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Wie Foot Bowl bereits am ersten Februar berichtete, gaben die Ingolstadt Dukes in einer Pressemitteilung bekannt, dass der Football Verein zur Saison 2024 nicht am Spielbetrieb der Erima GFL teilnehmen wird (Hier noch einmal zum nachlesen). Der Rücktritt aus der höchsten deutschen Spielklasse wurde mit den Worten – „um eine erneute Überverschuldung zu vermeiden“ – begründet. Foot Bowl hat nach einem Gespräch mit Sebastian Jänicke, seit vergangenem Oktober neuer Abteilungsleiter der Dukes, mehr Informationen herausgefunden.

Nach der Saison ist vor der Saison

Im Jahr 2023 erreichten die Ingolstadt Dukes noch die Playoffs. Ein paar Monate später veröffentlichen sie dann die überraschende Meldung. Der bayerische Verein kann so wie bisher nicht weiter machen. Der Grund dafür ist eine böse Überraschung, die der neue Vorstand schon einige Monate nach Amtsantritt erleben musste: Wie sich nämlich herausstellte, befindet sich der Verein in einer schlechteren Verfassung als eigentlich angenommen.

„Das große Problem ist, wir als neuer Vorstand haben zum 12.10.2023 übernommen, mit dem Bewusstsein, dass uns ein Schuldenberg bevorsteht, wo wir mit einer niedrigen bis mittleren fünfstelligen Summe gerechnet haben. Dann haben wir die vergangenen drei bis vier Monate an allem gearbeitet und sind mittlerweile bei einer niedrigen sechsstelligen Summe angekommen. Das war die Ausgangsposition und mussten damit erst mal klarkommen.“

Sebastian Jänicke

Ausgeholfen habe zunächst der Mutterverein, der TV 1861 Ingolstadt – welcher einen Teil der Schulden abfing. Jedoch darf sich das laut Jänicke nicht noch einmal wiederholen:

„Wir haben mit dem Mutterverein zusammen geplant und natürlich können sie dieses Jahr nicht schon wieder eine sechsstellige Summe abfedern.“ Die Folgen daraus seien sehr radikale Einsparungsmaßnahmen.

Von vorne anfangen und neu planen

Das bedeutet, vor allem aus finanzieller Sicht, ein Neustart. Laut Jänicke müsse zuerst versucht werden, den Verein wieder auf sinnvolle Beine zu stellen. Das Vorhaben dafür? Langfristige Partner gewinnen, Posten minimieren und bestehende Partner und Sponsoren gestaffelt ausbauen, um auf gesunden Füßen stehen zu können. Das sei aber in der derzeitigen Situation nicht so einfach:

„Durch jahrelange Misswirtschaft und leider auch einem riesigen Kommunikationsproblem, welches auch mit Sponsoringpartnern vorgelegen hat, ist es nicht leicht, mit den Ingolstadt Dukes Partner zu finden, die das ganze unterstützen wollen.“

Wie schnell der Verein den Weg nach oben wieder anpeilt, kann Jänicke nicht vorhersagen. Es muss zuerst aber eine stabile Basis her:

„Wir haben gesagt, solange wir als Abteilungsleitung ein wenig Verantwortung tragen, werden wir uns nicht Hals über Kopf in das Geschehen GFL 1 oder GFL 2 stürzen. Sondern nur, wenn das Ganze auch finanziell solide untermauert ist. Deswegen muss erst alles stimmen und dann, wenn man alles in die richtige Bahn gelenkt hat, kann man auch irgendwann wieder den Angriff starten“

Auch sportlich gesehen ist die Zukunft des Teams noch unklar. Bereits zugesagte Spieler, wie die ehemaligen ELF-Defensive Liner Sercan Vardar (Stuttgart Surge) und Christopher Hans (Leipzig Kings) werden den Verein wieder verlassen. Weitere Spieler folgen den Dukes ebenfalls nicht in den Amateur Bereich. Die Spieler wollen auf einem ihnen angemessenen Niveau spielen, was laut Jänicke jedem sein gutes Recht sei.

„Ein Teil des Kaders wird uns erhalten bleiben. Wir haben eine Versammlung der Mitglieder einberufen und gesagt, wir möchten weiterhin American Football spielen in Ingolstadt. Und das wird auch weiterhin möglich sein, denn wir haben immer noch eine zweite Mannschaft hier.“

Da dies alles sehr kurzfristig vor Ligabeginn passiert, müsse man sich zuerst mit den Verbänden zusammensetzen und den zukünftigen Weg besprechen. Zusammenfassend sagte Jänicke noch, dass es einfach darauf ankommt, ob die Jungs Bock darauf haben.

Brodelnde Gerüchteküche

Jänicke will auch kursierende Gerüchte aus der Welt schaffen:

„Nein, der Verein ist nicht insolvent, er ist nicht zahlungsunfähig. Wir beugen damit einer erneuten Verschuldung einfach vor, dass wir dieses Jahr nicht wieder in dieselbe Situation geraten.“

Die gesetzten Schritte sollen auch dem Schutz des Vereines dienen. Die Dukes führen neben der ersten noch eine zweite Mannschaft, ein U19-Tackle-Team und eine Kinder Flag-Football-Mannschaft.

„Diese Kinder können nichts dafür und wir möchten sie einfach schützen. Wir möchten, dass der Spielbetrieb aufrecht erhalten werden kann und das bringt leider Einsparungsmaßnahmen mit sich.“

Ebenso zu Vereinslegende und langjährigem Headcoach Eugen Haaf hat Jänicke etwas zum klarstellen. Laut dem Abteilungsleiter seien die Einsparungsmaßnahmen mit den sportlichen Zielen von Haaf nicht mehr zu vereinbaren gewesen.

„Wir haben uns zu einem Meeting getroffen, sind die finanzielle Situation durchgegangen und haben dann gemeinsam festgestellt, das beruht einfach auf keiner Basis mehr. Die Ziele weichen einfach zu sehr voneinander ab. So ist das Ganze weiter nicht mehr tragbar. Das kann jeder bei uns nachvollziehen.“

“Er hat so viel, mittlerweile in den 17 Jahren, mit den Ingolstadt Dukes durchgemacht. Deswegen halten wir ihn auch in allen Ehren und sind ihm auch zu Dank verpflichtet.

sagte Jänicke dankend gegenüber Haaf

Die GFL gibt zu bedenken

Auf die Frage, ob die GFL als Liga zu teuer sei, hatte Jänicke keine definitive Antwort parat. Er fragte sich stattdessen selbst, wie die Zukunft der Liga aussehen wird:

„Einerseits ist die GFL mit ihren Lizenzgebühren völlig im Rahmen – dafür, dass es schon eher eine Profiliga ist. Aber mittlerweile sind die Anforderungen in der GFL schon sehr hoch. Und ob das Ganze langfristig für immer in dem finanziellen Rahmen, für jeden Klub stemmbar bleibt, weiß ich nicht.“

In welcher Liga die Dukes ab der kommenden Saison spielen werden, ist noch nicht klar. Was aber klar ist, dass der Verein unter der jetzigen Führung nichts überhasten und sich seine Zeit nehmen wird. Laut Jänicke wird nämlich nicht gespart, um dann sofort woanders zu investieren. Man spare ein, weil es anders nicht mehr möglich ist. Der neue Head Coach steht mit Peter Schweiger, den aktuellen Head Coach der Dukes 2, auch schon fest.

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