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Ein Liebesbrief an die Kings-Fans

𝗙𝗼𝗼𝘁 𝗕𝗼𝘄𝗹: Hallo Christoph, stell dich doch bitte einmal unseren Foot Bowl-Lesern vor.

𝗖𝗵𝗿𝗶𝘀𝘁𝗼𝗽𝗵 𝗦𝗰𝗵𝗼𝗯: Mein Name ist Christoph Schob, ich bin 27 Jahre alt, komme aus Leipzig und spiele seit letzter Saison für die Leipzig Kings in der Offensive Line. Angefangen habe ich 2012 in der Jugend der Leipzig Lions, bevor ich nach ein paar Jahren zu den Leipzig Hawks gewechselt bin und dort bis 2021 drei Jahre lang gespielt habe. Als die Nachricht kam, dass die Leipzig Kings in der ELF spielen würden, habe ich mich dort sofort beworben.

𝗙𝗼𝗼𝘁 𝗕𝗼𝘄𝗹:Wie bist du denn zum Football gekommen?

𝗖𝗵𝗿𝗶𝘀𝘁𝗼𝗽𝗵 𝗦𝗰𝗵𝗼𝗯: Es lief bei mir wie bei vielen, über Kontakte. Bei einem Seminar zur Prüfungsvorbereitung habe ich einen Kollegen kennengelernt, der mit Football zu tun hatte. Wir kamen ins Gespräch und haben uns gut verstanden. Nachdem ich nachgefragt hatte, erzählte er mir, dass er bei den Leipzig Lions spielt. Damals wollte ich gerade mit dem Fußball aufhören, es war anscheinend ein Wink des Schicksals. Ich begleitete ihn dann einmal mit ins Training. Alles war komplett neu. Glücklicherweise hatte ich mit René Tilgner einen guten Jugend-Trainer, der uns dann gut in den Sport eingewiesen hat. Die Intensität und der Zusammenhalt im Team waren etwas ganz Neues und haben mich sofort in den Bann gezogen. Die Trainer, die sich für uns Zeit genommen haben, waren immer voll dabei, um uns das Wissen beizubringen, das wir brauchten. Mit Football anzufangen, ist eine Sache, die ich bis heute nicht bereut habe.

𝗙𝗼𝗼𝘁 𝗕𝗼𝘄𝗹: Was fasziniert dich denn am Football noch?

𝗖𝗵𝗿𝗶𝘀𝘁𝗼𝗽𝗵 𝗦𝗰𝗵𝗼𝗯: Die Stimmung, die das Publikum im Stadion macht, obwohl das Team noch sehr jung ist, pusht einen dann auch nochmal mehr, sein Bestes zu geben. Auch die Kombination aus Kraft, Kontakt und taktischem Verständnis ist faszinierend. Es reicht nicht einfach, irgendwo hinein zu ballern, sondern alles hat seinen Sinn, jeder hat seine Aufgabe und ist wichtig im Team. Da ist es egal, ob jetzt auf dem Feld oder durch die Unterstützung von außerhalb. Einmalig ist auch der Team-Zusammenhalt. Vor allem, wenn du mit der O-Line eine Einheit bildest – einfach unbeschreiblich.

𝗙𝗼𝗼𝘁 𝗕𝗼𝘄𝗹: Gibt es auch etwas, was dir beim Football keinen Spaß macht?

𝗖𝗵𝗿𝗶𝘀𝘁𝗼𝗽𝗵 𝗦𝗰𝗵𝗼𝗯: (lacht) Konditionstraining. Das ist bei O-Linern immer das, was keinen Spaß macht. Es ist wichtig und man macht es auch mit, aber man springt jetzt nicht freudestrahlend durch die Gegend. Ansonsten vielleicht noch die Verletzungen, aber das kann dir bei jeder Sportart passieren.

𝗙𝗼𝗼𝘁 𝗕𝗼𝘄𝗹: Gut dann gehen wir mal in Richtung ELF. Was waren deine ersten Gedanken als du das erste Mal von der ELF gehört hast?

𝗖𝗵𝗿𝗶𝘀𝘁𝗼𝗽𝗵 𝗦𝗰𝗵𝗼𝗯: Ich war überrascht, habe mich aber dann wirklich gefreut. Es ist wirklich eine große Chance für Deutschland und Europa, um guten Football zu spielen. Am Anfang waren ja noch relativ wenig Infos bekannt. Als aber die ersten Teams bekannt gegeben wurden, war das dann natürlich eine coole Sache.

