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Eric Mühle

Er war einer der Publikumslieblinge bei den Leipzig Kings. Darüber hinaus war der Wahlleipziger auch der Teamcaptain der Kings. Doch nach dem Aus des Leipziger Franchises hat er den Weg in die Hauptstadt gewählt und spielt nun für Berlin Thunder. Die Rede ist von dem 1,89 Meter großen Center Tilman Brütsch.

Brütsch ist 1991 in der thüringischen Hauptstadt Erfurt geboren und ist dort auch aufgewachsen. Seine ersten Schritte im American Football machte er bei den Erfurt Indigos im Jahr 2010. Dort spielte er für sechs Jahre, ehe er im Jahr aufgrund seines Studiums nach Leipzig zog und bei dem jungen Verein Leipzig Hawks anheuerte. Er gehörte seit 2021 zu den ersten Spielern, die bei den Kings in der neu gegründeten Liga ELF unterschrieben. Brütsch machte in den letzten Jahren riesige Fortschritte und bewies, dass Spieler aus einem Amateurverein durchaus das Zeug dazu haben, Starter in einem ELF-Team zu werden. Mehr noch, er war 2023 sogar der Teamcaptain des sächsischen Franchises.

Doch nach Week 5 in der aktuellen Saison war für ihn und das gesamte Team Schluss. Die Leipzig Kings zogen sich aus finanziellen Gründen vorerst aus der European League of Football zurück. Viele Spieler gingen zurück in die GFL oder wechselten zu anderen ELF-Teams. So auch Brütsch. Kurz vor Woche 9 schloss er sich Berlin Thunder an und musste direkt in seiner ersten Woche als Starter ran. Wie ihm das erste Spiel gefiel und weitere Fragen haben wir ihn selbst gefragt:

Was war dein Gefühl als die Kings aufgelöst wurden?

„Als die Kings aufgelöst wurden, war ich mehr sauer als traurig. Ich bin seit Anfang an dabei und habe mir sehr gewünscht, dass wir uns langfristig etablieren. Dies hat nun leider vorerst nicht geklappt, weil von vielen Seiten immer viel versprochen wurde, aber in letzter Konsequenz zu viele Leute zu viele Ausreden gefunden haben, warum etwas nicht klappt.“

Du bist ja eigentlich Leipziger durch und durch. Bist du nach Berlin gewechselt um weiter in einer professionalisierten Liga zu spielen oder gab es auch Überlegungen wieder in Leipzig in einem Verein zu spielen?

„Ich habe die meiste Zeit meines Footballlebens in Leipzig gespielt. Allerdings bin ich Erfurter und möchte dies gerne noch einmal hervorheben. Angefangen habe ich bei den Erfurt Indigos. Shoutout an der Stelle an die Jungs und ganz besonders an meinen ersten Coach Frank Becker und meinen ersten Quarterback Steven Gössinger. Ich bin ja nur ein Zugezogener. Dennoch ist Leipzig mittlerweile meine Wahlheimat. Mein Anspruch war es die Saison in der ELF zu Ende zu bringen. Tatsächlich war kurz die Überlegung zu den Leipzig Lions zu gehen, schlussendlich habe ich mich aber dagegen entschieden.“

Warum Berlin Thunder?

„Es haben sich eine Reihe Teams aus der ELF, GFL und GFL 2 interessiert. Letztendlich fiel die Entscheidung für Berlin. Grund war Coach Schmuck. Er ist ein echter Players Coach und hat mir ein gutes Gefühl gegeben. Auch die geographische Nähe war ein Punkt. Aber der tatsächlich ausschlaggebende Punkt war, dass Thunder ein Franchise mit viel Historie (NFL Europe) ist und es einfach nur surreal ist, hier spielen zu dürfen.“

Wie wurdest du aufgenommen und wie ist die Motivation im Team?

„Ich wurde sehr gut ins Team aufgenommen. Die ganze Organisation ist absolut top. Ich habe ja auch mit Felix Lepper und Kyle Kitchens zwei Jungs, die ich schon von früher kenne. Das hat alles nochmal erleichtert. Thunder ist einfach so talentiert. Das Homegrown Talent, was Berlin hat, ist einfach krass. Jonas Gacek und Robin Wilzeck spielen ihre jeweilige Position auf „Importniveau“. Der Team-Vibe unterscheidet sich auch zu den Kings. Leipzig hatte immer eine Underdog- und Blue-Collar-Mentalität und in Berlin weiß man halt, dass man gut ist.“

Wie waren die letzten zwei Spiele für Thunder und wie ist das Team und die Motivation im Team?

