Sarah Philipp
Die Verkaufszahlen für das ELF Championship Game 2023 in Duisburg belaufen sich bereits auf mehr als 10.000 Tickets, obwohl die Finalpaarung noch nicht bekannt und der Termin noch mehrere Monate entfernt ist. Offenbar ist Vorfreude auf die dritte Saison der European League of Football groß.
Das Warten auf die Einteilung der Conferences ist meist die erste Phase der Aufgeregtheit auf das, was einen in der kommenden Saison erwartet. Bald schon werden Fans erste Gedankenspiele über die Records innerhalb der Conferences durchleben und Spiele markieren, die sie unbedingt im Stadion sehen wollen.
Nun hat das Warten ein Ende: Die Conferences stehen fest. Wie Ende September durchgesickert ist, sollte es 3 Conferences à 6 Teams geben. Durch den Rückzug der Istanbul Rams wurde dieses Vorhaben durchkreuzt. Es bleibt allerdings bei drei Conferences. Diese heißen Western Conference, Central Conference und Eastern Conference.
Hier die Übersicht mit der ersten Einordnung.
Ist das die neue Todesgruppe?
Wow. Die Western Conference klingt nach spannenden Spielen vor hohen Publikumszahlen. Doch kann sie das auch halten? Eines steht zum aktuellen Zeitpunkt wohl fest. Mit Rhein Fire und dem Paris Football Team werden sich zwei stark gehypte Teams gegenüberstehen.
Rhein Fire
Rhein Fire hat bereits vor der Bekanntgabe des Finalorts seinen Anspruch untermauert, in der nächsten Saison im ELF Championship Game zu stehen. Dafür haben Owner und Front Office auch einiges investiert. Neben Head Coach Jim Tomsula, der bereits als Defensive Line Coach der San Francisco 49ers im Super Bowl stand und später deren Head Coach war, wurden mit Andrew Weidinger und Richard Kent zwei weitere profilierte Amerikaner für den Coaching Staff verpflichtet. Zudem gelang es dem Team, Top-Spieler zu halten sowie neue Athleten wie Alejandro Fernández und Flamur Simon für sich zu gewinnen.
Paris Football Team
Eigentlich brauchen neu gegründete Franchises erstmal etwas Anlaufzeit, bevor sie in der Spitze mitspielen können. Diese These könnte das Paris Football Team 2023 aber widerlegen. Das Team um Head Coach Marc Mattioli hat bereits lauter bekannte Spieler ins Team geholt, einige von ihnen spielten in der Jugend oder im französischen Nationalteam schon zusammen. Der Bandwagon machte sich aber endgültig auf den Weg, als die Verpflichtung des viel umworbenen Quarterbacks Zach Edwards bekannt werden. Doch trotz des unbestritten hohen Talents dürfen auch Zweifel angemeldet werden. Wie schnell verfliegt der Hype, sollte es zu Saisonbeginn noch etwas holpern? In dieser Conference dürften Ausrutscher hart bestraft werden.
Hamburg Sea Devils
Nach zwei verlorenen Finals in Folge stehen die Hamburg Sea Devils vor einem kleinen Umbruch. Leistungsträger wie Kasim Edebali und Miguel Boock haben sich in den Ruhestand verabschiedet, andere wechselten zu neuen Teams. Im Front Office und Coaching Staff herrscht aber weitestgehend Kontinuität. Neben Head Coach Yogi Jones wird auch Defensive Coordinator Kendral Ellison zurückkehren. Ergänzt werden die beiden durch den neuen Offensive Coordinator Brett Morgan, der zuletzt die Danube Dragons zum österreichischen Meistertitel führte. Dennoch bleibt zunächst noch abzuwarten, auf welche Strategie die Hanseaten bei den Importspielern setzen. Wird man in Hamburg wieder einen amerikanischen Quarterback erleben? So oder so dürfte das Team konkurrenzfähig sein und einen erneuten Angriff auf den Pokal nehmen.
Frankfurt Galaxy
Der Meister der Premierensaison, Frankfurt Galaxy, ist ebenfalls in dieser Conference vertreten. Nach zwei Niederlagen gegen den Erzrivalen Rhein Fire im letzten Jahr, kann das Team um Head Coach Thomas Kösling nun zurückschlagen. Doch es geht um mehr als nur das. Nach dem verpassten Playoffs-Einzug im Vorjahr will die Galaxy beweisen, dass sie weiterhin zu Europas Spitze gehört und um den Titel mitspielen kann. Diesen hohen Maßstab kann das hessische Franchise durchaus erreichen. Mit Jakeb Sullivan geht einer der besten Quarterbacks der Liga in seine dritte Saison bei der Galaxy und trotz des einen oder anderen schmerzhaften Abgangs steht das Grundgerüst weiterhin. Das Karriereende von BJ Lowery wurde zudem mit der Verpflichtung von Cornerback Jamalcolm Liggins sehr gut abgefangen.
