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Jonny

Rückblick

19. Juni 2021, der erste Spieltag der European League of Football. Die Barcelona Dragons, welche unter der Führung von Quarterback Zach Edwards spielten, waren neben den Panthers Wroclaw das einzige nicht deutsche Team der European League of Football. Und niemand wusste so recht, wie stark der Football in Spanien ist. Die Dragons empfingen an jenem ersten Spieltag die Stuttgart Surge zu Hause. Sie verloren das Spiel knapp mit 24:17. Dies war der Anfang einer bis zur Woche sechs anhaltenden Niederlagenserie. Doch man merkte den Dragons Spielern ihre steigende Lernkurve mit jedem gespielten Spiel an. In Woche sechs dann der Befreiungsschlag. Sie konnten Berlin Thunder mit 48:16 vor heimischer Kulisse schlagen und den ersten Sieg des neuen Franchises erringen. Es folgten zwei weitere Siege und man konnte die Saison mit drei Siegen und sieben Niederlagen abschließen.

Zweite ELF Saison

In der 2022 Saison drehte sich der Spieß dann einmal komplett. Die Dragons starteten die zweite Saison mit einer Siegesserie, welche in einem Showdown in Woche sechs mit den bis dahin ebenfalls ungeschlagenen Vienna Vikings endete. Mit 27:20 mussten sich die Dragons in Reus den Vikings geschlagen geben. Die Saison beendeten die Dragons mit einer Bilanz von acht Siegen und vier Niederlagen, sowie den erstmaligen Einzug in die Playoffs. Die sportliche Zukunft der Dragons sah sehr rosig aus.

Doch dann kam die Off-Season 2023 und alles änderte sich. Viele Leistungsträger verließen die Dragons, ein großer Nutznießer hierbei waren die neu gegründeten Paris Muketeers. Zach Edwars, Offensive MVP Kyle Sweet, DT Edwin Elio sowie die beiden O-Liner Eduardo Sánchez und Celestin Ngimbi zog es in die französische Hauptstadt. DE Alejandro Fernández folgte Head Coach Andrew Weidinger zu Rhein Fire, um nur einige zu nennen. So setzten erste Abgesänge im Internet gegen die Dragons ein. Warum die Dragons nicht so schlecht abschneiden werden, wie viele glauben, erläutern wir euch jetzt.

Homegrown Talente

In der Off-Season 2023 haben sechs als Homegrown geltende Spieler die Dragons in Richtung Deutschland, Schweiz und Frankreich verlassen. Hierbei muss natürlich lobend erwähnt werden, dass die Spanier mit der Ausbildung und Entwicklung ihrer Spieler eine gute Arbeit geleistet haben. Das hilft den Dragons aber spielerisch nicht weiter. Trotz der ganzen Negativ-Stimmung muss hervorgehoben werden, dass viele heimische Leistungsträger in die Mannschaft zurückgekehrt sind.

Mit Alex Posito kehrt der wohl beste Linebacker (79 Tackles, 4 TFL, 2 Sacks und einem Forced Fumble) der Dragons in den Kader zurück. Auch die beiden Brüder Jordi und Cesare Brugnani kehren auf der Defensive Seite des Feldes zurück. Ihre ausgezeichneten Statistiken findet ihr in ihren Spieler-Profilen auf Foot Bowl. Defensive Tackle Sebastián Bowen wird diese Saison auch wieder mit dabei sein, um dem Team bestmöglich zu helfen.

Auf der Offensiven Seite des Balles steht Wide Receiver Jordi Torrededía das dritte Jahr in Folge bereit die Pässe des Quarterbacks zu fangen. Die Offensive Liner José Ariza und Elvys Núñez werden dieses Jahr ebenfalls wieder versuchen den Spielemacher zu beschützen. Auch Runningback Toni Montón ist das dritte Jahr in Folge dabei, um weitere First Downs zu erlaufen.