𝗙𝗼𝗼𝘁 𝗕𝗼𝘄𝗹: Wie bist du denn dann zu den Leipzig Kings gekommen?

𝗖𝗵𝗿𝗶𝘀𝘁𝗼𝗽𝗵 𝗦𝗰𝗵𝗼𝗯: Als erstes waren wir sehr überrascht, als ein Franchise aus Leipzig angekündigt wurde, irgendwie hatte das keiner auf dem Schirm. Ich war sehr verwundert, hatte mich aber gleichzeitig auch gefreut. Als das Tryout-Datum veröffentlicht wurde, war für mich sofort klar, dass ich probieren werde ins Team zu kommen. Der Wunsch höherklassig in Leipzig zu spielen war bis dahin immer schwer. Man musste dafür weiter weg und es war schwer, das dann mit dem Beruf unter eine Decke zu bringen. Doch mit den Kings ist das jetzt auch möglich. Beim Tryout erwarteten mich dann 40-Yard-Dashs, Longjumps und andere athletische Leistungen. Ich bin dann aus dem Tryout raus und hatte tatsächlich schon ein gutes Gefühl bei der Sache. Einfach auch weil ich wusste, dass ich alles gegeben hatte. Einen Tag später kam auch schon die Zusage des Coaches. Der Coach hatte auch etwas Glück gehabt, da er mit einer ausländischen Telefonnummer angerufen hat und ich fast nicht dran gegangen wäre. Zu der Zeit war ich gerade bei meinen Eltern und als die frohe Nachricht kam, war die Stimmung einfach großartig. Und die Woche drauf ging es dann auch schon los. Viel Zeit zur Freude war also nicht.

𝗙𝗼𝗼𝘁 𝗕𝗼𝘄𝗹: Gehen wir mal in die Saison. Wie war das Gefühl zu wissen, dass ihr jetzt im Free-TV live übertragen werdet?

𝗖𝗵𝗿𝗶𝘀𝘁𝗼𝗽𝗵 𝗦𝗰𝗵𝗼𝗯: Während des Spiels macht es eigentlich gar nichts aus. Im Vorfeld ist das natürlich schon ein Thema, wenn du weißt, du läufst jetzt in der „Primetime“. Oder du siehst die Kommentatoren im Stadion umherlaufen, wie z.B. Carsten Spengemann. Da freut man sich dann schon, aber während des Spiels konzentrierst du dich eben auf das, was auf dem Feld abgeht. Am besten, man denkt auchunter dem Spiel gar nicht erst daran, um sich nicht davon ablenken zu lassen.

𝗙𝗼𝗼𝘁 𝗕𝗼𝘄𝗹: Du musstest ja dann schon viel unter einen Hut bringen mit Arbeit und Football etc. Wie sah deine Woche aus?

𝗖𝗵𝗿𝗶𝘀𝘁𝗼𝗽𝗵 𝗦𝗰𝗵𝗼𝗯: Ich hatte das Glück, dass mein Chef und meine Kollegen mich dabei unterstützt haben. Beispielweise konnte ich mir immer an Montagen freinehmen, wenn wir sonntags Spiele hatten. Ansonsten hat man sich relativ schnell an den neuen Rhythmus gewöhnt. Ich hatte es mir zwar schwieriger vorgestellt, aber das ging dann doch relativ gut. Im Großen und Ganzen wechselte sich Arbeit mit nach Hause kommen und Essen sowie zum Training gehen ab. Das alles war zwar relativ unspektakulär, aber es funktionierte. Mein Glück ist auch, dass ich direkt aus Leipzig komme und ich es dadurch etwas leichter hatte.

𝗙𝗼𝗼𝘁 𝗕𝗼𝘄𝗹: Sehen wir mal etwas in die ELF Zukunft. Wie findest du die Expansion mit den vier neuen Teams, die für 2022 angekündigt wurden?