Cologne Centurions
Ein rundum erneuertes Team in dieser Conference aufzubauen, wird eine große Herausforderung sein. Die Cologne Centurions werden sich dieser stellen. Zunächst muss General Manager David Drane einen kompetitiven Roster für Head Coach Kahlil Carter und Offensive Coordinator Christos Lambropoulos zusammenstellen. Es ist bereits klar, dass einige Leistungsträger der letzten Jahre kein Teil des Kaders mehr sein werden. Dafür konnte Köln mit Zachary Blair einen der besten Linebacker in Europa verpflichten. Es sollten keine vorschnellen Schlüsse gezogen werden, doch scheint der Weg in die Playoffs für die Domstädter im Jahr 2023 nur schwer zu bewältigen sein.
Die Central Conference
Wie auch in der dritten Conference treffen hier sechs Teams aus fünf Ländern aufeinander. Europa pur! Darunter sind drei neue Franchises und auch von Stuttgart Surge weiß man noch nicht, was genau man erwarten darf. Klar ist, dass auch hier Spannung garantiert sein dürfte.
Stuttgart Surge
Entsteht in Stuttgart gerade ein neuer Riese in der ELF? Seitdem Jordan Neuman als Head Coach vorgestellt wurde, herrscht bei Stuttgart Surge eine ansteckende Aufbruchsstimmung. Immer mehr Coaches und Spieler von den Schwäbisch Hall Unicorns schließen sich dem Franchise an und machen es daher zu einem Mitfavoriten auf den Conference-Titel. Als Quarterback des Teams wird Reilly Hennessey dienen, der die Unicorns zuletzt zum German-Bowl-Sieg geführt hat. Von einer ‚winless season‘ in die Playoffs? Nichts scheint unmöglich.
Raiders Tirol
Nach titelreichen Jahren mussten die Raiders Tirol in der vergangenen Saison ein vorzeitiges Ausscheiden hinnehmen. Mit der ‚winning culture‘, die in Innsbruck vorherrscht, ist das natürlich nicht vereinbar. In der nächsten Saison will man daher den finalen Schritt gehen, wenngleich man erst einen neuen Quarterback eingewöhnen muss. Nach dem Karriereende von MVP Sean Shelton setzen die Raiders nun auf Christian Strong, den ersten kanadischen Spielmacher in der ELF. Er hat bereits eine gute Chemistry mit Receiver Jarvis McClam, mit dem Strong schon mehrere Jahre zusammengespielt hat. In der Defense wurde mit Malik Jackson ein neuer Defensive Coordinator vorgestellt, dessen Spezialbereich im Gegensatz zu seinem Vorgänger Jag Bal die Secondary ist.
Munich Ravens
Ein sehr spannendes Franchise ist das in München, welches von Sportdirektor Sean Shelton und Head Coach John Shoop sportlich geleitet wird. Die Munich Ravens sind bereits in ihrer Premierensaison gut aufgestellt und werden nicht leicht zu schlagen sein. Es ist ihnen gelungen, starke amerikanische Spieler wie AFL MVP Chad Jeffries zu verpflichten und gleichzeitig ein bayrisches All-Star Team zu formen. Auch die Performanz abseits des Sportlichen überzeugt bisher. Wie wird aber die Umsetzung auf dem Platz gelingen?
Seamen Milano
Die Seamen Milano sind zwar ebenfalls neu in der ELF, aber basieren auf jahrzehntelanger Vereinsarbeit. Um zeitraubende Themen wie Stadionsuche müssen sie sich keine Gedanken machen. Dennoch ist das Team vor dem ELF-Eintritt nicht unbedingt als das stärkste italienische Team anzusehen gewesen, verloren die Seamen doch die letzten beiden Italian Bowls. Nun aber gelang es dem Team um den österreichischen Head Coach Stefan Pokorny aber, einige italienische Top-Spieler zu verpflichten, wenngleich große Namen wie Jordan Bouah noch fehlen. Dennoch werden die Seamen kein Gegner sein, den man im Vorbeigehen schlägt.
Helvetic Guards
Das Schweizer Franchise geht mit einer Underdog-Mentalität in seine Premierensaison. Allerdings untermauert ihr Coaching Staff um Norm Chow einen hohen Anspruch für die Zukunft. Auch die Verpflichtung des ehemaligen Division-I-Quarterbacks Collin Hill zeigt, dass die Helvetic Guards nicht vorhaben, das erste Jahr locker anzugehen. Das Grundgerüst bilden aber die lokalen Athleten, welche im Falle der Guards größtenteils erstmals auf einer solch großen Bühne spielen.
