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Marcel Heinisch

Vor der Saison hatten ihn die Wenigsten auf dem Radar. Bis dato war er in seiner Karriere für die Bonn Gamecocks und die Fighting Farmers Montabaur aufgelaufen, auf Europas größter Bühne hatte er noch keine Erfahrung. Der Frankfurter Offensive Coordinator Patrick Griesheimer, mit dem er schon seit mehreren Jahren in Kontakt stand, aber hatte Vertrauen in ihn. Und das zurecht: Er hatte Bock auf die European League of Football und zeigte, was für eine Waffe er sein kann. Die Rede ist vom 29-jährigen Sporttherapeuten Thomas Fischbach. Der in Koblenz geborene Runningback hatte in der vergangenen Saison 108 Laufversuche für 471 Yards Raumgewinn und einen Touchdown für Frankfurt Galaxy. Am Ende der Saison wurde er für diese Leistung teamintern zum Offense Most Improved Player ernannt.

Wie er die Saison erlebt hat und was ihm am besten gefallen hat, erzählte er uns im Interview.

Deine erste Saison in der European League of Football ist zu Ende. Gib uns mal bitte einen Rückblick aus deiner Sicht.

Für mich war es eine sehr spannende Saison. Im Grunde hatte ich bereits 2019 die Schuhe an den Nagel gehängt. Nach einer OP spielte ich noch vier Spiele in Montabaur und hatte Lust auf die ELF. Ich wollte einfach die Reise und die Liga genießen und für mich mitnehmen. Zudem wollte ich herausfinden, wie es ist, international zu spielen und mich mit den Jungs der gegnerischen Teams zu messen.

Die Jungs in Frankfurt haben mich alle super aufgenommen. Man hatte von Tag eins an das Gefühl, man gehöre zum Team. Die Jungs haben sich gut um einen gekümmert, der Zusammenhalt und Support unter den Runningbacks war sehr gut und man hat sich auf dem Feld auch direkt gut verstanden. Es weiß halt jeder, was er tun muss. Die Trainings haben Spaß gemacht. Es war gut Zug dahinter, wobei man sich erstmal an die langen Fahrtzeiten und Trainingseinheiten gewöhnen musste. Da ist schon einiges an Zeit draufgegangen. Nachdem man sich aber daran gewöhnt hat, war alles gut. Man merkt vor allem, dass man in professionelleren Strukturen unterwegs ist, sowohl aus Sicht der Mannschaft, als auch von der Liga.

Die Heimspiele waren mega, unsere Fans haben absolut Stimmung gemacht! Es ist schön zu sehen, wie viel Herzblut von einigen in den Sport und in die Galaxy fließt und es war auch schön, die Unterstützung auch auf weiten Auswärtsfahrten zu erfahren.

Weite Auswärtsfahrten war ich schon gewöhnt durch meine Zeit in Bonn. Das war kein Problem. Wir hatten allerdings sehr viel Verletzungspech. Was das betrifft, habe ich noch nie eine so intensive Saison erlebt. Nach der Verletzung von Gennadiy Adams kam ich aufs Feld. Ich dachte zunächst, ich mache ein paar Spielzüge, bis Gena sich wieder aufgerappelt hat. Keiner hatte damit gerechnet, dass er für die komplette Saison ausfallen würde. Der Support des ganzen Teams war direkt da. Die Jungs, ebenso wie die Coaches haben einen direkt motiviert und darauf vertraut, dass man das Beste aus der Situation macht.

Eines meiner Highlights war auf jeden Fall, zu einem Auswärtsspiel zu fliegen. Das kannte ich bis dato auch noch nicht. Dennoch war es sehr cool, Spiele auf internationalem Boden zu haben, andere große Stadien zu sehen und vor einer Kulisse zu spielen, wie es sonst unüblich ist.

Umso länger die Saison ging, vor allem ab in der zweiten Saisonhälfte, hatte man das Gefühl, dass das Team mit jeder Aufgabe und Herausforderung weiter zusammenwächst. Es war wirklich beeindruckend, wie sich jeder der Situation bewusst war, dass wir schlecht in die Saison gestartet sind und wir nur die eine Möglichkeit haben, noch oben mitzuspielen, indem wir weiterarbeiten und versuchen das Beste rauszuholen. Leider hat es am Ende nicht gereicht, aber wir haben jedem gezeigt, dass mit uns zu rechnen ist.