Nicht zu vergessen sind natürlich die neuen Homegrowns, welche die Katalanen in ihr Team integrieren werden. So kommt beispielsweise mit OL Diego Varela (Spanish Cup Champion 2023), DL Rodrigo Sanz (LNFA Champion 2022), DL Daniel López (Spanish Cup Champion 2022) und RB Eduard Molina (LNFA Champion 2021) vermeintlich hochkarätige Verstärkung für das 2023 Dragons Team.

Das waren sowohl bei den Neuzugängen, als auch bei bestehenden Spielern nur einige Beispiele welche zeigen sollten, dass die Dragons in Sachen Homegrown-Talente auf keinen Fall unterschätzt werden sollten.

Der neue (alte) Trainerstab

Head Coach

Am 13. September 2022, also noch während des laufenden Saison gaben die Dragons bekannt, mit Head Coach Andrew Weidinger, getrennte Wege zu gehen. Einen Tag später wurde der letztjähriger Defensive Coordinator Gabriel „Blacky“ Sánchez zum neuen Head Coach ernannt. Zweifelsohne machte die Defensive Seite der Dragons in der Saison 2022 einen großen Schritt nach vorne, weshalb sich spielerisch sicherlich einige Vorteile aus diesem Vorgehen ergeben. Was ebenfalls ein großer Vorteil sein dürfte ist, dass Coach Sánchez spanischer Muttersprachler ist. Natürlich tut man sich leichter, etwas in seiner Muttersprache zu lernen – es spricht das Herz mehr an als es eine Fremdsprache jemals könnte. Und so war die Richtung klar, welche die Dragons einschlugen.

Offensive Coordinator

Sehr viel Erfahrung bringt auch der neue Offensive Coordinator Miguél Romero mit sich. Romero der in Mexiko geboren wurde, wieder ein spanischer Muttersprachler, war ab 1999 als Head Coach aktiv. In den Jahren 2008 sowie 2011 konnte er in der Organización Nacional Estudiantil de Fútbol Americano (ONEFA) jeweils die Meisterschaft mit seinem Team für sich entscheiden. Ebenfalls 2011 wurde er in den Trainerstab der Mexikanischen Nationalmannschaft berufen. In der Saison 2022 gewann er zusammen mit den Rojos CHMX den Titel in der Fútbol Americano de México (FAM-YOX). Coach Romero kann auf einen großen Erfahrungsschatz zugreifen, welcher den Spielern der Dragons zugute kommen könnte.

Special Team Coordinator

Mit Alexander Durazo kommt ein neuer Special Teams Coordinator mit reichlich Erfahrung in den Europäischen Football. So zog ihn diese Sportart bereits nach Norwegen, wo er bei den Kristiansand Gladiators, Lura Bulls und den Åsane Seahawks coachte. Ebenfalls wurde er in Norwegen in die Nationalmanns berufen. Ab 2019 verschlug es ihn in die Schweiz, wo er den Calanda Broncos als Assistent Coach bzw. der U19 Mannschaft als Head Coach beitrat. Er konnte in der Zeit bei den Broncos zwei Swiss Bowl Meisterschaften sowie eine U19 Meisterschaft sichern. Seit diesem Jahr ist er ebenfalls Coach für die Badalona Dracs, hat sich also in Spanien bereits akklimatisiert.

Weitere Coaches

Einige aus der Vergangenheit bekannte Coaches sind ebenfalls in den Trainerstab zurückgekehrt. So kehrt sowohl Victor Martín das dritte Jahr in folge als Wide Receiver Coach zurück, sowie Chase Baker als Defensive Line Coach. Die Dragons könnten beim Thema Trainerstab auf eine gute Mischung aus Beständigkeit und frischen Wind setzten. Genug Erfahrung und Führungsstärke sollte der neue Stab 2023 auf jeden Fall haben. Jetzt gilt es nur noch, diese auch auf das Feld zu bringen.

 
 
 
 
 
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Die neuen Imports

Ähnlich wie bei den Homegrown Talenten setzte es bei den Importspielern der Dragons ein großer Abfall ein. So verließen alle A-Imports, sowie fünf E-Imports das Team in Richtung anderer (zumeist ELF) Teams. Den deutschen Niko Lester zog es zurück nach Deutschland, um 2023 bei der Frankfurt Galaxy zu spielen. Benjamin Plu und Antony Rodrigues werden derweil nächstes Jahr für die Enthroners auflaufen. US-Import Michael Sam zog es hingegen in die Spanische Stadt Pinto, um dort für die dortigen Goldbats aufzulaufen. So mussten sich die Katalanen auch an dieser Front neu aufstellen.

