Skip to main content

Marcel Heinisch

Ob Rhein Fire Co-Owner Martin Wagner wusste, was er da ins Rollen brachte? Plötzlich war überall von „Cheergate“ die Rede. Die Sportstadt Düsseldorf schrieb sogar davon, dass die Cologne Centurions die Pyromaniacs aussperren würden. Dass die Cheerleader:innen der Rhein Fire nicht im Kölner Südstadion würden auftreten können, steht derweil schon lange fest. Wie beim Auswärtsspiel in Dessau-Roßlau, als ebenfalls keine Pyromaniacs zu sehen waren, werden mitgereisten Fire Fans ohne die berühmten Tanzeinlagen auskommen müssen.

Das Statement von Rhein Fire Co-Owner Martin Wagner

„[…] unsere Pyromaniacs werden wir beim Spiel in Köln leider nicht dabei haben, die Centurions haben dies leider verboten. Im Rahmen der alten Tradition, dass die Teams zu den Derbys immer ihre Cheerleader mitgebracht haben, sind wir von der Absage nicht nur völlig vor den Kopf gestoßen – sondern auch sehr enttäuscht.

Zur Begründung hieß es zunächst, dass es im Stadion keinen Platz für unsere Cheerleader gibt, als diese Aussage dann sehr einfach widerlegt werden konnte, hiess [sic!] es dann auf einmal, dass die FC Cheerleader eine Exklusivklausel im Vertrag haben, die garantiert, dass bei den Centurions nur die FC Cheerleader auftreten dürfen.

Bitte habt Verständnis, dass ich dieses Verhalten an dieser Stelle nicht werten möchte, auch wenn ich eine sehr klare und deutliche Meinung zu diesem Sachverhalt habe. Eine Sache ist aber wichtig: Die Mädels der FC Cheerleader selbst, haben mit dieser Entscheidung nichts zu tun. Also bitte keinen Unmut in Richtung der Mädels, über deren Kopf hinweg solche Entscheidungen getroffen werden.“

Rhein Fire Co-Owner Martin Wagner

Mit diesem Kommentar in einer facebook-Gruppe wurde publik, dass die Pyromaniacs um Cheer & Dance Director Nini Pohlmann nicht in Köln dabei sein werden. Das Statement des Co-Owners lässt dabei durchblicken, dass er die Gründe der Centurions anzweifelt. Auch wird daraus nicht ersichtlich, dass die Absage bereits mehrere Wochen zurückliegt, wie er später aber bestätigen konnte. So kam es, dass einige Fire Fans dazu veranlasst wurden, in diversen anderen Social Media Plattformen und Gruppen von „fadenscheinigen Argumenten“ zu sprechen und die Cologne Centurions, die selbst ohne Cheerleader:innen in Duisburg antraten, zu attackieren. Teilweise griffen die Kommentare, wie man es von Social Media nicht anders gewöhnt ist, deutlich unter die Gürtellinie.

Doch was ist nun der Grund? Wie schon viele Male in unserer Webshow aufgegriffen wurde, bieten die Sitzplätze im Kölner Südstadion keine gute Sicht. Man sitzt sehr tief und überblickt daher selbst von den obersten Reihen das Spiel nur mit Mühe. Die Sicht der Zuschauer:innen auf der Haupttribüne würde also umso mehr eingeschränkt werden, sollten dort Cheerleader:innen auftreten. Allen Beteiligten ist es bewusst, dass das Südstadion kein optimales Fanerlebnis bietet und dass andere Optionen wünschenswert wären. Solange andere Stadien aber nicht in Frage kommen und die Kapazität des Südstadions ausreicht, sind die Verantwortlichen gezwungen, mit den Begebenheiten vor Ort umzugehen.

Natürlich könnten die Pyromaniacs auch vor den Stehplätzen oder hinter den Goal Posts auftreten, doch ist dort ebenfalls wenig Platz. Dort treten zudem die Cheerleader:innen des 1.FC Köln auf. Inwiefern man sich auf alte Traditionen berufen kann, die eigentlich nur ein Team in der neu gegründeten European League of Football wirklich lebt, ist fraglich. Es darf nun mal jeder selbst entscheiden, wer im eigenen Stadion auftritt und der Anspruch, die eigenen Cheerleader:innen überall mitnehmen zu dürfen, stößt nicht bei allen Fangruppierungen auf Verständnis. Auch sollte es künftig nicht in der Hand eines Verantwortlichen eines anderen Franchises liegen, ob man Vertragsdetails (Exklusivklausel mit den FC Cheerleader:innen) offenlegt oder nicht.