𝗖𝗵𝗿𝗶𝘀𝘁𝗼𝗽𝗵 𝗦𝗰𝗵𝗼𝗯: Auf jeden Fall sehr gut. Es ist der einzig richtige Schritt, den man machen kann, wenn man will, dass der Sport breiter in Europa aufgestellt werden soll. Wenn ich jetzt an die österreichischen Teams denke, sind dies natürlich top Mannschaften. Sie spielen seit Jahren tollen Football in Europa – für beide Teams einfach der einzig logische Schritt. In und um Düsseldorf konnte man schon immer mit viel Football-Wissen glänzen. Ich bin gespannt, was da auf uns zukommt. Bei Istanbul weiß ich leider nur sehr wenig. Ich habe einige Videos gesehen, die sportlich sehr professionell wirkten. Mehr kann ich dazu aber nicht sagen.

𝗙𝗼𝗼𝘁 𝗕𝗼𝘄𝗹: Was denkst du denn über die Conferences, die kürzlich vorgestellt wurden?

𝗖𝗵𝗿𝗶𝘀𝘁𝗼𝗽𝗵 𝗦𝗰𝗵𝗼𝗯: Unsere hat sich ja zum Glück nicht geändert. Wir spielen noch in der Zusammensetzung des Vorjahres (Anmerkung: Northern Conference – Berlin Thunder, Panthers Wrocław, Hamburg Sea Devils und Leipzig Kings), weshalb wir uns nicht umgewöhnen müssen. Bei den anderen Conferences ist es natürlich noch etwas schwer, eine endgültige Meinung abzugeben. Ich denke aber, dass die beiden österreichischen Teams in ihrer Conference mindestens einen Playoff-Teilnehmer stellen werden. Die Central Conference wird auch die sein, bei denen die härtesten Kämpfe gefochten werden. Aber gut, auch das ist nur ein Blick in die Glaskugel – sich da festzulegen, ist schwierig.

𝗙𝗼𝗼𝘁 𝗕𝗼𝘄𝗹: Kürzlich wurde die Kickoff-Return-Regel geändert, was denkst du über diese Änderung?

𝗖𝗵𝗿𝗶𝘀𝘁𝗼𝗽𝗵 𝗦𝗰𝗵𝗼𝗯: Die Regel kam ja aus der XFL, dort fand ich die Regelung schon sehr positiv. Natürlich ist es am Anfang befremdlich, wenn die Spieler sich plötzlich so nah gegenüber stehen. Trotzdem glaube ich, dass es für spannende Kickoff-Returns sorgen wird. Was noch wichtiger ist, ist das mit dieser Regelung die Sicherheit der Spieler besser gewährleistet ist. Wie es dann im Endeffekt aussehen wird und was es mit sich bringt, weiß ich natürlich auch noch nicht. Soweit ich mich an die XFL erinnern kann, hat die Regel trotzdem noch für sehr viel Spannung gesorgt. Geben wir der Regelungeinfach ein bisschen Zeit und sehen wir, wie es sich entwickelt.

𝗙𝗼𝗼𝘁 𝗕𝗼𝘄𝗹: Gibt es Wünsche, die du in Zukunft für die ELF hast?

𝗖𝗵𝗿𝗶𝘀𝘁𝗼𝗽𝗵 𝗦𝗰𝗵𝗼𝗯: Wichtig ist, dass man sich von Jahr zu Jahr weiter steigert. Sportliche Entwicklung natürlich, aber auch was die Menge der Zuschauer angeht. Wichtig wäre auch, den Sport Jugendlichen näher zu bringen. Sei es in den Schulen, oder über Jugendcamps wie das, welches in Hamburg veranstalteten wurde. Kooperationen mit den örtlichen Vereinen wäre auch wichtig für mich. Die jungen Leute sollen auch die Chance bekommen, einmal in der ELF zu spielen, oder vielleicht sogar noch höher – wer weiß?

𝗙𝗼𝗼𝘁 𝗕𝗼𝘄𝗹: Kommen wir jetzt ein bisschen zu den Emotionen: Wie fühlt es sich als Spieler an, auf dem Spielfeld zu stehen, während einem die Fans aus dem Stadion anfeuern? Was gibt dir das?

