Ich denke, dass Rhein Fire als Organisation ein absoluter Musterschüler für die ELF ist.
Am 17. November 2021 gab die neu gegründete Franchise Rhein Fire die Verpflichtung von Richard Grooten bekannt. Grooten spielte in der ersten ELF-Saison für die Cologne Centurions, konnte aber verletzungsbedingt keine ganze Saison spielen. Um mehr über Richard zu erfahren, haben wir ihm zum Interview geladen.
Foot Bowl: Hallo Richard, stell dich bitte einmal vor.
Grooten: Mein Name ist Richard Grooten. Einer meiner Spitznamen in der Liga ist „groot“, da die englischen Kommentatoren meinen Namen so aussprechen. Ich bin gebürtiger Aachener. Aachen ist auch mein derzeitiger Wohnort. Ich bin 28 Jahre alt, 177 cm groß, habe federleichte 85 kg auf den Rippen und bin als Ingenieur in Versorgungs- und Schweißtechnik tätig. In der ELF werde ich für Rhein Fire als Defensive Back spielen.
Foot Bowl: Wie bist du zum American Football gekommen?
Grooten: Angefangen habe ich mit dem Sport 2008 bei den Aachen Vampires. Ich bin durch den Film „Helden aus der Zweiten Reihe“ mit Keanu Reeves als Shane Falco auf American Football aufmerksam geworden. Wie der Zufall es wollte, habe ich ein paar Tage später bei den Freundesvorschlägen auf SchülerVZ ein Footballfeld entdeckt. Das Profil der dazugehörigen Person habe ich dann sofort angeschrieben. Einen Tag später stand ich dann zum ersten Mal auf dem Footballfeld.
Foot Bowl: Was fasziniert dich am American Football?
Grooten: Die vermutlich einfachere Frage wäre: „Was fasziniert dich NICHT an American Football?“ Was ich damit sagen möchte, ich finde einfach alles unbeschreiblich großartig an dieser Sportart, aber besonders schön finde ich die Fan-Kulturen. Egal, wer man ist oder woher man kommt, man versteht sich immer super mit anderen Spielern oder Fans, solange es nicht in einem laufenden Spiel ist.
Foot Bowl: Wie bist du zu deiner Position als Defensive Back gekommen?
Grooten: Irgendwann in meiner GFL-Jugend-Laufbahn bei den Cologne Falcons fehlten uns Defensive Backs und das war der Moment, in dem ich von Runningback auf Safety umgeschult wurde.
Foot Bowl: Was waren deine ersten Gedanken, als du von der European League of Football gehört hast?
Grooten: Da muss ich etwas lachen, denn es war eine merkwürdige und unerwartete Situation. Ich hatte ein paar Wochen zuvor beim Kochen mit meinem Freund Aaron Donkor ein Gespräch über den deutschen Football geführt und überlegt, was diesem fehlt, um die nächste Stufe zu erreichen. Zugegebenermaßen war ich anfangs sehr skeptisch, trotz des Traums, den deutschen Football wachsen zu sehen. Da anfänglich keine Franchise in NRW gegründet wurde, wollte ich mir das Spektakel erstmal aus sicherer Entfernung anschauen und sehen, was sich daraus ergeben würde. Man könnte also sagen, es war ein wenig glückliche Fügung, dass die Cologne Centurions dann doch noch gegründet wurde, da bis dahin mein Interesse an der ELF immer weiter wuchs und ich letztlich doch ein Pionier des Ganzen werden wollte.
Foot Bowl: Warum hast du dich im letzten Jahr für den Schritt, Teil der ELF zu sein, entschieden?
Grooten: Wie schon angedeutet, war ich der Meinung, dass der Football in Deutschland und Europa einen Schubser nach vorne brauchte. Die ELF hatte ein sehr beeindruckendes Konzept, welches es in diesem Ausmaß seit der NFL-E nicht mehr gegeben hat. Mit dem Hintergrund des wachsenden Interesses in Deutschland durch ran NFL & co war für mich klar, dass diese neue Liga die beste Möglichkeit hat zu sprießen und ein natürliches Wachstum zu generieren. Sind wir mal ehrlich, wenn man nun Jahr eins Revue passieren lässt, gibt es kaum noch Athleten da draußen, die nicht Teil der Liga werden wollen.
Foot Bowl: Was war es für ein Gefühl, vor tausenden Zuschauern zu spielen und auch im Free TV auf einem großen Sender gesehen zu werden?