Alles in allem hatte ich enorm viel Spaß in der Saison. Es war eine tolle Erfahrung, die ich definitiv nicht vermissen möchte. Ich bin froh, dass ich mich dazu entschieden habe, den Schritt in Richtung Frankfurt zu machen. Ich danke auf jeden Fall allen für diese Saison.

Was hat dich an deiner ersten European League of Football Saison am meisten beeindruckt?

Ich fand vor allem beeindruckend, wie viel Talent sich in den verschiedenen Teams in Europa aufhält. Zudem muss man sagen, dass sehr viele Jungs unheimlich viel Aufwand auf sich nehmen, um Teil der Liga und des Teams zu sein. Das ist wirklich unüblich.

Vor allem fand ich die Fairness auf dem Feld stark. Trotz sehr harter Kontakte hatte ich diese Saison persönlich kein negatives Erlebnis mit Gegenspielern. Ganz im Gegenteil, nach einem harten Kontakt war es eher der Fall, dass die Spieler der anderen Mannschaften fragten, ob alles in Ordnung ist. Die Jungs wissen, was auf dem Feld passiert und auch passieren kann. Vermutlich genau deswegen war nach dem einen oder anderen Kontakt die Nachfrage von beiden Seiten da.

Du hast vorher in der Regionalliga Mitte (dritte Liga) bei den Fighting Farmers Montabaur gespielt. Was war der größte Unterschied in der ELF für dich?

Das Spieltempo ist in der ELF deutlich höher. Die Kontakte sind sauberer und härter. Die Fairness nach meiner Erfahrung größer und man hat eine höhere Qualität an Spielern und Coaches auf und neben dem Feld stehen, egal bei welchem Team.

471 Rushing Yards inklusive einem TD und 142 Receiving Yards in zehn Spielen. Wie zufrieden bist du mit deinen Werten?

Es geht. Im Grunde stand ich bei 9 von 12 Spielen im Backfield. Beim ersten Spiel war ich nur für die Special Teams drauf, daher zähle ich das für mich persönlich nicht in den Stats mit. Wir sind eine Offense, die überwiegend passt, was kein Wunder ist bei unserem Quarterback, Wide Receivers und Offensive Coordinator. Das war vor der Saison klar und hat ohnehin super funktioniert. Vor dem Hintergrund sind die Werte in Ordnung. Dennoch ist da definitiv Luft nach oben. Die Verletzung war ärgerlich, da wären noch mehr Yards drin gewesen.

An welches Spiel der Saison 2022 erinnerst du dich am liebsten zurück?

Ich erinnere mich gerne an die ganze Saison zurück, in jedem Spiel gab es für mich ein persönliches Highlight. Dennoch muss ich sagen, dass die Rückspiele gegen Breslau, Wien und Düsseldorf ganz oben stehen. Breslau war bis zur letzten Sekunde ein absoluter Nervenkitzel. Aufgrund meiner Verletzung konnte ich leider nicht mitspielen. Aber selbst an der Side Line war die Anspannung jedes Einzelnen zu spüren, bis Ryan Rimmler dann das Fieldgoal traf und wir gewonnen haben.

Zudem war es wirklich genial, mit einem Flugzeug zum Auswärtsspiel zu fliegen. Es ist deutlich entspannter als eine 10-stündige Fahrt mit dem Bus. Jeder von uns hat es gefeiert, zum Spiel zu fliegen.

Wien hatte im Rückspiel klar die Favoritenrolle. Gegen dieses bis dahin ungeschlagene Top-Team zu gewinnen war genial. An dem Tag haben wir uns keine Fehler erlaubt. Das Spiel gegen Rhein Fire hatte einfach eine absolut geniale Atmosphäre. Über 12000 Leute im Stadion. Man konnte die Spannung im Stadion beim Einlauf spüren. Es war super, auch wenn es am Ende leider nicht gereicht hat.

Ihr hattet das Glück, immer vor großer Kulisse spielen zu dürfen. Wie war es für dich, vor so vielen Fans spielen zu dürfen und wie schnell konntest du das ausblenden?

An sich ist es schön zu wissen, dass einen 6000 Paar Augen anschauen, wenn man auf dem Feld steht. Dennoch bekomme ich von der Außenwelt nichts mit, sobald ich den Helm aufhabe und auf dem Feld stehe. Es ist wirklich alles um mich herum ausgeblendet. Das einzige, was ich höre, ist die Stimme von meinem Quarterback und die Calls an der Line. An der Side Line sehe ich maximal meine Coaches. Alles andere bekomme ich nicht mit.

