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Stephan Hesseling

Die Hamburg Sea Devils stehen im Umbruch, schon wieder. Doch dieses Mal noch größer. Der ehemalige Defensive Coordinator Kendral Elisson wird Headcoach in München und nimmt seine Defense samt Spieler und Coaches mit, andere leistungstragende Spieler verlassen das Franchise und auch der ehemalige GM Max Paatz sucht jetzt bei Rhein Fire sein Glück. Adäquaten Ersatz gab es bisher wenig. Nur in einer Sache machen die Sea Devils, meiner Meinung nach, sehr viel richtig: bei der Stadionfrage.

„Nordtour“ statt Hoheluft

Das die Stadionsituation in Hamburg schwierig ist, wusste man schon seit der Gründung der Franchise. Dass die Situation 2024 in allen Städten zudem durch die Fußball EM schwieriger werden würde, war auch allen bewusst. Das Spiel im Volksparkstadion sowie die Probleme im Stadion Hoheluft zeigten zudem, dass ein neues Stadion für die Sea Devils unabdingbar ist. Also musste man innovativ werden und entschied sich letztlich für eine „Nordtour“. Für mich die bestmögliche Option, um den Erwartungen von mindestens 10.000 Plätzen und einer Fläche für die Power-Party gerecht zu werden. So wurde veröffentlicht, dass man nächste Saison neben einem Spiel im Volkspark, auch ein Spiel im Bremer „Wohninvest Weserstadion“, ebenfalls ein Spiel in der Lübecker Lohmühle und zwei Spiele in der „Heinz von Heiden Arena“ in Hannover spielen werde.

Lediglich einige Dinge werfen Fragen auf

Das letzte eigentliche Heimspiel der Sea Devils wurde dann von der Liga als das erste „International Game“ auserkoren. Das Spiel gegen die Madrid Bravos soll hierbei im 8500 Personen fassenden Stadion Šubićevac des kroatischen Fußballvereins HNK Šibenik stattfinden. Dass dieses Stadion vermutlich auch zu großen Teilen aufgrund der Verflechtungen von Zeljko Karajica zum Verein, dessen Besitzer er ist, ausgewählt wurde ist wohl schwer zu leugnen. Was hierbei jedoch verwirrt, ist, dass die Sea Devils darüber berichten für das Spiel ausgewählt worden zu sein. Hierbei stellt sich jedoch die Frage: Wie sieht es aus, wenn die Liga (in Form von Zeljko Karajica als CEO) die Hamburg Sea Devils (mit Hauptgesellschafter Zeljko Karajica) einladen?

Zudem finde ich, dass man die Dauerkarten-Situation besser hätte lösen können. Die Idee von zwei verschiedenen Angeboten (ein Angebot mit und ein Angebot ohne Interntional-Game) finde ich zwar gut, jedoch hätte man hier die Dauerkarten entweder gleichzeitig verkaufen oder zumindest gleichzeitig ankündigen können.

Fans unzufrieden mit der Entscheidung

Unter den Social Media Beiträgen der Sea Devils ist der Unmut der Fans deutlich zu sehen und auch irgendwie verständlich. Man kann es verstehen, dass man unzufrieden darüber ist am Wochenende mehrere hunderte Kilometer zu reisen um sein Lieblings und ortsansässiges Footballteam spielen zu sehen und schließlich wieder nach Hause zu fahren. Das Problem: Es gibt einfach keine Alternative. Auch, wenn man sich noch so sehr beschwert, muss man einfach anerkennen, dass den Sea Devils keine andere Wahl gelassen wird. Die Entscheidung zu einer „Nordtour“ wurde von den Sea Devils in ihrem WhatsApp-Channel öffentlich kommuniziert und Pressesprecher Chris Hahn versucht alles, um die Fans in den Kommentaren unter Social Media Beiträgen über die Situation aufzuklären. Und auch, wenn man es nicht akzeptieren möchte, dass es keine andere Möglichkeiten in Hamburg gibt, wird sich die Situation kurzfristig nicht ändern.

Es gibt keine Alternative!

Auch, wenn viele meinen doch noch das Stadion in Hamburg oder Umgebung zu kennen, in dem die Sea Devils doch spielen könnten, muss man einfach anerkennen, dass es dieses nicht gibt. Das Billtalstadion in Bergedorf klappt nicht aufgrund der Anwohnersituation (die Blue Devils wollten es dort auch versuchen und sind gescheitert), die Adolf-Jäger-Kampfbahn in Altona fällt mittlerweile fast in sich selbst zusammen und wird 2026 auch abgerissen, das Jahnstadion in Buxtehude hat Sonntags zwischen 13. und 15. Uhr eine Ruhepause und wenn man Diskussionen über den Charly-Dörfel-Platz anfängt, kann man genauso gut auch auf dem Trainingsgelände spielen. Wer dann Forderungen nach dem Stadion in Drochtersen stellt, kann zeitlich genauso gut nach Bremen fahren. Das Edmund-Plambeck-Stadion wird durch die tschechische Fußballnationalmannschaft belegt sein und auch das Millerntorstadion funktioniert nicht, weil die Anfragen von St. Pauli abgelehnt werden.

Fazit

Auch, wenn man die Unzufriedenheit berechtigt ist, sollten die Fans vielmehr das Positive sehen: Es ermöglicht endlich regelmäßig die Gameday-Expierence zu haben, die man beim Spiel im Volksparkstadion erleben konnte, es öffnet die Türen für Menschen aus dem gesamten Norden Deutschlands ELF Football sehen zu können und es gibt den Sea Devils endlich die Möglichkeit das Potenzial auszuschöpfen, das ihnen in Hamburg verwehrt bleibt.

Wer trotzdem noch wütend ist, kann sich dann gerne an die Hamburger Politik und Investoren wenden, dass diese dafür sorgen, dass endlich ein angemessenes Stadion in Hamburg gebaut wird. Vielleicht kann man sich dann auch an die eigene Nase fassen oder sich fragen, ob die eigene Initiative zum Hamburger Olympia-Bürgerschaftsreferendum groß genug war. Diese wurde nämlich damals von der Mehrheit der Bürger abgelehnt. Man muss also akzeptieren, dass die Mehrheit der Hamburgerinnen und Hamburger nicht möchte, dass Hamburg eine Sportstadt ist.

Ich finde man kann den Hamburg Sea Devils zurzeit viel vorwerfen, aber dass sie aus der Stadionsituation nicht das Beste gemacht haben wohl kaum.

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