Grooten: Die Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten, da ich den ganzen Tumult um mich herum relativ gut ausblenden kann, um so das Lampenfieber zu drücken. Aber es ist definitiv etwas Besonderes. Die „Bühnen“ in der Liga GFL waren nicht gerade klein und bei der Nationalmannschaft auch nicht. Dennoch war es nun in der ELF anders, da es zu einer Regelmäßigkeit wurde, dass ganze Filmteams, Eventteams, … ja Dutzende von Kameras um uns schwirrten und das alles stetig größer wurde. Es war bzw. ist nach wie vor sehr aufregend.
Foot Bowl: Wie war die erste Saison für dich und welcher Gegenspieler hat dich am meisten beeindruckt?
Grooten: Meine erste Saison bei den Centurions war vermutlich genau so, wie man sie sich vorstellt. Wir waren ein recht kurzfristig zusammen geworfener Haufen, in dem aber jeder schon jeden kannte, teilweise aus der Jugendländerauswahlmannschaft und aus anderen Teams. Leider unterlag ich einer Verletzung, wodurch meine Saison bedauerlicherweise ein vorzeitiges Ende nahm, aber bis dahin war es eine super wilde und wahrlich schöne Zeit, welche ich mit guten Freunden und alten Teamkameraden hatte. Mein persönliches Highlight war wohl genau das, dass wir so ein Team waren, in dem sich alle irgendwie untereinander kannten und man mit diesem Freundeskreis sozusagen, eine gute Saison spielen konnte. Ein direkter Gegenspieler fällt mir da gar nicht ein, eher eine ganze Organisation. Ich glaube, dass die meisten Anfang des Jahres unsere polnischen Kollegen und deren Football unterschätzt haben. Die Panthers haben eine beeindruckende Saison gespielt und bewiesen, dass sie die letzten Jahre viel gute Arbeit in diesen Sport investiert haben. Gute Coaches, klasse Spieler, eins der besten Stadien und eine tolle Fanbase. Die Panthers Wrocław sind ein riesiger Gewinn für die ELF und den europäischen Football. Trotz der Niederlage im Auswärtsspiel gegen sie muss man sagen, dass sie zuvorkommende Gastgeber waren und ich bin super gespannt, was Jahr zwei für Breslau bereithält.
Foot Bowl: Gibt es ein paar Worte, die du an die Cologne Centurions Fans richten möchtest?
Grooten: Die Kölner Fans waren einer der Gründe, wieso diese erste Saison so besonders war. Sie kamen aus dem Nichts, trugen ihre Herzen, wie für Kölner typisch, auf den Zungen und hauchten dem Stadion mit ihrer absolut einzigartigen Karnevalsstimmung Leben ein. Bei meiner Entscheidung, nach Düsseldorf zu wechseln, hatte ich etwas Angst, diese neugeborene Fankultur zu vermissen, aber ich glaube, die Kultur Rhein Fire wird mich mit ihrer ganzen Gewalt und ihren Herzen verschlingen. Also, liebe Kölner Fans, Empire Cologne, Legion of Jupp und jegliche andere, die mit Toga, Legionärshelm usw. ins Stadion kamen und kommen werden, bitte bleibt, wie ihr seid. Ihr seid so wichtig für das Ganze, wie wir Spieler und ich freue mich schon riesig auf die Stimmung, die ihr mit nach Düsseldorf bringen werdet und im eigenen Stadion verbreitet.
Foot Bowl: Wie war es für dich zu erfahren, dass in Düsseldorf die geschichtsträchtige Franchise Rhein Fire zurück kommt und warum bist du dorthin gewechselt? Wie kam der Kontakt zustande?
