Lina Bollig
Die ganze Football-Welt schaut gerade nach Frankfurt. Die finanzstärkste Liga der Welt, die NFL, hält an diesem Wochenende ihr erstes Spiel in Deutschland, der Saison 2023, in der Main-Metropole ab. Und sie schicken zwei der attraktivsten und besten Teams. Mit dem Spiel Miami Dolphins gegen das Frankfurter Heimteam, die Kansas City Chiefs, verlieren die amerikanischen Fans eine wichtige Partie im eigenen Land. Doch die Europäer freuen sich umso mehr.
„Die NFL schickt zwei Hochkaräter und nicht zwei Teams, die um die goldene Ananas spielen. Das ist schon sehr besonders und wir können uns auf ganz besondere Erlebnisse in Frankfurt freuen.“
Carsten Spengemann, ehemaliger Kommentator von ranNFL
„Auch wenn ich das Spiel von der heimischen Couch aus anschauen werde, das Spiel und das gesamte Drumherum werden ein Megaerlebnis für alle Fans, egal ob mit oder ohne Tickets. Auf den Fanpartys der Teams wird sich bewahrheiten, dass die Football-Familie existiert. Das wird ein mega Partywochenende.“
Roman Motzkus, ehemaliger Kommentator von ranNFL
Doch während die ganzen Augen auf das NFL-Spiel in Frankfurt gerichtet sind, machen sich ein paar eingefleischte ELF-Fans so richtig Sorgen um ihr Team, währenddessen andere mit ihrem Franchise sehr zufrieden sind und den Kickoff im Juni kaum erwarten können.
Machtverhältnisse ändern sich in der ELF
Während Frankfurt Galaxy und die Hamburg Sea Devils im ersten Jahr noch das Team to beat waren, schaute man seit Ende 2022 bis Anfang 2023 auf Größen wie Rhein Fire, Stuttgart Surge und die Vienna Vikings. In den ersten drei Jahren gehörte Galaxy unter der Leitung von Head Coach Thomas Kösling immer noch zum Favoritenkreis.
Gerade in der letzten Saison haben sie bewiesen, dass sie jeden schlagen können, außer Rhein Fire. Doch nach massiven Abgängen 2022 kommen 2023 weitere schmerzhafte Verluste dazu. Das defensive Monster Sebastian Silva Gomez hat seine Karriere beendet. Die Offensive-Line-Spieler Sven Fischer und die Hampel-Brüder kehren 2024 auch nicht zurück. Spieler wie Markus Hachenberg und Tim Hirsch haben ihr Ende für das hessische Franchise bekannt gegeben. Außer der Konstante Kösling ist noch bekannt, wer 2024 bei Galaxy dabei sein wird. Mit Offensive Coordinator Patrick Griesheimer wurde nicht verlängert und O-Line-Coach Heller hat sich in Richtung Stuttgart verabschiedet. Trotz allem und mit viel Vertrauen kann man an ein gutes Frankfurter Team 2024 glauben. Denn Thomas Kösling, der auch fürs Recruiting zuständig ist, hat bereits in der Offseason 2022/23 bewiesen, als wenige an Frankfurt glaubten, dass er ein gutes Team aufstellen kann. Doch der Champion von 2021 ist nicht der erste Gedanke, wenn man an den Championship Titel 2024 denkt
Zerfall eines Riesen
Die Hamburg Sea Devils waren das Team 2021. Sie hatten eine der stärksten Defensiven der Liga und wurden medial sehr gepusht. Sie starteten einen starken Lauf und mussten nur wenige Rückschläge hinnehmen. Selbst im Finale, das sie zwar gegen Galaxy verloren haben, haben sie gezeigt, dass sie ein Topteam waren. Mit dem wiederholten Einzug ins Finale 2022 haben sie die letzten Kritiker verstummen lassen. Doch wieder mussten sie sich einem Team in Purple im Endspiel geschlagen geben, den Vienna Vikings. Danach kam der erste kleine Knick. Spieler wie Miguel Boock und Kasim Edebali beendeten ihre Karriere. Weitere folgten. Zusätzlich wurden sie innerhalb der Saison mit Verletzungen geplagt und auch falsche Personalentscheidungen überschatten das Team. In der starken Western Conference wurde das hanseatische Team regelrecht dominiert. Sie konnten sich glücklich schätzen, dass die Paris Musketeers einen wirklich schlechten Start hatten und die Cologne Centurions noch konkurrenzunfähiger waren.
