Justin Derondeau
Ein Defensive Back kickt vor über 12.000 Zuschauern – durch ein Field Goal aus 43 Yards, bei auslaufender Uhr, gegen den haushohen Favoriten und amtierenden Meister – sein Team zum Sieg. Was nach einer Geschichte klingt, ist am Wochenende genau so passiert.
Der in Kempen geborene René Hanßen wurde bei den Düsseldorf Panthern zum Cornerback ausgebildet. Diese Position bekleidete er auch in der letzten Saison bei den Cologne Centurions und in diesem Jahr für Rhein Fire. Nach der Entlassung des eigentlichen Kickers Daniel Schuhmacher war Head Coach Jim Tomsula auf der Suche nach einem Kicker.
René Hanßen meldete sich laut Mitspieler Richard Grooten freiwillig beim Training und verwandelte ein Kick nach dem anderen aus den verschiedensten Entfernungen.
Seine Treffsicherheit durfte Hanßen nun auch in den letzten Sekunden gegen Frankfurt Galaxy unter Beweis stellen. Mit Erfolg. Durch den erfolgreichen Kick gewann Rhein Fire vor heimischer Kulisse mit 23:21.
Wir luden den Defensive Back, der mittlerweile auch die Position des Kickers in seinen Lebenslauf schreiben darf, zum Interview ein.
Erzähl mal aus deiner Sicht, wie die Saison bisher verlaufen ist.
Die Saison hat super für uns begonnen. Die jeweils zwei Niederlagen gegen Hamburg und Barcelona haben uns natürlich weh getan, sodass wir jetzt leider die Playoffs nur noch mit Hilfe anderer Teams erreichen können. Dafür müssen wir unsere nächsten zwei Spiele ebenfalls gewinnen, weshalb wir diese Woche noch härter und fokussierter trainieren werden.
Wie empfandest du euer Heimspiel gegen Frankfurt Galaxy?
Ein Wahnsinns-Spiel! Ein Duell auf Augenhöhe mit Höhen und Tiefen. Die Atmosphäre war der Hammer. Wir haben auf jeden Fall die besten Fans der Liga.
Du hast das Game Winning Field Goal verwandelt. Wie war es für dich, solch entscheidende Punkte zu machen?
Crazy! Das Spiel mit auslaufender Uhr zu entscheiden und den Sieg vor heimischem Publikum zu holen, war unglaublich. Vor dem Spiel hätte ich aber im Leben nicht gedacht, dass ich mal in so einer Situation stecken würde.
Teamkollege Sven Breidenbach schrieb auf Instagram, dass du ein Freizeit-Kicker mit „Eis in den Adern“ seist. Bist du wirklich so eiskalt oder was waren deine Gedanken, als 12.055 Stadionbesucher, beide Teams und die Menschen vor dem TV nur auf dich schauten?
Tatsächlich war ich nicht wirklich nervös, sondern eher aufgeregt. Ich war sehr fokussiert und war im so genannten „Tunnel“. Ich habe in diesem Moment nicht an die Zuschauer im Stadion oder vor dem TV gedacht. Mein einziger Gedanke war „Ich kick den Ball jetzt zwischen die Goalposts“. Ob das eiskalt ist, dürfen die Fans entscheiden.
Zu Ehren dieses verrückten Momentes hat Rhein Fire kurzerhand ein „not a Kicker“ Shirt im Fanshop mit aufgenommen, auf dem Hanßen beim entscheidenden Kick abgedruckt ist.
Rhein Fire ist weiterhin im Playoff-Rennen. Trotz diesen Sieges brauchen sie noch Hilfe von anderen Teams und müssen ihre beiden verbleibenden Spiele gegen die Cologne Centurions und die Leipzig Kings gewinnen.
In unserer Webshow #19 wurde René Hanßen zum Foot Bowl MVP of Week 12 gewählt.