Grooten: An sich hat die Botschaft nicht sonderlich viel mit mir gemacht, da es für mich nicht wichtig ist, in Nostalgie zu schwelgen. Für mich ist wichtig, was vor uns liegt, wer diese neue Organisation ist, wer sie führt und wie sie geführt wird. Das war dann der Punkt, der mich sehr hellhörig werden ließ, da plötzlich ehemalige Teamkameraden und Freunde, Ottogerd Karasch und Rene Engel, an mich herantraten, aber nicht als Freunde. Vom ersten Kontakt an führten die beiden als Gesellschafter von Rhein Fire absolut professionelle Gespräche mit mir, wie ich es von ihnen als Unternehmer nicht anders kenne. Otto und Rene gewährten mir ein paar tiefere Einblicke in ihre Vision des Unterfangens und, wie bereits erwähnt, kenne ich beide, wodurch mir schnell klar wurde: das ist kein Scherz, keine Spinnerei, kein Größenwahn, kein weit entferntes Wunschdenken, sondern purer Unternehmergeist, reines Herzblut und Realität. „Wo muss ich unterschreiben?!“Meine Angst bezüglich einer Fankultur verflog eben so schnell, wie jegliche Bedenken zu unterschreiben, nachdem ich den Andrang der Firefans beim ELF Finale, der Anzahl des verkauften Merchandise und der regen Teilnahme an den Fantalks im Knoten wahrnahm. Ich denke, dass Rhein Fire als Organisation ein absoluter Musterschüler für die ELF ist, darum habe ich mich für sie entschieden und erst an allerletzter Stelle, weil ich meinen Freunden bei der Umsetzung ihrer Vision helfen möchte …, ich denke, das stemmen die auch so ganz gut.
Foot Bowl: Wie bereitest du dich gerade auf die kommende Saison vor?
Grooten: Aktuell bereite ich mich, wie immer in Aachen, beim ehemaligen NFL & NFLE Defensive End, Christian Mohr, vor. Ich absolviere meine Einheiten, arbeite zusätzlich wöchentlich mit einem Physiotherapeuten an älteren Verletzungen und diversen Defiziten, um zukünftig keine halbe Saison wegen einer Verletzung aussetzen zu müssen. Dafür ist die gesamte Möglichkeit ELF und Rhein Fire zu geil!
Foot Bowl: Was sind deine persönlichen Ziele bei Rhein Fire?
Grooten: Mein persönliches Ziel bei Rhein Fire ist es, wieder zu alter Größe zu gelangen und darüber hinaus besser zu werden. Rhein Fire bietet mir dazu die besten Möglichkeiten. Außerdem bräuchte ich langsam mal etwas Fingerschmuck. (lacht)
Foot Bowl: Was sagst du zu eurer Conference? Auf welches Spiel freust du dich am meisten?
Grooten: Das ist wieder eine hervorragende Frage, da ich mich eigentlich auf alle Spiele wie ein kleines Mädchen freue. Da haben wir Barcelona, die nach hinten raus noch fast die Playoffs erreicht hätten. Durch die Hitze und die Flutlichtspiele ist dort eine ganz besondere Atmosphäre im Stadion. Köln wird ein absolut interessantes Lokalderby sein, mit einer lautstarken Fanbase im Rücken. Deswegen beziehe ich mich nun auf eine vorherige Frage: 2021 war Breslau so eine große Unbekannte, nun wird es, denke ich, Istanbul sein. Bislang hat man noch nicht viel gesehen oder gehört vom Football, den sie spielen. Aber das, was man sieht, ist zum Beispiel, dass gute und bewährte Spieler unterschreiben, außerdem haben sie herausragende Trainingsmöglichkeiten. Sie bieten Team- und Theorieeinheiten in Hörsälen an. Istanbul Rams machen einen vielversprechenden Eindruck und außerdem haben mich meine Wege bislang noch nie in die Türkei geführt.
Foot Bowl: Welches NFL Team supportest du?
Grooten: Fly, Eagles Fly! On The Road To Victory! Fight! Fight! Fight! Fight, Eagles fight! Score a touchdown 1, 2, 3! Hit ‚em low! Hit ‚em high! And watch our Eagles fly! F ly, Eagles Fly! On The Road To Victory! E-A-G-L-E-S! Eagles! Also, wie man meinem kleinen Ständchen nur unschwer entnehmen kann, bin ich Philadelphia Eagles- Anhänger. Aber ich schaue mir auch andere Teams sehr gerne an, wie z.B. die Kansas City Chiefs. Da ich nun schon grob 14 Jahre Eagles-Fan bin, bin ich ebenfalls ein großer Fan von Coach Andy Reid, woher meine Sympathie für die Chiefs kommt.
Foot Bowl: Auf was können sich die Fans deiner Meinung nach in 2022 freuen und hast du abschließend noch ein paar Worte an die Fans?
Grooten: Ganz klar, auf mehr und noch besseren Football in Europa! Ich kann es kaum erwarten, das Feuer der Fans zu spüren und nach den massenhaften Siegen mal ein leckeres Altbier zu trinken!