𝗖𝗵𝗿𝗶𝘀𝘁𝗼𝗽𝗵 𝗦𝗰𝗵𝗼𝗯: Zuerst gibt es mir mal Gänsehaut (lacht).Ich kann mich noch an das erste Heimspiel erinnern: Beim Einlauf läuft man noch ein Stück durch den VIP-Bereich. Dabei hast du dann schon die erstenLeute, die dich angucken und fotografieren, Videos machen oder klatschen. Danach sieht man gegenüber schon die große Haupttribüne, mit haufenweise Leuten, die eine unglaublichen Lärm veranstalten. Die Cheerleader stehen schon auf dem Platz und von allen Seiten prasseln Blitzlichter auf dich ein. Es ist einfach ein unbeschreibliches Gefühl, wie viele Eindrücke zu diesem Zeitpunkt auf dich einwirken. Natürlich steigert sich die Stimmung auch unter den Spielern. Das pusht einen dann noch mehr und dein Puls geht hoch. Es ist einfach ein wahnsinnig tolles Gefühl. Im Huddle schwört man sich dann nochmal ein und dann geht es los. Ich kann mich an ein Spiel gegen Hamburg erinnern. Das Spiel war am Ende nicht so erfolgreich. Doch es gab kein böses Wort von den Zuschauern, obwohl sie vielleicht allen Grund dafür gehabt hätten. Im Gegenteil: Man wurde aufgemuntert und in den Arm genommen, es war beeindruckend. Genau diese Reaktion der Fans hat uns den Push gegeben, den wir dann für die restliche Saison noch gebraucht haben. Das Leipziger Publikum ist einfach einmalig.

𝗙𝗼𝗼𝘁 𝗕𝗼𝘄𝗹: Eigentlich wäre die nächste Frage jetzt tatsächlich über das Publikum gegangen: Welche positive Erfahrung hast du mit Zuschauern gemacht? Doch die hast du schon von alleine gleich mit beantwortet.

𝗖𝗵𝗿𝗶𝘀𝘁𝗼𝗽𝗵 𝗦𝗰𝗵𝗼𝗯: Ohne Witz, ich kann da gar nicht genug darüber erzählen. Man muss ja bedenken, wie wenig Vorlaufzeit wir eigentlich für die Saison hatten. Trotzdem hatten wir einen Zuschauerschnitt von 2000 Leuten. Zuschauer, die großartige Stimmung gemacht, sich verkleidet und angemalt haben – das war einfach krass. Nach dem Spiel kommen die Leute auf einen zu und sind freundlich, was einfach eine extrem coole Sache war. Wir hatten einfach das beste Publikum.

𝗙𝗼𝗼𝘁 𝗕𝗼𝘄𝗹: Dann lass uns mal in deine Zukunft blicken: Wie sieht deine Football Karriere in Zukunft aus? Sehen wir dich denn wieder bei den Kings?

𝗖𝗵𝗿𝗶𝘀𝘁𝗼𝗽𝗵 𝗦𝗰𝗵𝗼𝗯: Ich würde sehr gerne in Leipzig bleiben. Was das Recruiting angeht, bekommen wir als Spieler natürlich nicht so viel mit. Aber ich denke in ein paar Monaten kann man da mehr sagen. Keine Frage, wenn es möglich ist, würde ich sehr gerne bei den Leipzig Kings weiterspielen. Damit ist alles gesagt.

𝗙𝗼𝗼𝘁 𝗕𝗼𝘄𝗹: So. Das waren die Fragen, die ich dir heute stellen wollte. Aber als Gast hast du natürlich das letzte Wort und darfst den Kings-Fans oder deinen eigenen Unterstützern gerne noch etwas mit auf den Weg geben.

𝗖𝗵𝗿𝗶𝘀𝘁𝗼𝗽𝗵 𝗦𝗰𝗵𝗼𝗯: Die Saison, die wir erleben durften mit unseren Fans, war mir das liebste, was ich im Football jemals erlebt habe. Ich freue mich einfach wirklich auf die nächste Saison. Hoffentlich auch weiterhin mit so tollen Fans auf der Tribüne und möglicherweise noch mehr Zuschauern als dieses Jahr, sodass das ganze Projekt weiter wachsen kann. Ich grüße die Familie Tilgner, mit denen ich mich im Fan-Bereich immer gerne unterhalte. Ich hoffe, dass man sich einfach nächstes Jahr wiedersieht und wir weiter auf eine so gute Unterstützung bauen können.

Interviewer: Dominik Kircher

Foto: TheShot Photography

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