Du wurdest teamintern zum Offense Most Improved Player ausgezeichnet. Bei dir wurde also die größte Steigerung in der Saison erkannt. Was sagst du zu diesem Award und von wem konntest du am meisten lernen?

Ich hatte absolut nicht damit gerechnet, dementsprechend habe ich auch reagiert. Umso größer war die Freude darüber. Ich denke die meisten Dinge lernt man einfach durch das Umfeld und den Spielbetrieb.

2021 wurde Frankfurt Galaxy Champion. Diese Saison hat es knapp nicht für die Playoffs gereicht. Wie groß war die Enttäuschung im Team und woran hat es deiner Meinung nach gelegen, dass es nicht gereicht hat?

Natürlich war jeder von uns enttäuscht, schließlich hatten wir vor der Saison ein Ziel. Wir hatten unheimliches Pech mit Verletzungen in dieser Saison, mehr als 10 tragende Spieler sind mit season-ending injuries raus gewesen. Ich denke, dass das einer der Gründe war. Zudem haben wir uns teilweise Fehler erlaubt, die man sich nicht erlauben sollte und die am Ende spielentscheidend waren. Da gab es ein paar Dinge, denen wir uns bewusst sind.

Mit dem Wissen, was die European League of Football Spiele von dir abfordern. Wie wird deine Vorbereitung für die neue Saison aussehen? Gibt es etwas, an dem du noch besonders arbeiten musst?

Erstmal muss das über die Saison verlorene Gewicht wieder drauf. Ansonsten stehen neben dem Gym die klassischen Dinge an: Conditioning, Footwork, Reads etc. Es wird an allem gearbeitet.

Was ist dein Ziel für die Zukunft? Werden wir dich 2023 wieder in der European League of Football sehen?

Ich bin noch mit den Coaches in Gesprächen. Allgemein habe ich Lust, nochmal zu spielen. Da wird noch Klarheit entstehen in den nächsten Tagen.

Hast du noch ein paar Worte an die Fans?

Vielen Dank für den riesigen Support und Zuspruch während der Saison, vor und nach den Spielen! Was ihr da leistet und abliefert ist der Hammer! Wir alle bekommen den Support mit. Ein riesiges „Danke“ dafür!

Dankeschön Thomas.

Quick Questions:

Foto: Florian Schust

Hast du einen Lieblings NFL Spieler?

Adrian Peterson und Christian McCaffrey.

Welches ist das bestes Stadion in dem du je gespielt hast?

PSD Bank Arena und Schauinsland-Reisen-Arena.

Wer ist der beste Tänzer in der Kabine gewesen?

Ryan Rimmler.

Was ist dein Pregame Meal?

Spätzle mit Gemüse und Hähnchen.

In welcher Stadt wünschst du dir ein ELF Franchise?

London.

Welche andere Sportart außer American Football findest du gut?

Leichtathletik und Eishockey.

Hast du ein Hobby (außer Sport) neben American Football?

Ich arbeite gerne mit Holz und baue Tische aus Holz und Epoxidharz.

Foto: Sarah Philipp

Fischbach ist ein absoluter Ehrenmann! Er kam zu uns als zweiter/dritter Runningback. Als sich Gena leider verletzt hat, ist er reingekommen und hat direkt gezeigt das er Ballen kann! Er hat im Run Game die Löcher gesehen und auch genommen, wie sie da waren. Mir hat er in der Pass Pro auch ein bis zweimal den Arsch gerettet und dafür danke an ihn. Aber das Beste an ihm: Er ist humble, hat darauf gehört, was man ihm gesagt hat. Er ist nicht wie die meisten, die einfach nur reden um zu reden. Thomas Fischbach bester Mann!

Yannic Kiehl
Foto: Sarah Philipp

Thomas ist der perfekte Mitspieler. Er ist ein hard worker, humble, lustig und absolut sympathisch. Zudem unterstützt er seine Mitspieler, mit seinem fachlichen Know-how (er ist Sporttherapeut), wenn wir mal wieder Wehwehchen haben. Außerdem ist er klein, das heißt er ist der optimale Sitznachbar für Auswärtsfahrten (lacht).

Lorenz Regler
Hendrik

Hendrik gründete Foot Bowl am 30. April 2021. Mail: footbowl@gmx.net

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