Quarterback

Am 25. Dezember des letzten Jahres wurde von den Dragons verkündet, dass mit Conor Miller, der vermeintliche Quarterback der Zukunft gefunden wurde. Miller ist für ELF-Fans kein Unbekannter. Er kam bereits im ersten Jahr der ELF, während des Spiels des ELF-All Star Team gegen Team USA für eben jenes USA Team, als Quarterback zum Einsatz. 2022 wurde er dann nach Woche sechs von den Leipzig Kings verpflichtet, da sich der eigentlich gesetzte Starting QB Jordan Barlow verletzte. Leider hielt seine Saison nur bis Woche 11 an, da er sich dabei ebenfalls verletzte.

Seit 2019 konnte Miller bereits Erfahrung in Europa sammeln. Er spielte bereits für die Cologne Crocodiles (Deutschland), Graz Giants (Österreich) und Flash de La Courneuve (Frankreich). In Frankreich konnte er dabei eine ansehnliche Statistik an den Tag legen. Mit einer Komplettierungsquote von 56,43 % für 1422 Yards und 18 Touchdowns bei 2 Interceptions, legte Conor eine gute Saison hin. Miller ist ebenfalls der spanischen Sprache mächtig, was die Kommunikation und das zusammenwachsen mit seinen Mitspielern erheblich erleichtern dürfte.

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Conor Miller – Foto: Marcel Heinisch

Eine Besonderheit bei Conor Miller ist, dass er sich seiner Umgebung anpassen will. Er möchte mehr sein als nur der Franchise Quarterback. Er postete vor einigen Wochen, dass er sich mit der spanischen Sprache beschäftigt, um „nochmal seine Vokabeln“ aufzufrischen. Außerdem teilte er kürzlich ein Video auf Instagram, bei dem er seine harte Saisonvorbereitung und sein Training mit Wide Receiver Austin P. Duke zeigte.

Das konnte man auch letztes Jahr beobachten. Conor Miller hat die Leipzig Kings noch in Woche 14 gegen Rhein Fire von der Seitenlinie aus unterstützt. Das, obwohl er aufgrund seiner Verletzung, bereits über drei Wochen nicht mehr Teil des Teams war und eine Rückkehr komplett ausgeschlossen war. Conor Miller könnte sich als Herz und Seele der Dragons herausstellen.

Wide Receiver

Mit Wide Receiver Austin P. Duke gaben die Dragons am 6. Januar diesen Jahres ein interessantes Signing bekannt. Nicht wegen etwaiger schlechter Statistiken, die Duke in seiner College-Karriere hinlegte. Ganz im Gegenteil, in seinen vier Jahren bei den UNC Charlotte 49ers beendete er die Saisons immer als Leading Receiver. Er stelle sogar einen Allzeit Rekord in Bezug auf auf Receptions (253), Receiving-Yards (3.437) und Receiving-Touchdowns (24) auf. Im Jahr 2017 verbrachte er die Saison auf dem Practice Roster der Carolina Panthers in der NFL. Das Interessante an Duke war, dass er 2020 sein letztes professionelles Football Spiel in der XFL tätigte. In den vergangenen beiden Saisons konnten die Dragons bereits mit ihren beiden US-Wide Receivern Jean Constant und Kyle Sweet sehr produktive Signings tätigen. Die Fans können positiv in die Zukunft schauen, den Verantwortlichen vertrauen und annehmen, dass sich Duke auch in dieser Riege einreihen wird.