Offseason 2023/24 bisher nur Abgänge
Doch was die aktuelle Offseason betrifft, gibt es wirklich Grund zur Sorge. „Das Liga Team“, wie die Sea Devils oft betitelt werden, zerfällt regelrecht. General Manager Max Paatz, der das Team 2023 mit aller Gewalt noch zusammenhielt, verabschiedete sich in Richtung Düsseldorf, um Rhein Fire im Office zu verstärken. Die ganzen Coaches verteilen sich im ganzen Land. Der ehemalige DC und Spielersliebling Kendrall Ellison wird Head Coach in München werden. Er nimmt Kenneth Flanders mit, der zukünftig die Defensive Backs in München formen wird. Auch Gerrit Brandt, einer der besten O-Liner Europas, kommt von Hamburg nach München. Er schätzt Ellison sehr und will sich zudem die Chance unter NFL Hall of Famer Joe Thomas zu trainieren nicht nehmen lassen. Hinzu kommt, dass Devils OC Philipp Schulz erstmal eine Pause vom Football nimmt und auch Runningback Coach Sören Hauff geht, um als Head Coach eines Amateurteams zu arbeiten.
Laut Informationen, die Foot Bowl zugetragen wurden sind, wurde bei Shuan Fatah angefragt, für eine mögliche Übernahme des Head Coach Posten. Der 55-jährige ehemalige National Coach hat sich das Angebot zwar angehört, aber dankend abgelehnt.
Wird der 2023 begonnene Umbruch zu einem kompletten Neuanfang oder ist es der Untergang?
Ein neuer Contender entsteht
Ähnlich wie Rhein Fire gehen auch die Munich Ravens ihren Weg. In der ersten Saison hatten sie ein sehr solides Team und haben vor allem ein wunderbares Office und Umfeld geschaffen. Mit dem Stadion in Unterhaching haben sie ein sehr gutes und absolut ELF-taugliches Stadion. Darüber hinaus bauen sie mit der Zusammenarbeit der Fans sich eine Basis, wie sie für ein komplett neues Team in Deutschland und Europa ihresgleichen sucht.
Der Fokus der Münchner für die zweite Saison, ähnlich wie Rhein Fire 2023, ist eine starke O-Line aus guten „Homegrown“-Spielern zu bilden. Dabei soll der Name Joe Thomas helfen. Mit der Verpflichtung von Gerrit Brandt und der Verlängerung von Marvin Biegert ist dort schon der erste Grundstein gelegt. Selbst wenn bisher nur ein Bruchteil des Kaders veröffentlicht wurde, sieht man hier bereits den Weg. Man kann mit Gewissheit und Überzeugung sagen, dass die Ravens zukünftig eines der Top-Teams der Liga sein werden.
Ihr habt Lust auf einen Blick in die Glaskugel, dann empfehlen wir euch die Artikel von Jörg Opuchlick:
- ELF 2024: OPUs Blick in die Glaskugel – Teil1
- ELF 2024: OPUs Blick in die Glaskugel – Teil2
- ELF 2024: OPUs Blick in die Glaskugel – Teil3
Dominanz mit Wachstumspotenzial
Wer denkt, Rhein Fire sei nach dem Gewinn des Titels erstmal gesättigt, der kennt weder die Owner noch Head Coach Jim Tomsula gut.
Das war gerade erst der Anfang. Mit der Veröffentlichung von Paatz als General Manager und auch CEO und der Beförderung von Jim Tomsula zum Präsidenten neben seiner Tätigkeit als Head Coach wird vor allem eines bestätigt. Sie wollen auch abseits des Platzes das Nonplusultra werden.
Ein Zuschauerschnitt von über 10.000 ist zwar schön, aber vor allem erst der Anfang. Das Ziel der Verantwortlichen ist es, den Schnitt jedes Jahr um 2 bis 3000 Fans zu erhöhen, um irgendwann in der Merkur-Spiel-Arena vor 30.000+ Zuschauern spielen zu können. Paatz selbst hat bewiesen, dass er eine Arena füllen kann, als er letzte Saison noch im Dienste der Sea Devils zusammen mit seinen Kollegen über 32.000 Fans ins Volksparkstadion lockte. Dieses einmalige Event soll auch in Düsseldorf ab 2025 möglich sein. Doch nicht nur einmalig, sondern eher regelmäßig bis dauerhaft. Wenn ein Team das zeitnah schaffen kann, dann ist es Rhein Fire mit seinen positiv verrückten Fans.
