Kicker hat, aber der ist eben nur einer von 11 Akteuren auf dem Platz.

Die wertvollste Reliquie im Kölner Dom ist zweifellos die Verteidigung: Die Defense begeistert die Fans, gibt regelmäßig Anlass zur Hoffnung und hat immer aufopferungsvoll gefighted. Allerdings kann selbst die beste Defense auf Dauer nur wenig zum Siegen beitragen, wenn sie eben dauernd auf dem Feld steht.

Offensiv ist in meinen Glaskugel-Augen leider keinerlei Besserung in Sicht. Die Skill- Positions sind mittelmäßig besetzt, und in der Offense-Line reicht es für die Ausbeute, die man bislang geholt hat.

Sollten nicht herausragende US-Imports am Kölner Hauptbahnhof aussteigen, werden die Centurions die Play-Offs auch 2024 am TV verfolgen müssen.

Im Zeugnis steht dann: haben teilgenommen.

Galaktisch, praktisch – gut

Schauen wir auf die Frankfurt Galaxy.

Publikumsmagnet, Ex-Champion und Halbfinal-Teilnehmer 2023. Glückwunsch. Und jetzt?

Man hat vorzeitig mit Coach Thomas Kößling verlängert. Eine Entscheidung, die mit Blick auf 2024 extrem wichtig ist. In der Glaskugel suche ich aber leider vergebens eine Offense
Line. Vier Mann haben den Helm abgesetzt, und Nummer fünf flirtet mit einer neuen
Trikotfarbe. Helfen kann hier wohl nur Coach K: Obwohl defensive-minded, genießt der
Hauptübungsleiter europaweit einen hervorragenden Ruf. Das sollte auch einige große Jungs nach Hessen locken können.

Offensive Coordinator Patrick Griesheimer verlässt das Team. Ohne Frage hat er einen guten Job gemacht, aber frische Luft wird dem Angriff der Galaktischen gut tun.

Auch 2024 sehe ich deshalb harten und kompromisslosen Football Bis tief in die Play-Offs. Coach K Style eben …

Rabe mit goldenen Federn

Fix ein Sprung in den Süden der Republik!

Die Munich Ravens haben eine begeisternde erste Saison gespielt und konnten sowohl spielerisch als auch im Backoffice überzeugen. Allerdings sagt mir die Glaskugel, dass es schwer wird, daran anzuknüpfen.

John Schoop ist Geschichte. Kendral Ellison übernimmt den Chefsessel. Keine Frage, der Ex-Hamburger hat sich einen Headcoach-Posten verdient, allerdings muss sich erst einmal zeigen, wie und ob das funktioniert.

Der neue Chef an der Seitenlinie kann sich jedoch Tipps und Tricks von einem „golden Jacket“ holen: Die Ravens haben es geschafft, „Hall of Fame“-Mitglied Joe Thomas ins Land von Bier und Brez’n zu locken. Ein Neuzugang, der nicht nur Know-How in der Tasche hat, sondern einige „große und dicke Jungs“ an die Isar locken wird.

Welcher O-Liner will nicht von einem „Hall of Famer“ trainiert werden? Mit seinem tollen Stadion, den super Fans und etwas Glück bekommt die bayrische Landeshauptstadt einen Play-Off-Contender.

Hochdeutsch 0 – Football 1

Der Blick auf Stuttgart Surge. Und da muss man eigentlich nur sagen: Jordan Neuman. Er hat das Team von der Schießbude der Liga zum Finalteilnehmer gecoacht.

Jederzeit entspannt, fokussiert und bestens Vorbereitet hat er den Stuttgartern das Sieger-
Gen eingepflanzt.

Hinzu kommt ein super sympathisches Team hinter dem Team. Vom GM bis zum Security- Mitarbeiter, alle scheinen in Stuttgart an einem Strang zu ziehen. Jederzeit mit einem Lächeln im Gesicht und mit Respekt für den Gegner – das hat mich beeindruckt.

Und rein sportlich? Eine tolle Skill-Position-Unit in der Offense und eine schlau agierende sowie durchwegs gut gecoachte Verteidigung. Es ist verdammt schwer, eine echte Schwäche bei den Schwaben auszumachen. Mit punktuellen Verstärkungen sollten die Jungs aus Baden-Württemberg auch in 2024 ein fester Bestandteil der Play-Offs sein.

RheinFire – da geht noch mehr

Zum Abschluss des zweiten Teils blicke ich noch noch auf den Champion:

Rhein Fire hat nicht nur den Titel geholt, sondern auch noch eine perfekte Saison ohne eine einzige Niederlage hingelegt. Was also soll in 2024 kommen? Es kann ja gar nicht mehr besser werden, oder?

„Naja, vielleicht doch“, sagt meine Kristallkugel. Head-Coach Jim Tomsula und OC Andrew Weidinger werden weiterhin Talente anlocken. Wie ein Honigtopf die Bienen.

Eine Offense Line, hinter der so ziemlich jeder glänzen würde, der auch nur ein halbwegs guter Ballschmeißer ist. Ein Offensivkonzept, das perfekt aufs Personal abgestimmt ist (Anmerkung der Glaskugel: „Thunder, Seadevils und Centurions … da kann man viel lernen“).

Einzige Baustelle, allerdings auf hohem Niveau, ist das Defensive Backfield: Gerade Frankfurt hat im Halbfinale dieses Problemchen für sich zu nutzen gewusst. Ich habe aber keine Sorge, dass Herr Tomsula eine Lösung finden wird.

Sorry, liebe Konkurrenz, aber ich erwarte in 2024 ein noch stärkeres RheinFire Team. Bedeutet das automatisch den Titel? Das nicht … it’s Football, Baby.

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OPU

Jörg Opuchlik, kurz OPU, ist Kommentator und Moderator u.a. bei ranELF

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