„Das erste Spiel war hart, um ehrlich zu sein. Neues Playbook, neues Team, nur zweimal trainiert und dann auswärts gleich gegen Wien gestartet. Es gibt wahrscheinlich einfachere Aufgaben. Ich habe definitiv zu viele Fehler gemacht und war definitiv nach dem Spiel mein größter Kritiker. Die Under-Center-Snaps zu Slade waren katastrophal und letztendlich haben wir uns als Team selber geschlagen. Mittlerweile ist es sehr viel besser. Ich fühle mich mit dem neuen Playbook wohl und auch die Chemie zum Quarterback ist mittlerweile da. Ich denke, dass man das gegen Prag sehen konnte. Persönlich ist Slade ein großartiger Kerl und Anführer. Er erinnert mich ein bisschen an Birdsong, dem ersten Quarterback in Leipzig.“

Nächster Gegner sind die Panthers Wroclaw, die stark waren und auch gerade in der Defensive mit AJ Wentland und William James stark aufgerüstet haben. Was erwartest du?

„Breslau ist sehr stark und sehr ausgeglichen. Die Offense ist mit Vitale und Tate mega explosiv. Die Defense ist auch stacked. AJ und Will werden diese Defense auf das nächste Level bringen. Ich habe nichts als Respekt für die Jungs. Wir sind Off-the-Field-Freunde und gönnen uns gegenseitig alles Gute der Welt. Aber Samstag auf dem Feld hat das Pause. Es wird ein harter Kampf und wie ich die Jungs und mich kenne, wird es einiges an Trashtalk geben. Ich freue mich wahnsinnig auf das Spiel.“

Playoffs sind durchaus möglich. Denkt man daran? Rechnet man untereinander auch mal zusammen und beobachtet man direkte Mitwettbewerber anders?

Ich will in die Playoffs. Mit Leipzig war mir das nie vergönnt. Hier habe ich eine reelle Chance. Ich habe es nicht durchgerechnet, bin mir aber ziemlich sicher. Wer gewinnt, wird drin sein. Es wird das Team gewinnen, welches es mehr will und weniger Fehler macht.“

Die Fans wollen es wissen: Wenn die Kings zurück kehren, wird Brütsch dann wieder in Leipzig snappen?

„Die Frage ist einfach zu beantworten. Stellt Leipzig ein Franchise auf, bin ich dabei. Ich war ein King der ersten Stunde und war Teamcaptain. Ich bin Wahlleipziger, das bedeutet, gebt mir ein funktionierendes Franchise und Coach Booker zurück und ich stehe auf der Matte. Das habe ich den Jungs von Sacksony in ihrem Podcast auch schon versprochen. Es ist viel passiert, was nicht schön war. Wer daran schuld hatte, ist erstmal zweitrangig. Aber wenn Coach Esume wirklich Leipzig wiederbelebt, wäre er sehr gut beraten, John Booker mit ins Boot zu holen. Die Locals vertrauen ihm. Wir müssen uns nur mal die Spielerlandschaft hier in der Region ansehen. Außer Dresden ist hier nicht viel los. Die meisten Dresdner Jungs hatten und haben keine Lust auf die ELF in Leipzig, was ihr gutes Recht ist. Dresden ist ein Top GFL-Programm. Das heißt im Umkehrschluss, du musst die rar gesäten guten Locals nach diesem ganzen Fiasko wieder so abholen, dass sie trotz schlechter Erfahrungen wieder für Leipzig spielen wollen.“

Bist du mit den anderen Ex-Kings Spielern noch im Kontakt? Lebt die WhatsApp Gruppe noch?

„Ja, es gibt ne Playersguppe, die aktiv ist und auch die alte Kings O-Line Gruppe ist sehr aktiv. Wir sind alle noch im sehr engen Kontakt.“

Danke Tilman und viel Erfolg weiterhin.

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Hendrik

Hendrik gründete Foot Bowl am 30. April 2021. Mail: footbowl@gmx.net