Das Statement der Cologne Centurions

„Mit großem Entsetzen und Fassungslosigkeit nehmen wir die Empörungswelle wahr, die gerade gegen die Centurions und – viel schlimmer – gegen die unbeteiligten Cheerleader des 1.FC Köln losgetreten wird. Vom Cheergate ist zu lesen, von Rauswurf der Pyromaniac-Cheerleader. Das wollen und können wir so nicht stehen lassen! Doch der Reihe nach…

Ende Juni erreichte unser Gameday-Office eine Anfrage von Ligakonkurrent Rheinfire, mit der Bitte, dass deren Cheerleader bei unserem Heimspiel gegen Fire auftreten möchten. Im Gegenzug sollten die Cheerleader des 1. FC Köln in Duisburg auftreten. Selbstverständlich wurde dies wohlwollend überprüft, scheiterte aber an den Rahmenbedingungen im Kölner Südstadion. Unsere Fans kennen das seit zwei Jahren: Selbst die Cheerleader des 1. FC Köln, die uns seit dem Vorjahr unterstützen können dort nicht vor der Haupttribüne auftreten, weil man in diesem Falle bis zur Zuschauerreihe 5 die Sicht der Besucher stark beeinträchtigt. Auf der Gegenseite, neben der Teamzone der Auswärtsmannschaft, wo sie tanzen, ist ebenfalls wenig Platz, weil dort Fernsehtechnik, Hubsteiger, Kameras verbaut sind. Noch dazu ist dort die Musik mit einer erlaubten Höchstlautstärke von 78 Dezibel kaum zu hören.

Alle Fans, die die tollen Einsätze unserer Cheerleader unter diesen Minimalbedingungen erleben, zollen ihnen höchsten Respekt mit diesen Problemen in großartiger Weise umzugehen. Das alles sind hinlänglich bekannte Probleme, denen man sich natürlich nur stellen muss, wenn man kein prächtiges, bundesligataugliches Stadion zur Verfügung hat. Der letzte Schriftverkehr mit dem Kollegen von Rheinfire endete damit, dass unser Gameday-Büro klar machte, das aus diesem Grund kein weiteres Cheerleader-Team in Köln während des Spiels dabei sein kann. Dies wurde seit dem 30.6. nicht weiter diskutiert – auch nicht, als die Centurions zum Auswärtsspiel in Duisburg antraten (ohne eigene Cheerleader). Erst gestern, also acht Wochen nach der eigentlichen Absprache, just zu dem Zeitpunkt, als die Centurions mit einem Post auf das Spiel hinwiesen, brach diese Empörungswelle aus.

Plötzlich hies [sic!] es, die Centurions hätten die hoch geschätzten Pyromaniac-Cheerleader mit fadenscheinigen Begründungen rausgeworfen, was in dieser Form absolut unrichtig ist. Wir sind erschrocken über die Art, wie hier offenbar eine seit acht Wochen kommunizierte Entscheidung instrumentalisiert wird – nur, weil sie nicht so ausfiel wie gewünscht. Wir distanzieren uns von solchen Vorgehensweisen und verurteilen die Art, wie hier die Fans aufgebracht werden – zum Schaden unbeteiligter Cheerleader auf beiden Seiten. Eine gesunde Rivalität und spannende Derbys sind das Salz in der Suppe unseres Sports – und Fairplay ist die Grundlage von allem. Wir würden uns freuen, wenn wir dorthin zurückkehren würden.“

Statement Cologne Centurions

Die Welle der Hasskommentare, die über die Centurions losgetreten wurde, ist die Schattenseite des Ganzen. Positiv war hingegen eine weitere Aktion der Rhein Fire Fans, die kurzerhand eine Spendenaktion starteten, durch deren Erlös Eintrittskarten für die Pyromaniacs gekauft werden sollen. Diese könnten dann zumindest als Fans in Köln dabei sein. Tatsächlich wurde die benötigte Summe schnell erreicht. Das überschüssige Geld wurde dem gemeinnützigen Duisburger Verein Zebrakids und damit einem guten Zweck weitergeleitet.

Als Fazit bleibt festzuhalten, dass die Diskussion um das angebliche Cheergate – ob witzig und stichelnd gemeint oder nicht – allen geschadet hat (Rhein Fire, Centurions, ELF und unbeteiligte Cheerleader:innen).

Edit 14:00 Uhr: In der heute veröffentlichten Pressemeldung schrieb Rhein Fire folgendes: „Da die Kölner nicht erlauben wollten, dass die Düsseldorfer Cheerleader ihr Team an der Seitenlinie unterstützen, luden kurzerhand die Fans die jungen Damen ein, mit ihnen zusammen die Mannschaft zu unterstützen.“ Man entschied sich also weiterhin dagegen, auf die organisatorischen Umstände zu verweisen und Feuer aus der Diskussion zu nehmen. In der Kommunikation sind es manchmal kleine Unterschiede, die Großes bewirken können.

Elias Hoffmann

Elias ist seit Ende August 2021 Teil von Foot Bowl. Mail: hoffmann@footbowl.eu oder hoffmann-footbowl@gmx.de.