Auch wenn es für die Fans der Liga nicht interessant wäre, einen Dauermeister wie den Fußballverein FC Bayern im American Football zu haben, so ist das für die Verantwortlichen des Düsseldorfer Franchises ein Wunsch. Diesen werden sie mit aller Macht nachgehen. Selbstverständlich wissen sie aber auch, dass es kein selbst Läufer wird. Gerade in Österreich, Frankreich und im Süden Deutschlands existieren oder wachsen weitere Hochkaräter, die zukünftig als potenzielle Contender gelten.
Der Stromschlag wird 2024 noch mehr wehtun
Das Ziel eines jeden Teams in der Sportwelt ist es, den Titel zu gewinnen. Doch in den ersten zwei Jahren wurde Stuttgart Surge für dieses Ziel nur belächelt. Doch wenn man sich im Jahr 2022 im Team umgehört hat, wusste man, dass die Spieler realistischer dachten. Ihr Wunsch war es lediglich, ein einziges Spiel zu gewinnen. Sie wollten nicht jede Woche mit gesenktem Kopf den Platz verlassen. Was bedauerlich und fast schon mitleiderregend war, gehört nun der Vergangenheit an. Stuttgart Surge gehört für jeden, mit auch nur einem Hauch von Ahnung, längst zum engeren Favoritenkreis. Mit der Verpflichtung von Jordan Neuman wurde das gesamte Franchise von Office über den Staff bis hin zu den Spielern komplett auf den Kopf gestellt. Auf Anhieb erreichten sie das Finale und bis auf ein paar Aussetzer, wie zum Beispiel das Spiel gegen die Helvetic Guards, taten sie es fast mühelos.
Im Finale mussten sie sich Rhein Fire deutlich geschlagen geben, doch wer denkt, dass sie auch zukünftig Chancenlos sein werden, vergisst, dass es für Head Coach Jordan Neuman und den Großteil seiner Spieler im Jahr 2023 ein ganz neues Level war, mit 15-Minuten-Quartern und wöchentlich starken Gegner, wie man es aus der GFL nicht kannte. Es war lediglich ein Eingewöhnungsjahr und selbst da war es ein Durchmarsch ins Finale. Stuttgart Surge hat Neuman nun langfristig gebunden, damit er in Stuttgart etwas noch nie Dagewesenes aufbauen kann. Zusammen mit Defensive Coordinator Johannes Brenner wird Neuman und das Team 2024 noch einmal richtig aufdrehen und versuchen, Teams wie dem aktuellen Champion Rhein Fire die Stirn zu bieten, um die Machtverhältnisse enger zusammenrücken zu lassen.
Es ist zwar schön, dass die Fans ein Loser Team wie Surge in den Jahren 2021 und 2022 erleben durften, doch das wird in naher Zukunft in Baden-Württemberg nicht mehr der Fall sein.
2024
Wirklich beachtlich, wie sich manche Franchises entwickeln. Doch für die osteuropäischen Teams und auch Klubs aus Spanien und Italien wird das Jahr 2024 bei der aktuell rasanten Entwicklung kein Zuckerschlecken sein. Bei den Österreichern hingegen muss man gespannt abwarten. Diese Teams sind so hochprofessionell, dass hier mit zwei bis drei Verpflichtungen von einem Tag auf den anderen sofort ein Champion entstehen kann. Stand jetzt ist es in Tirol und auch in Wien sehr ruhig. Zwei potenzielle schlafende Riesen, die früher oder später wieder aufwachen werden.
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Ich wünsche mir eine spannende ELF und freue mich schon heute darauf, Rhein Fire in naher Zukunft wieder in Düsseldorf zu sehen.
Ich finde Du verwendest zu viele Extreme. Wer 4 Spiele gewinnt ist nicht konkurrenzunfähig. Wer nach dem 3. Quarter 4 Punkte hinten liegt ist nicht chancenlos.
Ansonsten schöner Artikel, Danke 🙂
konkurenzunfähig? War an Centurions gerichtet. Sie hatten zwei Siege gegen Leipzig am Grünen Tisch und zwei Siege gegen die Prague Lions. Falls Hamburg gemeint ist, ja… stimmt. Aber nicht vergleichbar wie noch die zwei Jahre zuvor. Oder?
Guter Artikel, weiter so.
Kann euren WA Chanel leider nicht finden?
Wie sieht es denn mit Podcast aus?