Marc Junge
Für die Vienna Vikings (8–1) war es eine ungewöhnliche Woche, denn erstmals in dieser Saison mussten sie eine Niederlage analysieren. Am vergangenen Sonntag hatte das Wiener Franchise beim amtierenden Champion in Frankfurt mit 8:42 verloren und es somit verpasst, die Playoffs-Teilnahme vorzeitig perfekt zu machen. Dies soll nun an diesem Wochenende gelingen, wenn die Wikinger in der Generali Arena die Istanbul Rams (1–8) empfangen.
22 Wikinger stehen im All-Star Voting zur Wahl
Die Vikings gehen selbstverständlich als klarer Favorit in die Partie, bei dem die österreichische Basketball-Nationalmannschaft zu Gast sein wird. Dies wird auch durch die 22 Wiener Spieler unterstrichen, die für das ELF-All-Star-Team-Voting nominiert wurden. Mit Benjamin Straight (Nickelback & Punter) und Jordan Bouah (Wide Receiver und Kick Returner) stehen gleich zwei Athleten doppelt zur Auswahl.
Die Pressekonferenz
Um die Medienvertreter:innen über die letzte Woche sowie über das Match-up am Sonntag zu informieren, hielten die Vienna Vikings heute eine Pressekonferenz ab. Anwesend waren Kiki Klepsch (Director of Communications), Chris Calaycay (Head Coach), Danny Mitchell (Offensive Coordinator) und Jordan Bouah (Wide Receiver). Die folgenden Stichpunkte fassen die PK zusammen.
„If you had told me at the beginning of the season we would go through the 2023 season undefeated, I probably would have said ‚probably not‘. It [the loss] happened. The way it happened was not something that any of us expected and we are not satisfied with that, obviously.“
Head Coach Chris Calaycay
- Die Wettervorhersage für das fünfte Heimspiel der Saison ist gemischt. Es könnte vielleicht erstmals regnen.
- Die Pre-Game Party wird trotzdem wieder um 12 Uhr mit Hüpfburg, Trink- und Essensständen sowie Merchandising-Verkauf beginnen.
- Aufgrund der abgelaufenen Signing Deadline gab es natürlich keine Veränderungen im Roster. Es gab aber ein Update zu den verletzten Athleten:
- Florian Wegan war gegen die Galaxy bereits im Trikot an der Seitenlinie, spielte aber noch keine Snaps. Der Team Captain soll dieses Wochenende wieder auf dem Feld stehen.
- Adrià Botella Moreno ist zurück und wird gegen die Rams starten.
- Es ist eine komische Situation bei Blake Nelson (Wadenmuskel), bei dem es weiterhin eine Day-to-Day-Angelegenheit ist.
- Zur 8:42-Niederlage gegen Frankfurt:
- Wie Calaycay bemerkte, hatten sie lange Zeit, sich über das Spiel zu unterhalten, da die Busfahrt nach Wien rund zehn Stunden lang gedauert hat. Das war gut für das Team, um das Spiel zu reflektieren und darüber zu diskutieren.
- Im Großen und Ganzen ist es natürlich besser, jetzt verloren zu haben. Trotzdem ist Calaycay als Coach unzufrieden, da er das Team immer in die beste Position bringen muss, ein Football-Spiel zu gewinnen. Das gelang ihm offensichtlich nicht.
- Mitchell wies auf die vielen Drops hin, was für die Vikings total untypisch war. Einige plays wurden so zerstört.
- Bouah sprach ebenfalls von einigen Möglichkeiten, die die Vikings gegen Frankfurt gehabt, aber nicht wahrgenommen hätten. „We didn’t execute to the best of our abilities.“
- Der Italiener meinte auch, dass die Niederlage vielleicht das ist, was sie gebraucht haben. Als man in den Wochen zuvor Fehler machte, war es halb so wild, weil man trotzdem gewonnen hat. Jetzt hat man gesehen, dass Fehler dich das Spiel kosten. Es war augenöffnend, wie wichtig die kleinen Details sind.
- Zudem sei es laut Bouah auch mental eine andere Situation gewesen, da man sich zum ersten Mal in der Saison nicht auf die Defense verlassen konnte. Gegen die Raiders haben sie am ersten Spieltag 23 Punkte bekommen und ansonsten habe man nie mehr als 20 Punkte kassiert.
- Das Team ist nun sehr motiviert. Ein Vorteil der Niederlage sei auch, dass man die Spieler mental nicht groß auf die Rams vorbereiten muss, wenngleich sie das eigentlich noch nie machen mussten.
- Calaycay glaubt, dass es der Konkurrenzfähigkeit innerhalb der Liga förderlich ist, dass man verletzte Spieler durch neue Signings ersetzen und so viele internationale Spieler haben kann. Adjustments während der Saison sind durch neue Spielerverpflichtungen möglich.
- Die Vikings hatten bekanntlich einige Verletzungsausfälle. Elf Spieler mussten sich wohl einer Operation unterziehen. Dadurch hatten sie aber auch einige Athleten, die „up gesteppt“ sind.
- Thema Playoffs:
- Coach Calaycay präferiert keinen Gegner, es ist ihm also egal, auf wen man in den Playoffs trifft. Es ergebe ohnehin keinen Sinn, sich darüber Gedanken zu machen, weil sich die Dinge in dieser Liga sehr schnell ändern können.
- Was Calaycay aber haben will, ist ein Heimspiel: „What I do know is that I wanna play at home. I think, we deserve to play at home, having the season that we are, but we have to be able to finish this out correctly.“
- Walter Reiterer machte sich über die auf facebook kursierende Verschwörungstheorie lustig, nach der die Vikings verloren, um ein österreichisches Duell im Finale zu ermöglichen.
- Calaycay würde es freuen, wenn zwei österreichische Teams in die Playoffs kommen würden. Das wäre toll für den österreichischen Football.
- Der Head Coach hörte eine andere Verschwörungstheorie. So sollen die Vikings extra verloren haben, damit die Raiders nicht mehr in die Playoffs kommen.
- War ein heiterer Moment in der Runde.
- Das Spiel gegen die Istanbul Rams:
- Seit dem letzten Aufeinandertreffen haben sich die Rams stark verändert. Die Offense sieht anders aus und sie haben inzwischen auch ein Spiel gewonnen. Die Anwesenden verwiesen darauf, dass die Rams den Ball gegen Rhein Fire sehr gut bewegt hätten. Auch aufgrund der fehlenden Reisestrapazen (im Hinspiel war An- und Abreise am Gameday) erwarte man ein anderes Spiel als beim 49:0-Sieg in Istanbul.
- Danny Mitchell hält die Rams für „tougher“ als viele andere Teams. Er hob besonders die Mentalität hervor. Nach einem 0:6-Start so zurückzukommen, liege an mentaler Stärke.
- Der OC hält Zachary Blair (Middle Linebacker der Rams) für einen der besten Defense-Spieler der ELF.
- Er erwartet nur begrenzte Möglichkeiten, den Ball in der Offense in die Endzone zu bringen.
- Head Coach Calaycay hat unter der Woche etwas am Practice geändert und den Fokus mehr auf die ersten Drives im 1. Quarter gelegt. Man will schneller ins Spiel kommen und früher punkten. Es sei in vorherigen Spielen ein Problem gewesen, dass man im 1. Quarter nicht gut gestartet sei.
- Bouah freut sich über die All-Star-Nominierung, aber am Ende geht es ihm nur um den Sieg mit dem Team. „My concern is what can I do to keep winning.“ Die Spieler seien hier, um das Endspiel in Klagenfurt zu erreichen.