Defensive A-Spots

Mit Defensive Back Luke Glenna und Defensive Lineman Darius Slade kommen zwei weitere sehr gute US-Neuzugänge zum spanischen Franchise. Mit Glenna kommt ein AP All-American und 2022 All-Conference Champion zu den Dragons, welcher das Defensive Backfield sofort besser machen dürfte. Für ihn wird es die erste Station in Europa sein, da er frisch von der University of St. Thomas rekrutiert wurde. Slade hat ähnlich wie Austin P. Duke seit 2019 keinen professionellen Football mehr gespielt. Dennoch kann er auf einige Erfolge, wie zum Beispiel den Sugar-Bowl Sieg 2014 und den Fiesa Bowl Sieg 2015, zurückblicken.

E-Imports

Aber auch aus dem europäischen Ausland erhalten die Dragons tatkräftige Unterstützung. So kommen die beiden Schwedischen Spieler Theo Landström (WR) und Hugo Dyrendahl (LB) direkt aus dem Kader der Telfs Patroits. Dyrendahl, welcher 2020 zum CFL Combine eingeladen wurde, war 2022 AFL Tackle Leader und konnte sich den AFL Defensive MVP Award erringen. Auch Offensive Lineman Benjamin Dixon kann auf eine erfolgreiche Karriere zurückblicken. Er Teil des Teams, welches 2019 BUCS National Champion wurde. Außerdem wurde er 2021 Offensive MVP bei den Sheffield Giants.

Die Dragons konnten wichtige Schlüsselpositionen mit guten A- und E-Imports besetzten.

Neues Stadion neues Glück?

Nicht zu unterschätzen dürfte auch der Umzug in das neue Heimstadion der Dragons sein. Die vergangenen Jahre spielten die Dragons ihre Heimspiele im Esdati Municipal de Reus, einem kleinem Stadion in der ca. 100 Kilometer entfernten Stadt Reus. So schön das Stadion aber auch war, die weiten Fahrtwege und die schlechte Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel hielten viele Fans davon ab, die Heimspiele der Dragons zu besuchen. Dies wollen die Katalanen mit ihrem neuen Heimstadion ändern. Das Estadi Municipal Olimpic in Teressa liegt nur noch 35 Kilometer von Barcelona entfernt. Zusätzlich glänzt das Stadion mit einer sehr guten Anbindung ans Straßennetz und ist außerdem gut mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. (Mehr zum Stadion findet ihr hier)

Mit viel Enthusiasmus sind die Barcelona Dragons Fans bei der Sache. Trotz einer durchschnittlichen Zuschauerzahl von „nur“ etwas über 1000 Personen, konnten die Dragons wohl eine der lautesten Fanbasen der Liga erschaffen. Sollte der Plan aufgehen den Zuschauerschnitt um mehr als 300 Prozent zu steigern, wie es sich die Verantwortlichen wünschen, sollte das neue Stadion ein echter Hexenkessel werden, bei dem es sich als gegnerische Mannschaft nicht zu verlieren gilt.

Fazit

Die Barcelona Dragons hatten sehr viele gute Abgänge zu verkraften. Sie können sich aber auf sehr gute Neuzugänge freuen. Gute Howegrown-Talente, sowie ein Trainerstab, der die Muttersprache beherrscht wird den Katalanen sicher helfen einige der Abgänge auszugleichen, vielleicht sogar zu überflügeln. Mit Conor Miller holt man sich einen neuen Quarterback ins Haus, der nicht etwa ein zweiter Zach Edwards sein soll, sondern seinen eigenen Spielstiel und Erfahrungen mitbringt. Auch die anderen A- und E-Spots sollten das Team potenziell stärken, um in der Liga mehr als nur mithalten zu können. Und wenn man sich noch mit dem ein oder anderen Spieler zusätzlich verstärkt, beispielsweise einen Giorgio Tavecchio, kann man eventuell sogar an der vergangenen Saison anknüpfen. Das Team wird Zeit benötigen, um zusammen zu finden.

Nachwort

Vielleicht werden die 2023er Dragons anfangs etwas an die 2021er Dragons erinnern. Ich bin mir aber sicher, dass die Dragons um einiges besser dastehen werden, als im Internet Prophezeit wird. Jetzt seid ihr gefragt? Was ist eure Meinung dazu? Schreibt es in die Kommentare.

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