Barcelona Dragons
Das Überraschungsteam der letzten Saison ist erneut in der Außenseiterrolle. Die Barcelona Dragons haben wesentliche Leistungsträger, darunter das Edwards-Sweet-Duo und Team Sack Leader Alejandro Fernández, verloren. Zudem setzen sie in ihrem Coaching Staff ausschließlich auf Spanisch-sprechende Menschen. Die Leidenschaft der Heimfans sowie die Anreise der Gegner ist aber immer ein Vorteil bei Heimspielen.
Welche Hauptstadt setzt sich durch?
Ist es etwas verfrüht, eine solche Frage zu stellen? Vermutlich ja. Dennoch dürften sie sich einige gedacht haben, als die Conference-Einteilung publik wurde. Die deutsche, österreichische und tschechische Hauptstädte treffen in der Eastern Conference aufeinander. Den Conference-Titel dürften dabei aber nur die Vienna Vikings und Berlin Thunder unter sich ausmachen – so die aktuelle Erwartung.
Berlin Thunder
Berlin Thunder war nach einer schwachen ersten Saison 2022 komplett neu aufgetreten und hat die Playoffs nur knapp verpasst. In dieser Offseason haben sie sich bereits gut verstärkt, besonders im Receiver Corps ist der Qualitätszuwachs mit Aaron Jackson und Max Zimmermann gewaltig. Kann nun der nächste Schritt erwartet werden?
Vienna Vikings
Die amtierenden Champions aus Wien haben da etwas dagegen. Nach dem Titelgewinn im September sind die Vienna Vikings wieder hungrig und möchten voll angreifen. Hierfür mussten sie im Coaching Staff zwar kaum Veränderungen vornehmen, aber haben sich im Kader manche Schlüsselspieler verabschiedet. Für den zurückgetretenen Quarterback Jackson Erdmann konnten die Wiener mit GFL Passing Yards Leader Chris Helbig jedoch schnell guten Ersatz verpflichten. Bei dem großen Pool an starken lokalen Athleten sollten die Vikings ein Wörtchen um den Conference-Titel mitreden können.
Panthers Wrocław
Nach einer verkorksten Saison mit verletzungsbedingten Ausfällen der Quarterbacks möchten die Panthers Wrocław zeigen, dass sie in Europas Spitze gehören. Allerdings stellt sich insbesondere die Rekrutierung polnischer Spieler als schwierig heraus, da teilweise selbst die besten Athleten der polnischen Liga nicht bereit für die ELF sind. So ist es kaum verwunderlich, dass der Kader mit den größtenteils selben Homegrowns gefüllt wird, die man schon in den letzten Jahren in den Reihen der Panthers gesehen hat. Bei den Importspielern hingegen gab es nur wenige Rückkehrer. Stattdessen setzen die Panthers um den neuen Head Coach Dave Christensen auf neue Namen ohne ELF-Erfahrung.
Leipzig Kings
Mit John Booker haben die Leipzig Kings einen neuen Head Coach, vieles bleibt trotzdem beim Alten. Die Front Seven wird erneut als Prunkstück des Teams heraufbeschworen, obwohl sich bereits im letzten Jahr deutlich zeugte, dass das alleine nicht ausreicht. Mit AJ Wentland konnte der Leader des Teams gehalten werden und auch einige weitere Imports wurden verlängert. Am wichtigsten sind aber die lokalen Talente, die es in Mitteldeutschland immer noch nicht in Massen gibt. In dieser Conference sollten die Kings Fans aber neben schönen Auswärtsreisen auch gute Chancen haben, das eine oder andere Mal zu jubeln.
Prague Lions
Die Prague Lions kommen aus der tschechischen Liga, deren Niveau weit unterhalb dem der ELF liegt. Es galt daher als überraschend, dass sie und nicht die Prague Black Panthers aus der AFL der Liga beigetreten sind. Noch hat das Team keine Spieler der Black Panthers direkt überzeugen können und setzt im Coaching Staff auf die vertrauten Gesichter von Zach Harrod und Dan Disch.
Fehérvár Enthroners
Das ungarische Team ist ebenfalls ein neues Franchise, das sich bereits einige Spieler mit ELF-Erfahrung gesichert hat. Dennoch sind die Fehérvár Enthroners für viele noch eine Wundertüte, schließlich stellten sich die Enthroners zuletzt in Ungarn und in der zweiten österreichischen Liga der Konkurrenz. Dennoch gilt weiterhin, dass ein Team mit zehn guten Imports in einzelnen Spielen konkurrenzfähig sein muss. Können die Enthroners für Überraschungen sorgen?